Filmstarts trifft... Zoe Saldana ("Avatar")
Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 14:12
Von Carsten Baumgardt

Nach ihrer Rolle als Uhura in Star Trek – Die Zukunft hat begonnen besetzt Zoe Saldana nun auch in Avatar – Aufbruch nach Pandora, dem zweiten großen Science-Fiction-Film des Jahres, eine der Hauptrollen. Filmstarts traf die umwerfend gutaussehende Schauspielerin in Berlin, um mit ihr über neuartige Produktionsprozesse, starke Frauenrollen und mögliche Sequels zu sprechen.

Filmstarts: Dein Charakter ist komplett im Rechner entstanden. Hast Du den Prozess der Performance-Capture-Technik eigentlich inzwischen vollkommen durchschaut?

Zoe Saldana: Es hat mich drei Jahre gekostet, aber inzwischen verstehe ich, wie alles zusammenkommt. Es war ein großartiger Prozess. James Cameron hat uns alles sehr plastisch erklärt - jeden Tag, immer und immer wieder. Manchmal habe ich alles sofort verstanden. Aber es gab auch Momente, in denen ich mir selbst gesagt habe, dass es sehr unangenehm wäre, ihn nun zu bitten, alles noch einmal zu wiederholen. Ich habe ihm einfach voll vertraut und das hat sich ausgezahlt: Das Resultat ist wunderschön. Er hat die Crew und die Schauspieler immer in den Prozess eingebunden. Wann immer eine Szene auch nur halb fertig war, hat er sie uns sofort gezeigt, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, was da genau entsteht und wie es aussieht. Das war aufregend und hat uns neugierig darauf gemacht, wie es in der finalen Form wohl ausschauen könnte.

Filmstarts: Es ist ein revolutionärer Produktionsprozess, dass Ihr am Set sofort sehen konntet, wie die gerade gedrehte Szene nach dem Motion-Capture-Prozess aussehen wird. Damit hattet Ihr die Chance, Eure eigenen Aktionen direkt zu korrigieren.

Zoe Saldana: Ja, das ist die einzige Möglichkeit, mit der Technik vernünftig zu arbeiten. Wir ziehen hier eine Menge Kaninchen aus dem Hut. Man kann seiner Vorstellungskraft völlig freien Lauf lassen, aber wenn man keine Kontrollmöglichkeit hat, kann man auch nicht abschätzen, was man eigentlich tut – bis man es Monate später fertig gesehen hast. Und deshalb hat uns der technische Fortschritt sehr, sehr geholfen.


Zoe Saldana als Na’vi-Häuptlingstochter Neytiri.

Filmstarts: Man hört oft, dass sich Schauspieler beklagen, wenn sie in Special-Effekt-Filmen mitwirken, weil sie quasi im leeren Raum agieren müssen und nicht wirklich wissen, was sie da eigentlich spielen und gegen wen sie gerade kämpfen…

Zoe Saldana: Ich denke, dass es eine Schande für die Filmemacher ist. Es kann doch nicht immer alles in der Verantwortung der Schauspieler liegen. Es ist der Job des Regisseurs, mir zu zeigen, was er sich vorstellt – er muss mich zumindest in die Nähe dessen bringen, so dass ich den Rest selbst hinzufügen kann. Zeichne mir ein Bild, spiel mir ein Geräusch vor, führ mich irgendwo hin, bring mich dazu, etwas zu empfinden, aber sag nicht einfach: „Okay, schau auf den Green Screen und reagiere auf das Monster!“ Was soll das? Ich habe eine Menge dieser Geschichten gehört und finde es jedes Mal furchtbar, wenn Schauspieler diese Erfahrungen machen müssen. Das ist einfach unfair. Bei „Avatar“ hatte die Technik-Crew vorab diese fremde Welt erschaffen - jede Pflanze und jedes Tier konnte man sich bereits ansehen und erleben. Sollte es eine Explosion geben, dann haben die Techniker etwas nach uns geworfen, damit wir es uns einfacher vorstellen konnten.

Filmstarts: Also musstest Du rennen, springen und kämpfen. Das bist immer Du… verkabelt mit dieser Motion-Capture-Technik. Du musstest also vollen Körpereinsatz zeigen?

Zoe Saldana: Oh ja, ich habe sechs Monate lang für die Actionszenen trainiert.

Filmstarts: Die Sprache der Na‘vi wurde eigens von einem kalifornischen Wissenschaftler erschaffen. Ist es Dir schwer gefallen, die Sprache zu erlernen?

Zoe Saldana: Nein, es hat sogar Riesenspaß gemacht. Es war zwar nicht einfach und viel Fleiß nötig. Was mich aber absolut fasziniert hat und ich als große Herausforderung für mich und die anderen Na’vi-Akteure empfunden habe, war Englisch mit einem Na’vi-Akzent zu sprechen. Das war sehr hart. Wir kommen alle aus unterschiedlichen Regionen. CCH Pounder ist auf den West Indies geboren, ich stamme aus New York, Wes Studi ist ein Native American, der wiederum seinen ganz eigenen Rhythmus hat. Englischsprechen mit einem Na’vi-Akzent war einfach nur: „Oh mein Gott.“

Filmstarts: Welche Art von Schauspielerei empfindest Du als aufregender? Den traditionellen Ansatz oder einen CGI-Film mit Motion-Capture-Technik?

