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    Dank "Star Wars"-Technik: So soll die neue Netflix-Serie der "Dark"-Macher die Serienlandschaft revolutionieren

    Zum Drehstart von „1899“ konnten wir als einziges Portal bereits ein exklusives Interview mit Hauptdarsteller Andreas Pietschmann führen, der uns Einblicke in den Inhalt und die revolutionäre Machart der neuen Netflix-Serie des „Dark“-Teams gewährt.

    Netflix / Rasmus Voss

    Mit ihrem Zeitreise-Puzzle „Dark“ trafen Baran bo Odar und Jantje Friese voll ins Schwarze. Die erste deutsche Netflix-Serie begeisterte in ihren drei Staffeln Kritik und Publikum gleichermaßen – und das auch, wenn nicht gar noch stärker, außerhalb Deutschlands. Das düstere Mystery-Verwirrspiel dürfte zudem nicht ganz unschuldig daran sein, dass man inzwischen auch hierzulande Genrestoffen etwas aufgeschlossener gegenübersteht.

    Inzwischen ist „Dark“ beendet und hat über die Jahre Gesellschaft von allerlei weiteren deutschen Netflix-Serien schwankender Qualität bekommen. Die Aussicht auf derlei Nachschub ist also per se nichts Besonderes. Doch bei „1899“ liegt der Fall etwas anders.

    Schließlich handelt es sich bei der am heutigen Montag in den Dreh gehenden historischen Mystery-Serie um das brandneue Projekt von Odar und Friese, die sich dabei jedoch keineswegs auf ihren „Dark“-Lorbeeren ausruhen, sondern die deutsche Serienlandschaft einmal mehr umkrempeln wollen – dank einer außergewöhnlichen Geschichte und ihrer revolutionären technischen Umsetzung...

    Darum geht's in "1899"

    Um die genaue Handlung von „1899“ wird noch ein großes Geheimnis gemacht – und das ist auch gut so, wie Hauptdarsteller Andreas Pietschmann in einem exklusiven Gespräch mit FILMSTARTS im Vorfeld des Drehbeginns erklärt:

    „Es ist natürlich klar, dass ich jetzt noch nicht zu viel verraten darf und will. Damit habe ich gerade bei ‚Dark‘ gute Erfahrungen gemacht“, so Pietschmann, der nach seiner gefeierten Rolle als The Stranger in „Dark“ überglücklich ist, auch Teil der neuen Serie von Baran bo Odar und Jantje Friese zu sein. „Mir ist damals beim Schauen erst so richtig bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass man als Zuschauer erst mal ein ‚leeres Papier‘ mitbringt, um dann überrascht zu werden und mitdenken zu können. Sonst ist einem einfach ein Teil des Erlebnisses genommen. Und wie man sich bei Jantje und bo vorstellen kann, geht es auch in ihrer neuen Geschichte nicht ohne Geheimnisse...“

    Zumindest so viel ist zur Prämisse von „1899“ jedoch bekannt: Im ausgehenden 19. Jahrhundert bricht ein Auswandererschiff mit Passagieren aus den unterschiedlichsten Teilen Europas hoffnungsvoll Richtung New York auf, um im gelobten Land ein neues und besseres Leben zu beginnen. Doch stoßen sie bei der Überfahrt bald auf ein anderes Schiff, das im Meer treibt und das seit geraumer Zeit vermisst wird. Bei der Untersuchung des Schiffs nimmt die Reise für alle an Bord eine unerwartete Wendung. Das ist der Startschuss für ein albtraumhaftes Rätsel und mysteriöse Geschehnisse, die alle anscheinend mit der Vergangenheit der einzelnen Beteiligten verbunden sind.

