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    "Mortal Kombat" als super-brutaler Anti-Marvel-Film: Das haben wir am Set der Verfilmung des Kult-Prügelspiels erfahren

    In Kürze soll „Mortal Kombat“ in die Kinos kommen – und der brutalen Vorlage Rechnung tragen. Nicht nur das hat man uns am Set verraten: Einen Anti-Marvel-Film mache man, wobei man bei einer Sache doch dem MCU nur zu gerne nacheifern will...

    2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

    Seit 1992 gibt es den Spieleklassiker „Mortal Kombat“, zuletzt erschien 2019 bereits „Mortal Kombat 11“. Natürlich hat sich Hollywood schon früh für einen so erfolgreichen Stoff interessiert. Paul W.S. Andersons „Mortal Kombat“ von 1995 genießt bei einigen Leuten durchaus Kultstatus – eine wirklich passende Verfilmung des Spiels ist es aber nicht.

    Viel zu viele Abstriche musste man machen, weil man einen jugendfreien Hollywood-Blockbuster erschaffen wollte. Als wir im Herbst 2019 als einziges deutsches Medium an das Set der „Mortal Kombat“-Neuverfilmung im australischen Adelaide eingeladen sind, hören wir eine Sache immer wieder:

    Dieser Film wird anders! Er wird super-brutal. Produzent E. Bennett Walsh fühlt sich sogar an seine Arbeit mit Quentin Tarantino an „Kill Bill“ erinnert... Doch bevor wir dazu kommen, der Reihe nach: Denn „Mortal Kombat“ soll viel mehr als eine brutale Schlachtplatte werden.

    Ein einzigartiger Videospiel-Klassiker – mittlerweile mit Story

    Im Kern ist „Mortal Kombat“ ein simples Prügelspiel. Zwei Kontrahent*innen stehen sich gegenüber und ermitteln in maximal drei Runden, wer triumphiert. Berühmt wurde das Spiel für seine sogenannten Fatalities. Das Highlight kommt erst nach dem Kampf: Wer gewinnt, darf grausam massakrieren: Das Herz oder den Kopf samt kompletter Wirbelsäule rausreißen, gehört zu den berühmtesten der mittlerweile zahlreichen Finishing Moves.

    Doch „Mortal Kombat“ hat auch eine Story, die über die Jahre immer komplexer wurde. Im Kern geht es darum, dass die finsteren Kräfte von Outworld die Herrschaft über die Erde gewinnen wollen. Dafür müssen sie zehn tödliche Turniere, das sogenannte Mortal Kombat, in Folge gewinnen. Wenn der neue Film einsetzt, stehen schon neun Siege auf Seiten der bösen Invasoren. Es ist also die letzte Chance für die Menschheit.

    Mark Rogers / Warner Bros.

    Regisseur Simon McQuoid, der schon seit Jahren an dem Projekt arbeitet und es nun als sein Kinodebüt verwirklichen kann, ist wichtig, auch eine Geschichte zu erzählen: „Es war vielleicht mal ein simples Prügelspiel, doch die Story wurde nach und nach komplexer. Wir sind einen Schritt zurückgegangen und haben gesagt: Stellt euch mal vor, es hätte zuerst eine große Fantasy-Romanreihe gegeben und auf dieser basieren die Spiele. Wir verfilmen diese Romanreihe!“

    Und Schauspieler Joe Taslim, der mit „The Raid“ bereits beste Erfahrung im Bereich brutale und fesselnde Action hat, ist sich „sicher, dass nicht nur die Fans davon begeistert sein werden, wie wir die Figuren, die Action und die Brutalität umsetzen. Alle werden ihren Spaß haben. Es ist nicht nur ein Kampfturnier, wir haben eine richtige Story.“

    Mark Rogers / Warner Bros.

    Produzent Todd Garner ergänzt: „Das ist nicht nur ein Film, in dem sich Typen die Scheiße aus dem Leib prügeln! Wir wollen etwas Größeres aufbauen.“ Natürlich fallen bei einem solchen Hinweis auf etwas „Größeres“ schnell die Begriffe Marvel und MCU, und Garner gibt auf unsere Nachfrage auch direkt zu: „Das zu machen, was Marvel mit 'Iron Man' geschafft hat, ist der Traum. Wir wünschen uns ein 'Mortal Kombat'-Universum.“

