FILMSTARTS trifft... Elijah Wood ("Alexandre Ajas Maniac")
von Julius Vietzen ▪ Mittwoch, 12. Dezember 2012 - 00:00

Treibt Peter Jackson ihn in den Wahnsinn? Schließlich ließ Elijah Wood seinen Auftritten in „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ jeweils eine Rolle als wahnsinniger Killer folgen (damals in „Sin City“, nun in „Alexandre Ajas Maniac“). Leider durften wir dem Frodo-Darsteller diese Frage im Interview nicht stellen, denn das Thema „Der Hobbit“ war absolut tabu...

Treibt Peter Jackson ihn in den Wahnsinn? Schließlich ließ Elijah Wood seinen Auftritten in „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ jeweils eine Rolle als wahnsinniger Killer folgen (damals in „Sin City“, nun in „Alexandre Ajas Maniac“). Leider durften wir dem Frodo-Darsteller diese Frage im Interview nicht stellen, denn das Thema „Der Hobbit“ war absolut tabu. Trotzdem hat sich das Gespräch gelohnt, denn auch ohne Jackson-Bezug zählt Alexandre Ajas Remake von William Lustigs berüchtigtem Skandal-Klassiker „Maniac“ zu den aufregendsten Horrorfilmen des Jahres – und das nicht nur aufgrund der ungewöhnlichen Ego-Perspektive (der Zuschauer sieht das Geschehen aus den Augen des Killers), sondern auch an Elijah Wood selbst, der als schaufensterpuppensammelnder Frauenmörder eine erschreckend-sympathische Figur macht.

 

FILMSTARTS: In einem Film wie “Alexandre Ajas Maniac”, der (vergleichbar mit einem Ego-Shooter) fast komplett aus der Ego-Perspektive des Protagonisten gedreht wurde, ist die Stimme eines Schauspielers natürlich noch viel wichtiger als sonst. Wie hast du die richtige Balance zwischen vertrauenswürdig und furchteinflößend gefunden und wie hast du es geschafft, dass deine Stimme als Killer Frank beinahe nicht mehr wiederzuerkennen ist?

 

Elijah Wood (lacht): Das mit der nicht wiederzuerkennenden Stimme sehe ich durchaus als Kompliment, denn das wollten wir natürlich erreichen. Wir haben zwar jeden Tag am Set Dialoge aufgenommen, aber mir war immer klar, dass wir später noch im Studio nachsynchronisieren würden. Wir haben also dort Franks Charakter noch weiterentwickelt und wir haben auch erst dort endgültig entschieden, wie Frank klingen muss.

 

Interessant waren für uns dabei vor allem die ruhigeren Momente, in denen man Frank nur atmen hört oder er mit den Schaufensterpuppen spricht, denn dort ist seine wahnsinnige Seite am deutlichsten zu erkennen. Wenn er hingegen mit anderen Menschen interagiert, bemüht er sich, möglichst normal zu erscheinen. Franks Charakter ist sehr komplex, deswegen hat es mir als Schauspieler großen Spaß gemacht, diese unterschiedlichen Nuancen herauszuarbeiten.

 

Regisseur Franck Khalfoun und Elijah Wood (sowie dessen "Handdouble") bei den Dreharbeiten zu "Maniac"

 

FILMSTARTS: Inwiefern ist die Arbeit als Schauspieler noch anders, wenn man nur ganz selten ganz im Bild auftaucht und meistens lediglich die Hände und Beine zu sehen sind?

 

Elijah Wood: Das war sehr spannend und eigentlich sogar sehr befreiend, weil ich an den meisten Tagen überhaupt nicht vor der Kamera stand (lacht). Am Set war ich eigentlich nur, um gelegentlich in einem Spiegelbild aufzutauchen, eine Hand ins Bild zu strecken oder einfach als Bezugspunkt für die anderen Schauspieler da zu sein.

 

Aber technisch war das sehr kompliziert – ich habe noch nie zuvor so nah mit den Kameraleuten zusammengearbeitet. Unser Kameramann Maxime Alexandre war in gewisser Hinsicht „Ich“. Er war meine Augen und mein Körper, er hat die Entscheidungen getroffen, die mein Charakter trifft und wir mussten zusammenarbeiten, um das möglichst glaubwürdig zu gestalten. Das war eine sehr komplizierte Choreographie, wir mussten immer wieder neu überlegen, wie ich ins Bild passe und wie ich körperlich mit den anderen Schauspielern interagieren kann. Es gab sogar ein Double, das Franks anderen Arm gespielt hat, wenn wir zwei Hände gleichzeitig im Bild haben wollten (lacht).

 

FILMSTARTS: Hast du denn auch selbst einige der Szenen mit der Kamera gedreht?

 

Elijah Wood: Leider nicht, obwohl ich das sehr gerne gemacht hätte. Es gab sogar eine Szene im Appartement eines Opfers, in der wegen der geringen Größe des Sets ursprünglich geplant war, dass ich das ganze Kameragestell selbst trage. Aber leider haben wir uns schlussendlich doch dagegen entschieden.