Zoe Saldana: Die Unterschied zwischen den Methoden sind eigentlich gar nicht so groß. Die Herangehensweise an den Charakter und die Recherche über die Figur bleiben gleich. Aber ich habe bei „Avatar“ gelernt, verstärkt meine Vorstellungskraft zu nutzen. Es macht einfach mehr Spaß, in Motion-Capture zu filmen, weil es mich härter herausgefordert hat, die Technik voll zu beherrschen. Durch diese Erfahrung gehe ich fortan ganz anders an die Schauspielerei heran – egal, ob Motion-Capture- oder klassischer Film.


Neytiri und Jake shakern bein Pfeil-und-Bogen-Training.

Filmstarts: Du hast zuletzt schon in „Star Trek“ eine große Rolle besetzt. Zusammen mit „Avatar“ bist Du nun bereits mit zwei Sci-Fi-Filmen der ersten Reihe am Start. Magst Du Science-Fiction überhaupt?

Zoe Saldana: Ich bin sogar ein totaler Science-Fiction-Geek, weil ich so aufgewachsen bin. Ich dachte eigentlich immer, dass jedes Mädchen Science-Fiction liebt.

Filmstarts: Aber das ist nicht wirklich der Fall…

Zoe Saldana: Ja, aber in meiner Jugend dachte ich immer, dass Mädchen und Jungen darauf abfahren. Ich erinnere mich, dass mir die Produzenten bei der Pressetour zu „Star Trek“ sagten, ich solle möglichst die weibliche Zielgruppe gewinnen. Ich frage: „Warum?“ Sie antworteten: „Frauen werden den Film nicht gucken... wenn du sie nicht dafür begeisterst.“

Filmstarts: Der Film hat beeindruckende Bilder, die das Publikum so zuvor noch nie gesehen hat…

Zoe Saldana: Ja, James Cameron hat die Latte sehr hoch gelegt. Er schenkt uns ein ganz neues Filmerlebnis. Gott segne Leute wie James Cameron, George Lucas oder Steven Spielberg, die die technische Seite des Kinos immer weiterentwickeln. Dabei ist es nicht der Druck, der sie antreibt. Sie sind sich in dem, wie sie ihre Kunst interpretieren, trotz des technischen Fortschritts immer treu geblieben.

Filmstarts: Habt ihr am Set mal über eine Fortsetzung gesprochen?

Zoe Saldana: Wir haben Verträge unterschrieben, darüber nichts nach draußen zu geben.


Neytiri hält sich bereit zum Angriff.

Filmestarts: Welche Filme von James Cameron hattest Du vor dem Dreh schon gesehen?

Zoe Saldana: Fast alle. „Termintor“ habe ich zum Beispiel im Alter von fünf Jahren gesehen. „Aliens“, als ich acht war…

Filmstarts: Kein Wunder, dass Du Science-Fiction-Fan geworden bist…

Zoe Saldana: „Abyss“ mit zwölf, „Terminator 2“ mit 13, „True Lies“ mit 14, „Titanic“ mit 17. James Cameron ist einer dieser Regisseure, deren Werk ich kannte, bevor ich überhaupt wusste, wer der Mann dahinter war. Ich mag auch Ellen Ripley. Selbst wenn Cameron diesen Charakter nicht erfunden hat, hat er meiner Meinung nach doch den besten „Alien“-Teil geschrieben. Und Sarah Connor aus „T2“ ist mein Lieblingscharakter überhaupt.

Filmstarts: Es gibt eine Tradition von starken Frauenfiguren in Cameron-Filmen. Hat Dich das an „Avatar“ besonders gereizt?

Zoe Saldana: Ich habe bis vor kurzem auch immer behauptet, dass James Cameron starke Rollen für Frauen schreibt. Aber das ist es eigentlich gar nicht der Fall. Er schreibt einfach über reale Frauen. Er macht das glaube ich auch nicht mit Absicht. Er ist das ganze Leben lang von toughen Frauen beeinflusst worden. Ich habe immer das Gefühl, dass das Geschlecht seiner Charaktere nicht in erster Linie entscheidend ist. Sarah Connor könnte auch männlich sein. Wer noch? Okay, Rose aus „Titanic“ muss Rose bleiben. Aber Jake Sully in „Avatar“ könnte genauso gut eine Frau sein. Er macht sich einfach keine Gedanken über das Geschlecht, es kommt wie es kommt. Ich wünschte mir, dass mehr Filmemacher diese Herangehensweise ans Geschichtenerzählen hätten.


“Avatar“ startet am 17. Dezember 2009 in den deutschen Kinos.

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