    Solche großen Träume von Filmschaffenden sind zuletzt aber auch zahlreich geplatzt, weswegen alle sich einig sind: Die werden auch schnell wieder über Bord geschmissen, wenn „Mortal Kombat“ nicht gut wird und kein Publikum findet. Damit aber genau das nicht passiert, hat man sich zu einem Schritt entschlossen, der bereits für einige Kontroversen sorgte:

    Eine neue Figur – nur für den Film

    Obwohl es über 80 Figuren im „Mortal Kombat“-Universum gibt und es extrem schwer fiel, auszuwählen, welche im Film auftreten werden, steht ein komplett neuer Charakter im Zentrum: Lewis Tan, u. a. bekannt aus der Netflix-Serie „Wu Assassins“, spielt den abgehalfterten Ex-MMA-Champion Cole Young, der sich mit halbseidenen Käfig-Fights über Wasser hält – bis herauskommt, dass ausgerechnet er beim entscheidenden Turnier über das Schicksal der Erde eine wichtige Rolle spielen könnte.

    Hardcore-Fans, aber auch das neue Publikum, welches für einen Kinoerfolg nötig ist, sollen durch die neue Figur diese Welt „ganz frisch“ gemeinsam entdecken können, so McQuoid. Man wolle keinen Film machen, wo die eine Hälfte des Publikums direkt alles weiß und die andere nicht versteht, was da los ist – und das sei eine Herausforderung gewesen. Schließlich treten über ein Dutzend legendärer Figuren wie Sub-Zero, Scorpion und Sonya Blade auf.

    Simon Westlake / Warner Bros.

    Deren Darsteller*innen sind auch alle am Set, als wir es besuchen, denn es laufen gerade die Vorbereitungen für eine besonders große und imposante Actionszene. Der über die Menschheit wachende Donnergott Raiden (Tadanobu Asano) hat seine Kämpfer*innen in der Arena in seinem Tempel versammelt, als der die Truppen von Outworld anführende Shang Tsung (Chin Han) mit seinem Team antritt. Es kommt zu einer großen Prügelei mit über einem Dutzend Beteiligten.

    Zu viel wollen wir an dieser Stelle über die Szene gar nicht verraten, da sie der Auftakt für den dritten Akt ist, also das große Finale einläutet. Dass eine so späte Szene für einen Setbesuch ausgewählt wird, ist eher ungewöhnlich, doch die Idee dahinter zu erkennen. Denn so sind fast alle Stars des Films im wahrsten Sinne des Wortes in Action - und damit kommen wir zu dem Punkt, der jenseits von Story und der Brutalität einfach der Allerwichtigste ist: die Action!

    Alles bereit für erstklassige Action

    Versammelt sind hier vor allem Stars mit Action-Hintergrund. Lewis Tan, dessen Vater Philip Tan zu den legendären Stuntmen Hollywoods gehört, haben wir schon genannt. Wir treffen an diesem Tag aber unter anderem den aus „The Raid“ bekannten Joe Taslim als Sub-Zero und mit Max Huang als Kung Lao sogar einen deutschen Schauspieler. Das langjährige Mitglied von Jackie Chans Stuntteam bringt nicht nur die Erfahrung aus dessen Produktionen mit, sondern hat selbst schon Stunts choreographiert.

    „So viele Schauspieler mit Action-Hintergrund, das macht meine Arbeit so unglaublich viel einfacher“, erklärt uns der für die Choreographie aller Kampfszenen zuständige Chan Griffin. „So viele von ihnen können ihre Kampfszene auch wirklich selbst drehen, das gibt uns viel mehr Freiheiten und Möglichkeiten. Nur wenn wir sie Meter durch die Wildnis in einen Baum krachen lassen, muss ich auf einen von denen zurückgreifen“, zeigt er auf sein Stuntteam, das aus vielen Freunden und Freundinnen aus seiner Kampfschule besteht.

    Griffin ist der Go-To-Guy, wenn aktuell Action in Australien gedreht wird, war an „Aquaman“ und „Thor 3: Tag der Entscheidung“ beteiligt. Doch „Mortal Kombat“ ist noch einmal eine völlig andere Hausnummer, wie er uns mit leuchtenden Augen erzählt.

    Warner Bros.

    „Ich bin hier in Adelaide damit aufgewachsen, 'Mortal Kombat' zu zocken. Und es war mein Kindheitstraum, das irgendwann professionell nachstellen zu können. Und nun ist ausgerechnet das die erste große Produktion in meiner Heimatstadt. Das ist einfach nur verrückt, dass ich das machen darf“, erklärt er. Nicht wie sonst in Sydney oder Melbourne zu drehen, hat ihm auch ermöglicht, sein ganzes Team mitzubringen, bis hin zu seinem Meister, der ihm alles beigebracht hat und nun jene Schauspieler*innen schult, die noch etwas mehr Kampferfahrung benötigen.

