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    Der superbrutale Menschenjagd-Thriller "The Hunt" ist saugeil – aber eine Sache stört gewaltig!

    Donald Trump hat gegen „The Hunt“ gewettert, weil der Film angeblich „rassistisch“ sei – aber auch das ist wieder nur sein üblicher Twitter-Unfug. Trotzdem gibt es eine zentrale Entscheidung, die man den Machern sehr wohl vorwerfen kann…

    Universal Pictures

    +++ Meinung +++

    Seit dem vergangenen Donnerstag gibt es die FSK-18-Horror-Satire „The Hunt“ auch in Deutschland als VoD zum Streamen* – und wir können euch den Film auch nur wärmstens ans Herz legen, zumindest solange ihr einen starken Magen habt. Das Fazit unserer 4-Sterne-Kritik lautet: „Der ‚meistdiskutierte Film des Jahres‘ ist zugleich auch einer der unterhaltsamsten – ein kultiger Splatter-Spaß für Wähler aller Parteien, Hauptsache man mag es krass und blutig!“

    Wer mit dem Film hingegen gar nichts anfangen kann, ist Donald Trump: Der US-Präsident hat bereits im vergangenen Jahr eine seiner typischen Twitter-Tiraden gegen „The Hunt“ abgeschossen, weil es in dem Film vordergründig darum geht, dass superreiche Demokraten eine Menschenjagd auf gekidnappte Südstaaten-Republikaner veranstalten.

    Was Trump dabei allerdings nicht kapiert hat: In dieser Konstellation sind die erstaunlich wehrhaften Republikaner die Helden – und die Demokraten die Bösen! Ich habe zu der Thematik vor ein paar Tagen auch schon mal ein kurzes Video aufgenommen:

    In einer Zeit, wo im öffentlichen Diskurs Gruppenzugehörigkeiten immer mehr und Argumente immer weniger wert sind, ist das Konzept von „The Hunt“ erfrischend und clever: Auch als liberaler Zuschauer wird man dazu gebracht, sich mit der „anderen Seite“ zu identifizieren – und plötzlich drückt man Menschen die Daumen, mit denen man sich in einem Online-Forum ansonsten vermutlich nur üble Beleidigungen an den Kopf werfen würde.

    Aber es gibt da einen Haken – denn an einer Stelle haben die Macher völlig unnötig Angst vor der eigenen Courage bekommen: Schon in meiner Filmbesprechung habe ich deshalb angekündigt, dass ich zum VoD-Start noch mal einen extra Artikel zu meinem großen Kritikpunkt veröffentlichen werde. Und unter meinem Video wurde auch schon von FILMSTARTS-Lesern angemahnt, dass ich einen zentralen Punkt übersehen hätte. Das habe ich nicht – ich habe nur bis jetzt gewartet, um ihn anzusprechen.

    Achtung: Ab hier Spoiler zum Finale von „The Hunt“!

    Mein großes Problem hat natürlich mit dem Hintertürchen zu tun, das die Macher sich und ihren Zuschauern im Finale plötzlich noch öffnen. Das ist nicht nur völlig überflüssig, es ist sogar kontraproduktiv – und hat mich deshalb bei aller Liebe für den Film echt maßlos geärgert. Aber von vorne…

    Die Protagonistin des Films ist die von „GLOW“-Star Betty Gilpin göttlich verkörperte Autovermietungs-Mitarbeiterin Crystal, die selbst dann einen absolut kühlen Kopf bewahrt, wenn sie nach ihrem Kidnapping mit einem Haufen Fremder auf einer Wiese aus der Narkose erwacht und schon bald darauf von Sniper-Schützen unter Beschuss genommen wird.

    Crystal hat’s einfach drauf: Sie ist saucool, völlig abgeklärt und verdammt clever. So gar nicht das übliche Horrorfilm-Opfer – stattdessen sollten sich eher ihre Kidnapper vor ihr in Acht nehmen als andersrum!

    Auf der Zielgeraden versaut

    Wenn Crystal im großen Finale dann im heftig-blutigen Frau-gegen-Frau-Duell gegen die große Strippenzieherin Athena (Hilary Swank) antritt, sind die Sympathien deshalb auch klar verteilt – egal wo man selbst politisch steht, natürlich drückt man Badass-Crystal die Daumen!

    Aber bevor der „John Wick“-artige Schlagabtausch losgeht, erklärt Athena erst noch, warum sie die Menschenjagd auf Republikaner überhaupt veranstaltet:

    Vor einigen Jahren wurde von einigen Verschwörungstheoretikern die Story in Umlauf gebracht, dass die wohlhabende Silicon-Valley-Managerin in ihrer Freizeit eben solche Menschenjagden veranstalten würde – es folgte ein Online-Shitstorm, der sie den Job kostete. Also hat sie sich gedacht: Wenn eh alle glauben, dass ich jagt auf Menschen mache, dann mache ich das doch halt auch einfach.

    Doch eine von den Guten?

    Bei den Opfern handelt es sich deshalb auch allesamt um rechte Online-Kommentatoren, die die Theorie damals – angereichert mit den üblichen menschenverachtenden Beschimpfungen – weiterverbreitet haben. Aber statt diesen Widerspruch, dass wir als Zuschauer voll auf Crystals Seite sind, obwohl sie zugleich auch ein ziemliches Arschloch zu sein scheint, einfach auszuhalten, bringen die „The Hunt“-Macher plötzlich die Idee ins Spiel, dass die Menschenjagd-Veranstalter versehentlich die falsche Crystal entführt haben.

    Zwar kann man sich die Sache so zurechtlegen, dass Crystal die Verwechslungsgeschichte nur erfindet, um Athena aus der Fassung zu bringen (zuzutrauen wäre ihr das auf jeden Fall). Aber wenn man will, kann man ab dieser Offenbarung auch einfach glauben, dass Crystal doch eine von den „Guten“ ist. Das ist aber viel zu platt und einfach für einen eigentlich so cleveren Film wie „The Hunt“.

    Wären die Macher doch an dieser Stelle nur so souverän geblieben wie bei der Trump-Kritik, auf die sie mit diesem göttlichen neuen Kino-Poster reagiert haben:

    Universal Pictures
    Webedia GmbH

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