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    Capital - Wir sind alle Millionäre
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    Michael S.
    Michael S.

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    Serienkritik
    3,5
    Veröffentlicht am 14. Juni 2017
    Regisseur Euros Lyn hat sich schon in der "Sherlock"-Folge "Der Blinde Banker" mit dem Finanzsystem auseinandergesetzt, also erwartet man bei dieser Inhaltsangabe erst recht die ultimative Abrechnung mit Geldgier und undurchsichtigen Banken. Tatsächlich gibt es hier einen Bankier namens Roger Yount (Toby Jones), für den eine Welt zusammenbricht, wenn sein jährlicher Bonus keinen Millionenbetrag umfasst, sondern "nur" läppische dreißigtausend Pfund. Doch die übrigen Handlungsstränge erweitern das Panorama und schon bald merkt man, dass es sich bei "Capital" viel mehr um eine Momentaufnahme, als um eine streng zielgerichtete Erzählung handelt. Viele Charaktere machen Wandlungen durch, doch am Ende folgt kein großer Knall und keine simple Lehre, die man aus allem ziehen könnte.

    Die Dinge geschehen einfach, sie hinterlassen Spuren oder auch nicht. Das können schockierende Themen wie unbegründeter Terrorverdacht, die Abschiebung illegal Eingereister oder private Probleme wie eine festgefahrene Ehe und Erbschaften sein. Obwohl mit dezent eingesetztem britischen Humor erzählt, lässt Lyn seine Figuren trotz mancher schräger Eigenschaften nie zu Karikaturen verkommen. Die zunächst holzschnittartig wirkende Skizzierung entfaltet mit der Zeit überraschend viele Details, die sogar den anfangs wenig sympatischen Banker Yount liebenswürdig erscheinen erlassen. Die integrierten Pakistaner haben mit allerlei Familienproblemchen und plötzlichen Verdächtigungen zu kämpfen, während die Pensionärin Petunia (Gemma Jones) einfach in Frieden sterben will und es nicht ertragen kann, dass ihre Tochter schon währenddessen Pläne für den Verkauf ihres Hauses macht.

    Die Enthüllung der Hintergründe der mysteriösen Postkartenaktion erweist sich allerdings als Enttäuschung. Mit der Einführung eines ermittelnden Polizisten entsteht zudem kurzzeitig der Eindruck, die Miniserie würde sich zum Krimi entwickeln. Doch so weit kommt es nicht. Es ist einfach noch ein weiteres von vielen Ereignissen im Verlauf der Geschichte(n), die in ihrer Gesamtheit immerhin die Konsequenz besitzt, nicht alle Handlungsstränge gut ausgehen zu lassen, sondern teilweise nur jene, von denen man es nicht erwartet hätte. Bis dahin hat man immer wieder das Gefühl, dass zwischen den einzelnen Schlaglichtern auf das Leben der Anwohner noch mehr geschehen ist, als in die dreistündige Gesamtlaufzeit gepasst hat. Manche Entwicklung kommt etwas plötzlich daher, aber das ist wohl der bekannte Fluch von Literaturverfilmungen, dem Werk nie in seiner ganzen Komplexität gerecht werden zu können.

    Der gesellschaftskritische Aspekt kommt jedoch meist sichtbar zum Tragen und an den stilvollen Darbietungen kann man sich allemal sattsehen. Wer sich an der mehr beobachtenden als mitreißenden Grundausrichtung des Drehbuchs also nicht stört, der bekommt ein wie so oft handwerklich exzellent und künstlersich immer noch gut umgesetztes Stück britisches Fernsehen vorgesetzt.
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