FILMSTARTS trifft... "Jack Reacher"-Bestsellerautor Lee Child
von Björn Becher ▪ Mittwoch, 12. Dezember 2012 - 00:00

Mit dem knallharten Gerechtigkeitsfanatiker Jack Reacher hat der Autor Lee Child eine Kultfigur erschaffen, die sich in bislang 17 Romanen eine riesige weltweite Fangemeinde erworben hat. Mit „Jack Reacher“ von Christopher McQuarrie kommt nun die erste Verfilmung eines der Romane in die Kinos. Für uns Anlass genug, um mit Lee Child über den bei Fans umstrittenen Hauptdarsteller Tom Cruise, Szenendieb Werner Herzog und das Geheimnis seines Erfolgs zu sprechen.

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FILMSTARTS: Zuerst müssen wir Ihnen eine Frage stellen, die Sie in letzter Zeit vermutlich schon oft gehört haben: Als bekannt wurde, dass Tom Cruise ihren Romanhelden Jack Reacher spielen soll, gab es massiven Protest von ihren Fans. Schließlich ist Jack Reacher in ihren Büchern ein fast zwei Meter großer, 100 Kilo schwerer Hüne mit blondem Haar und blauen Augen – und sieht damit ganz anders aus als Tom Cruise. Inzwischen gibt es sogar eine Facebook-Seite mit dem Titel: „Tom Cruise ist nicht Jack Reacher!“ Was entgegnen Sie da ihren Fans? Warum ist Tom Cruise in Ihren Augen eben doch der perfekte Jack Reacher?

 

Lee Child: Ich bin zunächst einmal sehr glücklich, dass es mir gelungen ist, mit Jack Reacher einen Charakter zu erschaffen, der den Fans wichtig genug ist, dass sie sich dafür interessieren, wer die Figur in eine Filmadaption spielt. Für einen Autor ist das fantastisch! Was ich den Fans aber trotzdem sagen möchte: Ich habe die Bücher als Bücher geschrieben und wenn man beim Bücherschreiben schon mit einem Auge auf eine Kinoadaption schielt, endet man mit einem schlechten Buch UND einem schlechten Film.

 

Tom Cruise als Jack Reacher - alles andere als ein blonder Hüne.

 

Die Art, wie Jack Reacher in den Romanen beschrieben wird, funktioniert in einem Buch. Zugleich wird es aber niemals möglich sein, das Aussehen von Jack Reacher auch in einem Film genauso zu belassen. Denn es gibt gar keinen Schauspieler, bzw. es hat sogar noch nie einen Hollywoodstar gegeben, der auch nur ansatzweise so aussieht wie Jack Reacher in den Büchern. Also wussten wir von Anfang an, wir können das Äußere von Jack Reacher nicht beibehalten. Deshalb war es uns umso wichtiger, das Innere von Jack Reacher korrekt hinzubekommen. Wir brauchten also einen Darsteller, der Erfahrung mit dem Genre hat und die Figur versteht.

 

Und das ist gar nicht so einfach: Denn Jack Reacher ist ein sehr ruhiger, zurückgezogener Mensch, der viel Zeit mit Nachdenken verbringt. Es bedarf einer sehr präzisen Attitüde und dafür bedarf es eines erstklassigen Schauspielers, um diese auf die Leinwand zu transportieren. Und wenn man all das in Betracht zieht, gibt es unserer Meinung nach nur einen einzigen passenden Darsteller: Tom Cruise. Er hat das nötige Talent und das Gespür für das Genre. Er ist der einzige, der das umsetzen kann, was Jack Reacher ausmacht. Das ist meine Antwort an die Fans!

 

Es gibt niemanden, der aussieht wie Jack Reacher, also brauchen wir jemanden, der wie Jack Reacher agieren kann. Das ist eine große Herausforderung und Tom Cruise ist der einzige aktive Schauspieler, der sie meistern konnte. Ich verstehe, dass viele Fans die Figur lieben und der Casting-Entscheidung daher ablehnend gegenüberstehen, aber sie haben den Film noch nicht gesehen. Und ich glaube, wenn sie den Film gesehen haben, wird es vielleicht auch noch andere Facebook-Seiten geben und sie werden verstehen, warum wir so entschieden haben.

 

Die Buchvorlage für den ersten Jack Reacher-Film: links die deutsche Ausgabe, rechts das Original.

 

FILMSTARTS: Warum hat es eigentlich so lange gedauert, bis nun endlich ein Jack-Reacher-Roman den Weg auf die Leinwand findet? Das erste Buch ist schließlich von 1997 und war ein weltweiter Bestseller genau wie die jährlich erscheinenden Nachfolger…

 

Lee Child: Das ist gar nicht so untypisch. Es dauert einfach seine Zeit, um einen Film zusammenzubekommen. Es gibt viele Unwägbarkeiten und Komplikationen auf dem Weg. Zunächst war da natürlich das Casting-Problem, das gelöst werden musste. Dann brauchten wir ein wirklich exzellentes Drehbuch, denn in den Romanen passiert eben eine Menge nur in Jack Reachers Kopf. Der zentrale Aspekt meiner Romane ist Reachers Denkprozess, die Analyse seiner Umgebung. Das mussten wir auf die Leinwand bringen, was nicht sehr einfach ist. Daher war es nur logisch, dass es eine ganze Zeit lang dauern würde. Und ich denke, dass es so lange gedauert hat, zeigt auch, wie wichtig es allen Parteien war, Jack Reacher richtig umzusetzen. Das Studio hätte den Film auch vor fünf oder sieben Jahren machen können, aber er wäre nicht so gut geworden. Stattdessen haben sie sich die Zeit genommen, es richtig zu machen - und darüber bin ich sehr glücklich!