    Netflix / Paul Zimmer

    Und tatsächlich verrät uns Pietschmann dann sogar doch noch etwas mehr – zumindest was seine tragende Rolle in all dem angeht: „Ich spiele Eyk Larsen, den deutschen Kapitän des Schiffes, der ein erfahrener Seemann ist und seit vielen Jahren Schiffe leitet, also auch schon viel erlebt hat und mit vielen Wassern gewaschen ist. Gleichzeitig ist er aber auch jemand, der seiner Crew auf gewisse Weise sehr fremd und geheimnisvoll bleibt und der nicht nur dem Alkohol zuspricht, sondern auch ein ganz dunkles Geheimnis hat.“

    Mehr können wir aus Pietschmann zwar nicht herauskitzeln, doch lässt es sich selbst bei den spärlichen Informationen nicht vermeiden, von seiner spürbaren Vorfreude angesteckt zu werden:

    „Es ist wie damals bei ‚Dark‘“, schwärmt der Schauspieler. „Ich habe die Bücher gelesen und dachte mir: ‚Verdammt, ist das heißes Zeug! Wahnsinn.‘ Es ist einfach der Kreativität und der Vision von Jantje und bo eigen, dass sie so neue und fantasiereiche Welten entwickeln, die ein Alleinstellungsmerkmal haben und so noch nicht gesehen wurden – und bei denen man immer wissen will, wie es weitergeht.“

    Netflix-Freiheiten

    Dass das eingespielte Kreativteam überhaupt den nötigen Raum bekommt, um seine Vorstellungen zu verwirklichen, ist natürlich nicht zuletzt auch Netflix und den Vorteilen zu verdanken, die eine Produktion für den globalen Streaming-Riesen mit sich bringt.

    Das Utopia der absoluten Freiheit ist natürlich auch hier eher ein Mythos (und wäre für das Endprodukt wahrscheinlich auch längst nicht so förderlich, wie man vielleicht glaubt). Auch bei Netflix gibt es Redaktionen, die für das nötige Feedback zuständig sind. Das stellte für uns einst schon Christian Alvart zum Start seiner Netflix-Serie „Dogs Of Berlin“ klar. Dennoch sei der Prozess von einer ganz zentralen Grundhaltung geprägt: „Wir wollen deine Show machen, nicht unsere“.

    Und um diesem Credo treu zu bleiben, sei die Lust, ständig Neues auszuprobieren und zu experimentieren enorm groß. Das bestätigt uns auch Andreas Pietschmann, der selbst als Schauspieler schon zu „Dark“-Zeiten merkte, dass Netflix mit seinem Konzept, viel Spielraum zu gewähren, in der Tat eine große Freiheit bietet.

    „Ein Format wie ‚Dark‘ hätte es ja wahrscheinlich seinerzeit nicht so leicht gehabt, in der hiesigen Fernsehwelt Fuß zu fassen oder überhaupt schon die Möglichkeit zu bekommen, realisiert zu werden. Und ich spüre jetzt auch wieder die Möglichkeit, an einer ungewöhnlichen Idee und an einem ganz besonderen Konzept mitzuarbeiten.“

    Ein paneuropäisches Projekt

    Eine essentielle Besonderheit der Netflix-Produktionen ist natürlich auch die weltweite Verfügbarkeit für Millionen Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen. Im Fall von „1899“ ist diese Grenzsprengung nun sogar integraler Bestandteil der Story und der Figurenkonstellation:

    „Auf diesem Schiff sind Auswanderer aus vielen verschiedenen Ländern. Daher haben wir auch einen völlig internationalen Cast“, betont Andreas Pietschmann und meint damit u. a. seine britische Kollegin Emily Beecham („Into The Badlands“) sowie die aus Spanien, Polen und Dänemark stammenden Netflix-Stars Miguel Bernardeau („Élite“), Maciej Musial („The Witcher“) und Lucas Lynggaard Tønnesen („The Rain“).