    Mit großer Begeisterung erzählt er nicht nur davon, wie er mit seinem Team die Kämpfe choreographiert hat, sondern unterbricht immer wieder, um das gleich mal zu zeigen und nachzustellen. Das Spiel war dabei natürlich die Vorlage, wie er auf unsere Nachfrage versichert: „Es war mir als Fan wichtig, dem Kern und dem Kampfstil jeder Figur treu zu bleiben. Aber wir wollten das nicht nur kopieren, sondern wirklich zum Leben erwecken. Und dafür musst du dir auch einige Freiheiten nehmen.“

    Auch für die schon erwähnten und von Fans besonders erwarteten Fatalities verspricht er uns viele bekannte Dinge, aber auch neue Sachen, die das noch weiter aufpeppen. Und zudem wäre er auch schön blöd, wenn er die individuellen Martial-Arts-Stile der ihm zur Verfügung stehenden Stars nicht nutzen würde. Das hilft nicht nur der Authentizität, sondern gibt auch dem Cast die Möglichkeit, sich noch mehr einzubringen – was vor allem Joe Taslim gerne angenommen hat. Der Action-Star teasert eine der „coolsten Kampfszenen meiner Karriere“, was bei seinem Bösewicht, der mit der übernatürlichen Fähigkeit ausgestattet ist, seine Gegner zu vereisen, durchaus doppeldeutig gemeint sein dürfte.

    Mark Rogers / Warner Bros.

    Der Begriff „Authentizität“ kommt uns an diesem Tag immer wieder unter. Bei der Besetzung spielen nicht nur die Kampf-Fähigkeiten eine Rolle, wie Max Huang ausführt: „Wir haben nicht nur Schauspieler*innen, die wissen, wie man kämpft und die Actionszenen stemmt, sondern die auch zu den Ursprüngen der von ihnen dargestellten Figuren passen, zu ihren Hintergründen.“

    Tadanobu Asano, der als japanische Filmlegende mit über 100 Rollen in Hollywood und überall sonst auf der Welt eigentlich größte Name des Casts, drückt das in seiner ganz besonderen Bescheidenheit etwas anders aus. So zieht er treffend einen Vergleich zur teilweise fragwürdig besetzten 95er-Version mit Christophe Lambert in seiner Rolle: „Ich bin wie Raiden Japaner, daher kann ich vielleicht ein paar Dinge etwas anders darstellen als Herr Lambert, der eine großartige und von mir bewunderte Legende ist.“

    So viele praktische Effekte wie möglich

    Dass die Besetzung schon jetzt auf viel Fan-Zustimmung stößt, ist daher kein Wunder – nur eine Rolle wurde etwas kritischer betrachtet: Mehcad Brooks als Jax Briggs. Der „Supergirl“-Star schien für die Special-Forces-Muskelmaschine eine ungewöhnliche Wahl – und viele Fans befürchteten zu viele Effekte aus dem Computer. Doch schon in den späteren Staffeln der Superheldenserie verlor der 1,90 Meter große Schauspieler nach und nach seine schlaksige Statur, im Netflix-Thriller „A Fall From Grace“ waren dann erst recht bereits imposante Muskeln zu sehen – und das ist nix gegen den Brooks, den wir am Set getroffen haben.

    Wir mussten uns zwei Mal die Augen reiben, um ihn zu erkennen. Doch ihm gehe es genauso, wie er lächelnd verrät. 15 Kilo reine Muskelmasse hat er sich noch einmal auf die ohnehin schon zuvor existierenden 107 Kilo draufgehauen: „Im Privatleben ist es eine Komödie. Man läuft anders, man schläft anders und ich stoße laufend alles um, weil ich den Körper nicht gewohnt bin.“

    Doch im Film soll Jax alles andere als lustig werden: „Ich bin selbst Fan der Spiele und will diese Figur so gut zum Leben erwecken, dass aus einem Videospielcharakter ein Mensch wird, der aber gleichzeitig einfach verdammt brutal ist. Unsere Figuren müssen auf dem Boden der Realität stehen, aber gleichzeitig können sie deinen Schädel zertrümmern. Und dafür war meine Wandlung wichtig: Du bewegst dich einfach anders, du hältst deine Fäuste anders. Ich brauchte das, um mich in die Figur einzufühlen.“

    Warner Bros.