 

Hier trägt Elijah Wood das Kameragestell - für die finale Fassung von "Alexandre Ajas Maniac" durfte er leider nicht selber filmen.

 

FILMSTARTS: Wozu dienen die kurzen Momente, in denen die Kamera Frank aus einer „normalen“ Perspektive zeigt, meistens kurz nachdem er ein weiteres Opfer ermordet hat?

 

Elijah Wood: Die Idee kam uns während der Dreharbeiten und ich finde das eigentlich auch eine sehr interessante Sache. Das ist so etwas wie ein körperloser Zustand bzw. eine Nahtoderfahrung: Er jagt und tötet diese Frauen und er verliert sich gewissermaßen darin. Es hat also in die Geschichte gepasst, aber es hat uns gleichzeitig auch ein gewisses Maß an Freiheit gebracht – dadurch waren wir nicht immer nur an die Ego-Perspektive gebunden.

 

FILMSTARTS: War die Ego-Perspektive von Anfang an geplant oder sind Produzent und Drehbuchautor Alexandre Aja und Regisseur Franck Khalfoun erst während der Dreharbeiten darauf gekommen?

 

Elijah Wood: Soweit ich weiß, war das von Anfang an geplant, zumindest aber ab dem Zeitpunkt, zu dem ich das Skript gelesen habe. Aber ich glaube, als Alexandre Aja die Idee zu einem Remake kam, hatte er das auch schon im Hinterkopf. Schon alleine, um eine neue, kreative Version derselben Geschichte zu erzählen, um also nicht allzu nah am Original zu sein.

 

FILMSTARTS: Natürlich will niemand Remakes, in denen das Original Szene für Szene nachgedreht wird. Der neue „Maniac“ unterscheidet sich offensichtlich durch die Egoperspektive vom Original. Aber gibt es für dich auch noch andere Aspekte?

 

Elijah Wood: Ich bin auch kein großer Fan von solchen Remakes, eigentlich sogar von Remakes im Allgemeinen, solange sie sich nicht wirklich stark vom Original unterscheiden. Aber bei „Maniac“ ist das für mich der Fall, nicht nur wegen der Egoperspektive, sondern auch wegen Frank: In unserem Film ist er sympathischer, aber auch trauriger, der Zuschauer kann sich besser in ihn hineinversetzen, auch durch seine stärker ausgearbeitete Beziehung zu Anna. Wir haben sogar entschieden, dass er Erinnerungen an diese gemeinsame Beziehung haben sollte. Aber durch die Konzentration auf Franks Perspektive kann sich der Zuschauer nie sicher sein, ob Franks Erinnerungen der Wahrheit entsprechen, oder ob Anna sich nicht vielleicht ganz anders an das Geschehene erinnert.

 

Ein blutbeschmierter Frank und eine gleichfalls blutbeschmierte Schaufensterpuppe in "Alexandre Ajas Maniac".

 

FILMSTARTS: Frank repariert Schaufensterpuppen und hat dementsprechend viele Puppen in seinem Laden rumliegen, teilweise dekoriert mit blutigen Skalps. War das eines der gruseligsten Sets, auf denen du je gearbeitet hast? Oder war es einfach nur ein Set wie jedes andere?

 

Elijah Wood: Nein, das war auf jeden Fall sehr, sehr gruselig. Obwohl die Crew relativ wenig Geld zur Verfügung hatte, haben sie mit Franks Laden ein großartiges Set entworfen, sehr realistisch und verstörend. Wenn man da reingelaufen ist, hat sich das beinahe wie ein Abstieg in die Hölle angefühlt. Puppen haben einfach etwas Gruseliges für uns Menschen an sich.

 

FILMSTARTS: Der Soundtrack zu „Maniac“ ist in gewisser Hinsicht das Beste, was 80er-Jahre-Musik zu bieten hat. Da wurden sofort Erinnerungen an Nicolas Winding Refns „Drive“ wach. Weißt du, ob „Drive“ einen Einfluss auf die Entstehung von „Maniac“ hatte?

 

Elijah Wood: Da gibt es auf jeden Fall auch für mich Ähnlichkeiten. Ich erinnere mich noch daran, wie ich das Drehbuch gelesen habe und dabei dachte, dass es toll wäre, einen 80er-Jahre-Synthesizer-Soundtrack zu haben. Ich vermisse diese Art von Horrorfilm-Soundtrack aus den 70ern und 80ern, etwa aus John Carpenter-Filmen wie „Halloween“. So was gab es lange nicht mehr. Deswegen war ich umso glücklicher, dass Alex und Franck das genauso empfanden und Robin Coudert engagiert haben, der dann diesen wunderbar dunklen, aber auf seine Art auch schönen Soundtrack komponiert hat.

 

FILMSTARTS: Hörst du denn 80er Jahre Musik auch sonst?

 

Elijah Wood: Klar! Eigentlich höre ich zwar Musik aus allen Epochen, aber ich mag die elektronische Musik aus den 70ern und 80ern besonders.

 

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Kommentare

  • JohnnyT

    super typ und hoffentlich super film! :)

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