    Netflix / Rasmus Voss

    „Wir werden in der Serie alle in der eigenen Sprache sprechen. Das ist besonders. Es wird ein Konglomerat von aus Europa stammenden verschiedenen Charakteren, Sprachen, Lebensentwürfen und sozialen Schichten sein. Das bildet einen reichen Schmelztiegel und natürlich eine fantastische Voraussetzung für spannende Geschichten.“

    Und dieser paneuropäische Gedanke geht zur Freude von Pietschmann sogar weit über die eigentliche Serienhandlung hinaus:

    „Da wir jetzt gerade in einer Zeit leben, in der es in Europa leider auch Tendenzen gibt, sich nur auf sich selbst zu besinnen, sich abzugrenzen und nur die eigene Suppe zu kochen, freue ich mich besonders, dass hier so viele zusammengebracht werden. So wollte ich schon immer arbeiten, weil dieser Blick über den Tellerrand den Horizont aller erweitert. Durch die Beschäftigung miteinander, bei der konstruktiven Suche nach Gemeinsamkeiten und auch Unterschieden und vor allem beim gemeinsamen Erschaffen wächst das Verständnis für den anderen und im besten Fall Toleranz und Zusammenhalt.“

    Revolutionäre "Mandalorian"-Technik

    Aber nicht nur der Inhalt und die Beteiligten unterstreichen die Besonderheit von „1899“. Mit der technischen Umsetzung der Serie betritt Netflix in Europa Neuland und demonstriert endgültig das große Vertrauen, das man in die Vision von Baran bo Odar und Jantje Friese hat. Eigens für deren neues Projekt wurde im traditionsreichen Studio Babelsberg vor den Toren Berlins nämlich ein wegweisendes Atelier für virtuelle Produktionen errichtet, wie es jüngst auch bei der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ zum Einsatz kam.

    Kernstück des sogenannten Volume ist eine riesige LED-Installation, die es ermöglicht, dass am Computer generierte Schauplätze und Hintergründe direkt beim Dreh so hinter die Schauspielerinnen und Schauspieler projiziert werden, dass sie sich so fühlen, als seien sie tatsächlich in dieser Umgebung.

    Davon ist auch Andreas Pietschmann nach den Proben ganz begeistert: „Wir konnten das in der Tat schon ausprobieren. Das ist eine technische Neuerung, die unglaubliche Freiheiten und Möglichkeiten bietet, weil man bestimmte Umgebungen in kurzer Zeit herstellen kann, die sonst viel aufwändiger und viel schwieriger zu erschaffen wären. [...] Es ist wirklich eine ganz neue Welt.“

    Darsteller*innen und Macher*innen, die direkt auf digitale Umgebungen reagieren und sie ganz flexibel anpassen können, anstatt vor leeren Greenscreens zu agieren; atemberaubende Welten, bei denen es noch schwerer fällt zu unterscheiden, was nun echte Außenaufnahmen, reale Sets oder virtuelle Umgebungen sind: Die Volume-Technik hat zweifellos das Zeug dazu, die Film- und Serienproduktion zu revolutionieren. Und Deutschland nimmt dank Netflix und „1899“ als eines der ersten europäischen Länder mit einer derartigen Installation nun eine Vorreiterstellung ein, wird das Atelier in Babelsberg fortan doch dauerhaft Kreativen aus aller Welt für ihre Projekte zur Verfügung stehen.

    An eine solch bahnbrechende Entwicklung muss man sich natürlich auch als Schauspieler erst einmal gewöhnen: „Das sind für uns alle neue Herausforderungen, bei denen man lernen, ausprobieren und sich herantasten muss“, gibt Pietschmann zu. „Aber es ist natürlich eine ganz aufregende Aufgabe, bei dieser Pionierarbeit dabei zu sein. Ich kann nur sagen: Es haut einen ganz schön um!“

    Wann auch das Netflix-Publikum von „1899“ umgehauen wird, ist noch nicht bekannt. Wir rechnen mit dem Start der achtteiligen ersten Staffel jedoch in der ersten Jahreshälfte 2022.

    Genial: So revolutioniert "The Mandalorian" die Filmbranche
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