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    "Star Wars 8": Diese eine Szene lässt mich einfach nicht los

    Für mich ist „Episode 8: Die letzten Jedi“ der berührendste, komplexeste und beste der neuen „Star Wars“-Filme. Das liegt nicht zuletzt an der kurzen Szene, in der sich Luke und Leia wiedersehen.

    The Walt Disney Company

    „Star Wars: Die letzten Jedi“ läuft heute ab 20.15 Uhr auf ProSieben

    +++ Meinung mit Spoilern +++

    Warum der umstrittene „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ für mich der beste von den neuen Filmen ist, habe ich an anderer Stelle bereits aufgeschrieben. Heute möchte ich mir die Zeit nehmen, eine der herausragenden Szenen genauer zu betrachten, die exemplarisch für die Klasse des Films steht:

    Wenn der alte Luke (Mark Hamill) und die alte Leia (Carrie Fisher) sich in einem ruhigen Moment des Finales kurz wiedersehen, gelingt Regisseur und Autor Rian Johnson eine audiovisuelle Meisterleistung:

    Die Szene ist „Star Wars“ in purer Form – in die Johnson seine persönliche Note einbringt, während Mark Hamill auf der Metaebene Abschied nimmt von seiner 2016 verstorbenen Kollegin Carrie Fisher.

    Doch der Reihe nach.

    Die Szene funktioniert auch stumm

    Ein simpler Test, um die Qualität von Filmszenen einzuschätzen, geht so: Einfach mal den Ton abstellen und schauen, ob man trotzdem noch was versteht. Ursprünglich war das Kino ein stummes Medium, nur durch Klaviermusik unterstützt. „Star Wars“ steht dahingehend in dieser Tradition, als dass George Lucas seine Filme gerne als Stummfilme bezeichnet, in denen die Dialoge nicht so wichtig sind (was auch deswegen passend für ihn ist, weil ihm das Dialogschreiben nicht liegt).

    In der Eröffnungsszene von „Star Wars 4: Eine neue Hoffnung“ braucht es konsequenterweise kein Wort, um zu verstehen, was los ist. Das von Rian Johnson inszenierte, späte Wiedersehen der Geschwister Luke (Mark Hamill) und Leia (Carrie Fisher) am Ende von „Star Wars 8“ würde ebenfalls komplett ohne Dialoge funktionieren.

    Hamill und Fisher steht in die Gesichter geschrieben, wie bittersüß dieses kurze Treffen zur schweren Stunde ist. Die Verlegenheit des lange abwesenden Luke, die ruhige Trauer im Blick von Leia und die tiefe Freude auf beiden Seiten, einfach und endlich noch mal einen kurzen gemeinsamen Moment zu haben, all das verstehen wir wortlos.

    Dazu John Williams' altes Musikthema, das er für Luke und Leia geschrieben hat und schließlich ein neues Stück, eine spannende, anschwellende Musik, die Lukes Schritte auf dem Weg nach draußen begleitet, wo er sich der kompletten feindlichen Armee entgegenstellt.

    Macht einfach mal das Experiment und seht euch die kurze Szene ohne Ton an. John Williams wird fehlen, verstehen werdet ihr dennoch das Wichtigste.

    Rian Johnson, der Fuchs

    Lucasfilm gehört seit 2012 zu Disney. Dem Studio wird vorgeworfen, konfektionierte Filmware zu produzieren, Massenprodukte eben – was durchaus zutrifft. Allerdings können Filmemacher hin und wieder eben trotzdem mit ihrer Stimme durchdringen. „Star Wars 8“ nun ist so sehr ein Rian-Johnson-Film, wie es angesichts der Zwänge möglich ist, die ein Spitzen-Produktionsbudget von mehr als 250 Millionen Dollar und der Status als Teil 8 einer neunteiligen Reihe eben mit sich bringen.

    Johnson liebt das überraschende Augenzwinkern, weswegen Leia ihren Bruder bei aller Bedeutungsschwere der Situation erst mal mit einem kleinen Witz über ihre Haare begrüßt. Und Johnson, der Regisseur des Hirnknoten verursachenden Zeitreise-Thrillers „Looper“ und der cleveren Agatha-Christie-Variation „Knives Out“, liebt die Twists. Kurz nach der Luke-und-Leia-Szene also kommt eine Wendung, die dem Wiedersehen eine neue Bedeutung verleiht.

    Erst danach nämlich wird klar, dass Luke nur als Hologramm zurück ist. Leia versteht das, als Hologramm-Luke ihr die Würfel aus dem Millennium Falken in die Hand legt und sie nichts spürt. Die Geschwister tauschen in diesem Moment einen wissenden Blick aus, der bei Erstsichtung des Films so wirkt, als sei er auf die Würfel bezogen.

    Doch in Wirklichkeit teilt Luke hier seiner Schwester ein Geheimnis mit, bevor es alle anderen erfahren, inklusive den Zuschauern. Rian Johnsons Twist mit dem Hologramm ist verblüffend und gleichzeitig Ausdruck des tiefen Bandes zweier Geschwister, die exklusiv ein großes Geheimnis miteinander hüten.

    Wir vermissen dich, Carrie Fisher

    Als „Star Wars: Die letzten Jedi“ im Dezember 2017 in den Kinos startete, war Carrie Fisher seit einem Jahr tot. Niemand wusste, ob und wie Leia in „Star Wars 9“ vorkommen würde, aber klar war: „Star Wars 8“ ist der letzte Film der Reihe, für den Carrie Fisher vor der Kamera stand. Das Wiedersehen zwischen Luke und Leia war das erste Mal seit den frühen Achtzigern, seit der Originaltrilogie, dass Mark Hamill und Carrie Fisher eine gemeinsame Szene gedreht hatten – und das letzte Mal.

    Hier trafen sich zwei Schauspieler, um einander Lebewohl zu sagen. Zwei Schauspieler, deren Karrieren in den Siebzigern mit „Star Wars“ begannen, anschließend aus unterschiedlichen Gründen versandeten und die später stets auch mit liebevollem Humor über die Saga sprachen, vor allem natürlich die bissige Carrie Fisher, die sich beständig über die ausgefallenen Frisuren von Leia lustig machte. Man hätte Hamill und Fisher keinen schöneren kleinen Abschiedsmoment voneinander wünschen können.

    Webedia / Sebastian Gerdshikow

    „Star Wars 8“ und alle anderen Filme der Reihe findet ihr u. a. beim Streamingdienst Disney+.

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