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    Line Of Duty - Cops unter Verdacht
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    Michael S.
    Michael S.

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    Serienkritik
    4,5
    Veröffentlicht am 12. Februar 2018
    Wie die meisten Serien macht auch "Line of Duty" eine spürbare Qualitätsentwicklung durch. Freunde filmischer Ästhetik wähnen sich in den ersten beiden Staffeln womöglich noch in einem etwas einheitlich abgefilmten TV-Format, während in Sachen Drehbuch allerdings von Anbeginn alles richtig gemacht wird. Stets gelingt es dem Autorenteam um Showrunner Jed Mercurio, den Zuschauer zielsicher an der Nase herumzuführen.

    Denn viele der zentralen Verbrechen scheinen schon in der ersten Folge jeder der vier Staffel recht eindeutig, doch im Prinzip geht es gar nicht darum. Nicht direkt zumindest. Selbst wenn trotzdem einmal recht früh ein korrupter Kollege identifiziert wird, dann ist das möglicherweise nur der Anfang einer viel größeren Sache. Potentielle Hauptfiguren beißen mitunter unerwartet ins Gras und hinterlassen ein kompliziertes Vermächtnis, während andere, scheinbar weniger wichtige Charaktere langsam aber sicher an Bedeutung gewinnen und unerwartete Seiten offenbaren.

    Abgesehen von einigen hastigen Twist gegen Ende der zweiten Staffel ist jeder der untersuchten Fälle glaubwürdig konstruiert. Natürlich gibt es auch da gewisse Entwicklungen, denn wer schon die erste Staffel für anspruchsvoll hält, wird sich das anhand der virtuos verflochtenen Handlungsfäden von Staffel drei und vier nochmal überlegen. Interessanterweise sind es gar nicht mal unbedingt die Verbrechen, die für die spannendsten Momente sorgen. Wenn sich Hastings und sein Team ihre Verdächtigen im Verhörraum vornehmen und die den Spieß kurzerhand umdrehen und die Ermittler mit ähnlich vielen Beweisen in die Ecke zu drängen versuchen, dann scheint plötzlich gar nichts mehr sicher.

    Neben der aufregenden Ermittlungsarbeit der AC-12, die für viele anderen Polizisten eher einen lästigen Verwaltungsakt bedeutet, geraten die üblichen privaten Probleme diverser Teammitglieder zum augenscheinlich unvermeidbaren Hintergrundgeräusch. Interessanter wird die Serie durch Ehekrisen, Affären und Schuldenberge nicht unbedingt, doch die jeweiligen Verdächtigen verstehen diese Schwächen durchaus für sich zu nutzen. Ganz ohne Drama geht es wohl selbst in einer der am packendsten erzählten Polizeiserien nicht.

    Apropos Polizei: Deren Arbeit erlebt der Zuschauer hier in einem ganz neuen Licht. Was Polizisten tatsächlich dürfen und was nicht ist in den Antikorruptionsermittlungen oft von zentraler Bedeutung. Die Grenze zwischen Bestechlichkeit, Auslegung von Vorschriften und dem Befolgen von Befehlen ist so dünn, dass die Loyalität des Zuschauers (selbst zu moralisch scheinbar gefestigten Figuren) wiederholt auf die Probe gestellt wird. Erst recht wenn sich andere Ermittler mit zweifelhaften Motiven ebenfalls zur internen Ermittlung versetzen lassen ...

    Obwohl in jeder Staffel ein neuer Fall behandelt wird, lässt sich ein staffelübergreifender fortlaufender Erzählfaden erkennen. Da werden auch längst vergessen geglaubte Personen wieder herbeizitiert und in der Regel glaubwürdig in die Handlung eingeflochten. Staffel drei sollte offenbar einmal das Ende der Serie sein, also wird darin ein wichtiger Handlungsstrang zuende erzählt. Doch selbst in der darauffolgenden Staffel vier (und womöglich auch in den noch kommenden beiden) gibt es zahlreiche Verweise auf frühere Ereignisse, die auf unterschiedliche Art wieder Einfluss auf das Geschehen nehmen.

    Eine mutige Serie, die dem Zuschauer einiges zu-mutet. Zentrale Wendungen finden oft in Dialogen statt und die teilweise brutalen Cliffhanger am Ende der meisten Folgen muss man erst einmal verkraften, besonders falls man danach nicht gleich weiter schauen kann. Kleinere Schwächen wie die hektische Kameraarbeit in den ersten beiden Staffeln und das recht banal wirkende Zusammenfassen der Ermittlungsergebnisse per Texteinblendung am Ende jeder Staffel kann man allerdings verkraften.

    Die britische Polizei sah sich im Übrigen nicht geneigt, die Produktion zu unterstützen. Also musste man auf anonyme Quellen und pensionierte Beamte zurückgreifen, um ein glaubwürdiges Bild der fiktiven, aber prinzipiell sicher nicht unrealistischen wichtigen Ermittlungseinheit zu zeichnen.
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