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    Heimkino-Tipp: Sex, Drogen und Gewalt in einem total irren Filmtrip, der sich seine FSK 18 redlich verdient hat
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Wenn die Nacht wieder länger dauert und obendrein die Drogen viel zu hart knallen, dann ist man „Fried Barry“. Der derbe Filmtrip mit literweise Blut kommt ein Jahr nach seinem kontroversen Festivaleinsatz uncut ins Heimkino.

    WVG Medien

    +++Meinung+++

    Ich könnte es an dieser Stelle kurz machen: „Fried Barry“ hat alles, was ein Mitternachtsfilm braucht. Sex, Drogen, exzessive Gewalt, eine völlig hirnverbrannte innere Logik, einen einprägsam-ungewöhnlichen Hauptdarsteller und einen ganz eigenen Look. Da lag es auf der Hand, dass „Fried Barry“ unter anderem auf solchen Genre-Festspielen wie dem Sitges Film Festival, dem Fantasia Film Festival und dem Fantasy Filmfest lief. Das sind die idealen Spielstätten für solch einen Streifen.

    Es überrascht ebenso wenig, dass „Fried Barry“ zum Beispiel fünf Awards beim South African Horrorfest einsackte, drei Preise beim RapidLion Film Festival sowie den Publikumspreis beim bezeichnend getauften Butff B-Movie Underground & Trash Film Festival. Richtig spannend wird es aber erst dadurch, dass „Fried Barry“ dennoch selbst beim Genrepublikum die Gemüter spaltet. Beim Fantasy Filmfest 2020 zum Beispiel konnte man in der Kölner Mitternachtsschiene während „Fried Barry“ neben tosendem Applaus auch äußerst genervtes Stöhnen vernehmen.

    Seit ich beim Fantasy Filmfest diese emotional so hochschaukelnde Filmerfahrung mitgemacht habe, warte ich auf den Tag, dass „Fried Barry“ endlich auf Blu-ray erscheint. Erstens, damit ich mir diesen herrlichen Filmtrip noch einmal geben kann. Und zweitens, damit ich eine Gelegenheit erhalte, „Fried Barry“ zu verteidigen.

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    Das ist "Fried Barry"

    Barry (Gary Green) ist drogensüchtig, hat eine unglückliche Ehe, scheut sich unentwegt vor Verantwortung – und nimmt eines Tages einen ihm völlig unbekannten, extra herben Stoff. Danach wird er von Aliens entführt. Oder auch nicht, vielleicht brät er sich mit dem neuen Scheiß einfach das Hirn weg. So oder so, die Folgen sind groß: Wie weggetreten stakst ein nun wortloser Barry durch das Nachtleben seiner Heimat Kapstadt – und erlebt einen Trip voll mit weiteren Drogen, Sex und Gewalt …

    Regisseur Ryan Kruger nutzt die markante Physis seines Hauptdarstellers zu kultig-komischem Effekt: Der schlaksige Barry mit dem Jim-Carrey-esken Grimassengesicht stakst nimmermüde, aber auch völlig lethargisch, ab und zu sein Gegenüber nachäffend durch ranzige Slums und leergefegte Clubs. Was auch immer ihm entgegengeschleudert wird, er nimmt es hin – und so schleppt Barry im durchgebratenen Zustand Frauen ab, irrt ziellos durch die Stadt und wird unverhofft zum killenden Wohltäter, der mittels martialischer Waffen Kinder befreit.

    Eingestreut in diese Sex-Drugs-Blood-and-Electro-Beats-Odyssee, die unbeirrt über die Grenzen von Erzählkonventionen sowie des guten Geschmacks hinausschreitet, sind die schrägen, urkomischen und zuweilen verstörenden Halluzinationen des Titelhelden. All das ergibt im Zusammenspiel einen staubig-siffig-stylischen Film mit Neonlichtern, Gewalt, Gaga-Humor und einem unnachahmlichen „Die Nacht eskaliert, und ich habe sämtliche Kontrolle über mein Leben verloren“-Vibe. Das muss man schon selber gesehen haben, um es begreifen zu können.

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