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    Streaming-Tipp: Der beste Superheldenfilm, von dem ihr noch nie gehört habt!

    Während die Blockbuster von Marvel, DC und Co. die Leute massenweise in die Kinos locken, beweist Regisseur Likarion Wainaina mit „Supa Modo“, dass es auch im Superhelden-Kino vor allem auf eines ankommt: Herz.

    2019 One Fine Day Films

    +++ Meinung +++

    Als mit „Iron Man“ 2008 das Marvel Cinematic Universe eingeläutet wurde, hätte wohl niemand mit dem kometenhaften Aufstieg von Comic-Helden im Kino gerechnet, zu dem es in den folgenden Jahren kam. Bei mir machen sich zwar längst Ermüdungserscheinungen breit, doch der Erfolg gibt Tony Stark und Co. Recht – und zwar bis heute. An Nachschub mangelt es jedenfalls auch in den nächsten Jahren nicht. Ein starkes Startwochenende und zack, ist die Fortsetzung auch schon unterwegs.

    „Noch größer, noch teurer, noch krasser“, heißt es dann in der Regel. Während die Köpfe der Filmemacher*innen direkt zu rauchen beginnen, losgelassen von der Studioleine, auf der Suche nach Wegen, noch einmal einen drauf zu setzen, müssen in „Supa Modo“ allerdings keine Berge versetzt, keine außerirdischen Invasoren vom Planeten gepustet und keine fiesen Machenschaften durchkreuzt werden. Und das tut unglaublich gut. Denn am Ende geht es mir ohnehin nicht darum, möglichst spektakuläre Heldentaten in einer fiktiven Welt zu bestaunen, sondern meinen Glauben zu stärken, dass es sie auch in unserer Welt geben kann.

    Regisseur Likarion Wainaina zeigt mit seinem Film, dass es weder Hollywoodstars noch eine Materialschlacht braucht – ja, noch nicht einmal einen Antagonisten –, um eine Held*innengeschichte zu erzählen. Denn statt Spektakel gibt er seinem Publikum ein Stück kindlicher Vorstellungskraft zurück, die uns in unserem hektischen Alltag ohnehin viel zu stark abhandenkommt. Aber gut, für die üblichen Kino-Blockbuster brauchen wir sie auch nicht.

    Das großartige kenianische Drama, das 2019 ganz ohne Zweifel in meiner Liste der 10 besten Filme 2019 gelandet wäre, wenn ich den (sicher viel zu kleinen) Kinostart nicht verpasst hätte, fliegt auch im Heimkino unter dem Radar. Denn „Supa Modo“ findet ihr nicht bei Streaming-Riesen wie Netflix oder Amazon Prime Video, sondern – neben vielen weiteren Geheimtipps – bei Kino on Demand:

    ›› "Supa Modo" bei Kino on Demand

    Darum geht's in "Supa Modo"

    Die neunjährige Jo (Stycie Waweru) würde am liebsten den ganzen Tag im Kino verbringen, um bei ihren Helden zu sein – ganz egal, ob das nun Jackie Chan, Superman oder Robin Hood ist. Am liebsten wäre sie ja selbst eine Superheldin, die Tag für Tag neue Abenteuer erlebt. Doch Jo ist todkrank und wenn es nach ihrer Mutter geht, soll sie den Rest ihres kurzen Lebens am besten im Bett verbringen.

    Zum Glück ist da aber auch noch ihre ältere Schwester Mwix (Nyawara Ndambia), die noch einmal frischen Wind in Jos verfrühten Lebensabend bringt. Sie ermutigt sie, fest an ihre übernatürlichen Fähigkeiten zu glauben und lässt ihre kindliche Vorstellungskraft mit tatkräftiger Unterstützung von Freunden und Bekannten noch einmal aufblühen – bis Mwix eines Tages das ganze Dorf versammelt, um Jo ihren größten Wunsch zu erfüllen: Sie soll die Heldin ihres eigenen Films sein!

    Dieser Film berührt – egal woher man kommt

    Das Superheldenkino fernab von Hollywood kommt einem Tapetenwechsel gleich – wenn man etwa mal einen Blick auf russische oder asiatische Genre-Beiträge wirft, die nicht nur visuell, sondern auch erzählerisch oft ihre ganz eigene Linie verfolgen. Ob das einem am Ende auch gefällt, ist am Ende vor allem Geschmacksache. Bei „Supa Modo“ ist das anders.

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    „Supa Modo“ ist in erster Linie ein ebenso tieftrauriges wie hoffnungsvolles Wohlfühl-Drama – und trifft als solches einfach mitten ins Herz. Seine Geschichte ist so universell, so menschlich, dass sie unter die Haut geht, unabhängig davon, ob ihr in einem ähnlich ärmlichen Dorf irgendwo in Afrika oder in einer deutschen Metropole wohnt, ob ihr Kinder habt oder selbst gerade erst noch eines wart, ob ihr lieber Superheldenfilme oder Familiendramen guckt.

    Es ist eine regelrechte Wohltat, in die Welt von Jo einzutauchen, eine Welt, in der nicht jede*r unentwegt ins Smartphone glotzt, auch wenn sich seit dem letzten Check vor einer Minute ohnehin nichts getan hat, eine Welt, in der ein Kinoticket das Tor zu fremden Welten ist – aus denen man sich alles mitnimmt, was einem gefällt. Denn Smartphones können gestohlen werden oder verloren gehen (und wehe wenn, Verzweiflung vorprogrammiert!), aber die eigene Vorstellungskraft, die kann dir keiner nehmen. 

    Weil Helden keine Schurken brauchen

    Wenn Mwix den Salzstreuer beim Essen an einem durchsichtigen Faden langsam über den Tisch zieht und ihre kleine Schwester damit im Glauben lässt, sie hätte das Gewürz gerade Kraft ihrer Gedanken bewegt, ist das zugleich ganz, ganz großes und intimes Kino. Man kann gar nicht sagen, ob man sich lieber in Jo oder in Mwix hineinversetzen würde, weil man die Schönheit dieser Szene aus einer Sicht überhaupt gar nicht vollends erfassen könnte.

    2019 One Fine Day Films

    „Eine Heldengeschichte ist nur so gut wie ihr Schurke“ – so in etwa lautete schon immer meine Devise, wenn es um Hollywoods Helden-Abenteuer wie die von James Bond, Marvel und Co. geht. Und ich kann die Blockbuster gar nicht alle zählen, die mich in dieser Haltung immer wieder bestätigten. Es musste erst „Supa Modo“ daherkommen – ein Film, der es auf der größten Filmbewertungsplattform der Welt (IMDb) selbst nach Jahren auf gerade einmal 300 Stimmen bringt –, der mich eines Besseren belehrt.

    Jetzt weiß ich: Heldengeschichten brauchen überhaupt keinen Antagonisten! Denn auch wenn Jos Mutter dem Glück ihrer Tochter gerade zu Beginn im Weg steht, ist es am Ende noch nicht einmal die Krankheit selbst, die als Feind betrachtet wird. Sie ist vielmehr die – viel zu frühe – Endstation, durch die Jo und ihre Familie überhaupt erst erkennen, dass es im Leben vor allem darauf ankommt, es bis dahin in vollen Zügen zu nutzen.

    Ganz egal, ob man davon überzeugt ist, Superkräfte zu besitzen oder ob man tatsächlich welche hat – was macht das am Ende schon für einen Unterschied?

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