 

FILMSTARTS: Was war eigentlich der Grund, „Sniper“ als erstes Buch zu adaptieren und nicht zum Beispiel den ersten Jack-Reacher-Roman? Zumal „Sniper“ ja auch etwas heraussticht: Das Buch beginnt mit einem ungewöhnlich langen Auftaktkapitel, in dem Jack Reacher gar nicht auftaucht. Statt wie bei den anderen Büchern der Ausgangspunkt zu sein, greift Reacher erst relativ spät ins Geschehen ein…

 

Lee Child: Genau dieser Beginn ist der Grund! Die Eröffnung von „Sniper“ ist eine Art Teaser, in dem wir Action sehen, noch bevor wir Jack Reacher sehen. Paramount dachte, dass dieser Anfang der ideale Auftakt für einen ersten Film ist, denn er baut eine Erwartungshaltung auf. Schließlich ist die zentrale Frage bei dem ersten Film über diese Figur natürlich: „Wer ist dieser Jack Reacher eigentlich?“ Und zu Beginn von „Sniper“ fragen sich sehr viele Leute genau dies: „Wer ist dieser Jack Reacher?“ So liefert die Story selbst die Einführung in die Figur. Außerdem fand das Studio, dass auch der Rest der Geschichte sehr gut zu einem Film passt: Es gibt jede Menge Action und überraschende Wendungen!

 

Regisseur und Drehburchautor in Personalunion: Christopher McQuarrie

 

FILMSTARTS: Wie angesprochen spielt Reachers Denkprozess eine wichtige Rolle. Wenn Jack Reacher im Roman jemanden verprügelt, dann analysiert vorher in seinen Gedanken genau, welcher Schlag welche Wirkungen haben wird. Im Film wird dieser Prozess weggelassen, wobei es natürlich notwendig ist, bei der Adaption eines Buchs für die Leinwand Änderungen vorzunehmen. Inwieweit waren Sie da eingebunden: Gab es gemeinsame Überlegungen, wie man Reachers Gedankenwelt optisch wiedergeben könnte? Oder haben Sie sich da lieber ganz rausgehalten?

 

Lee Child: Ich habe das komplett dem Autor und Regisseur Christopher McQuarrie überlassen. Man sollte nichts nur halb tun und ich konzentriere mich deshalb voll auf meine Bücher und er schreibt die Filme. Hätte ich mich da eingemischt, hätte ihn das behindert und das Ergebnis wäre wahrscheinlich nicht so gut gewesen. Ob beim Cover-Design eines Buches oder der Werbekampagne, ich überlasse das immer den Profis und verlasse mich auch auf sie.

 

Allerdings kann mir gut vorstellen, dass es für Christopher McQuarrie sicher keine einfache Aufgabe war. Ich kenne das aus meiner eigenen früheren Karriere im Fernsehgeschäft. Denn wenn er mein Buch Wort für Wort verfilmt hätte, wären wir bei 15 Stunden gelandet, was für einen Film natürlich viel zu lang ist. Wir mussten bei zwei Stunden rauskommen und so waren Änderungen einfach notwendig. So verschwinden halt einige Figuren und andere werden zusammengelegt. Und das hat er sehr gut gemacht. Mir kommt es so vor als, hätte Christopher McQuarrie das Buch geröntgt und dabei das Rückgrat identifiziert. Und davon fehlt nichts, es ist da, das komplette Rückgrat.

 

FILMSTARTS: Sie haben selbst die Länge angesprochen, die für einen Film zu lang ist. Nun werden TV-Serien immer erfolgreicher und selbst Bestseller wie „Game of Thrones“ werden immer öfter als Serien statt als Kinofilm adaptiert. Haben Sie mit ihrem eigenen Background im Fernsehgeschäft auch mal an die Möglichkeit einer „Jack Reacher“-TV-Serie gedacht?

 

Lee Child: Nein, ich habe den Stoff nie als Serie, sondern immer als Kinofilm gesehen. Ich kenne das TV-Geschäft, ich wurde bei meinem früheren Job im Fernsehen gefeuert. Ich habe auch deswegen eine Abneigung gegen das Medium. Ein Film ist immer noch eine besondere Sache, ein Ereignis. Deshalb wollte ich Jack Reacher unbedingt als ein solches Ereignis auf der großen Leinwand und nicht auf dem kleinen Schirm sehen.

 

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