    Authentisch sollen nicht nur die Figuren sein, authentisch soll auch der ganze Film sein, weswegen man so viel auf praktische Effekte setzen will, wie nur möglich. Auch wenn Brooks uns dann noch verrät, dass die legendären bionischen Arme seiner Figur dann doch aus dem Computer stammen werden, weil es mit den praktischen Modellen einfach nicht geklappt hat, und eine Fantasy-Story wie „Mortal Kombat“ mit geworfenen Feuerbällen etc. natürlich doch auch viel CGI-Power braucht, ist trotzdem sehr viel echt.

    Davon können wir uns am Set mehrfach einen Eindruck verschaffen – bei den Kostümen, den vielen nachgebauten, gegenüber den Spielen nur leicht und dann auf den ersten Blick sinnvoll veränderten Waffen und natürlich vor allem beim Set selbst.

    Die Arena, die wir an diesem Tag erkunden, ist Teil des großen Komplexes von Lord Raiden. Von hohen Mauern umgeben und mit einem verzweigten Höhlensystem voller enger Gänge, ist der Aufbau deutlich größer als bei vielen anderen Blockbustern. „Bei einem Marvel-Film wäre das alles nicht hier“, kann sich Produzent E. Bennett Walsh einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: „Das wäre alles Greenscreen. Doch unser Regisseur bestand auf möglichst viele echte Kulissen“.

    So hat man nicht nur im Studio gedreht, sondern in Australien auch eine Kohlemine gefunden, die man für Drehs nutzte. Und selbst die im Studio erbauten Kulissen sind inspiriert von echten Orten. Production Designer Naaman Marshall, der unter anderem schon für „The Dark Knight“ Sets gebaut hat, verrät uns so zum Beispiel, dass er Tempelanlagen in Thailand bereiste, um sich Inspirationen für Raidens Heimat zu holen.

    Wir machen einen Anti-Marvel-Film

    Die nun vielfach angesprochene Authentizität lässt uns dann zum Ende dieses Berichts den Bogen zurück zur Brutalität schlagen. Denn auch die Auswirkungen der brutal verlaufenden Kämpfe sollen so wenig wie möglich aus dem Computer kommen, wie uns der für Prothesen und Make-Up verantwortliche Larry Van Duynhoven („Hacksaw Ridge“) ganz plastisch beweist. Ein amerikanischer Kollege bekommt von ihm ein so täuschend echtes zerfetztes Gesicht geschminkt, dass ihm den restlichen Tag sorgenvolle Blicke und die Frage, ob ein Krankenwagen benötigt werde, sicher sind.

    Produzent E. Bennett Walsh bereitet das aber durchaus echte Sorgenfalten: „Wir machen so viel mit Prothesen, mit spritzendem Blut am Set, mit Make-Up und nicht am Computer. Und das wirkt immer härter und wie müssen aufpassen, dass wir am Ende nicht zu brutal werden und nicht einmal mehr das R-Rating bekommen“. Schon der erste Trailer hat uns mittlerweile davon einen Eindruck verschafft, wie heftig es zugeht. Und der wurde sogar noch jugendfrei gehalten.

    Wie Walsh weiter ausführt, habe er das einzige Mal in seiner Karriere solche Bedenken bisher bei Quentin Tarantinos „Kill Bill“ gehabt – und da führte das viele Blut dann bekanntermaßen zu einer Schwarz-Weiß-Sequenz. Doch die Brutalität gehöre nun einmal zu „Mortal Kombat“ und sei auch kein Selbstzweck, sondern Notwendigkeit wegen der Story und den Figuren.

    Und auch in diesem Zusammenhang nimmt er noch einmal „Marvel“ in den Mund. Er wolle nichts gegen Kevin Feige und die Comic-Schmiede sagen, denn die machen tolle Arbeit, aber „wir machen einen Anti-Marvel-Film: Unsere Figuren sind keine strahlenden Helden. Sie sind abgefuckt. Sie kämpfen schon so lange und so brutal. Und das werdet ihr sehen!“

    Darauf sind wir gespannt: Mortal Kombat“ soll demnächst in die Kinos kommen. Der bislang anvisierte Kinostart am 8. April 2021 wurde aber angesichts der aktuell noch unklaren Öffnungssituation gerade erst einmal abgesagt.

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