FILMSTARTS am Set des Sci-Fi-Thrillers "In Time - Deine Zeit läuft ab"
von Christoph Petersen ▪ Freitag, 14. Oktober 2011 - 11:00

Im Januar dieses Jahres war ich in Downtown Los Angeles, um mich am Set von Andrew Niccols "In Time - Deine Zeit läuft ab" umzusehen und mit den Beteiligten über ihren Science-Fiction-Thriller zu sprechen. Neben dem Bericht vom Set haben wir auch noch ausführliche Interviews mit Regisseur Andrew Niccol und Produzent Eric Newman sowie mit den Hauptdarstellern Justin Timberlake und Amanda Seyfried für euch.

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Von Christoph Petersen

 

Ich bin ein Fan von Andrew Niccol. Der Neuseeländer hat nicht nur das Drehbuch zu Peter Weirs modernem Klassiker „Die Truman Show“ geschrieben, sondern ist auch einer der wenigen Regisseure, die Anspruch und Unterhaltung unter einen Hut bekommen - das hat er sowohl mit seiner ungewöhnlichen Science-Fiction-Romanze „Gattaca“ (von uns 4,5 von 5 Sternen) als auch mit seiner bissigen Waffenhändler-Satire „Lord of War“ (4 von 5 Sternen) unter Beweis gestellt. Deshalb hat es mich sehr gefreut, dass ich im Januar dieses Jahres das kalte Deutschland verlassen durfte, um mich im deutlich wärmeren Los Angeles am Set seines neuen Films umzusehen und ausführliche Interviews mit den Beteiligten zu führen. Der mit Justin Timberlake, Amanda Seyfried, Cillian Murphy, Alex Pettyfer und Olivia Wilde sehr prominent besetzte „In Time - Deine Zeit läuft ab“ (deutscher Kinostart: 1. Dezember 2011) ist ein Mix aus Science-Fiction-Thriller und futuristischem Film noir, der auf der Idee basiert, dass Lebenszeit die Währung der Zukunft sein wird.

 

Justin Timberlake auf der Flucht vor korrupten Cops, die ihm seine Zeit stehlen wollen.


Im Mittelpunkt von „In Time“ steht der Arbeiter Will Salas (Justin Timberlake), der jeden Morgen mit weniger als 24 Stunden auf seiner Lebensuhr erwacht und deshalb täglich schuften muss, um den nächsten Morgen überhaupt noch zu erleben. Doch dann trifft Will auf einen reichen Fremden, der ihm erst all seine Lebenszeit überlässt und dann Selbstmord begeht. Als die korrupte Polizei ihn für den Tod des Mannes verantwortlich machen und ihm wegen Mordes belangen will, flieht er und nimmt dabei die attraktive Sylvia (Amanda Seyfried) als Geisel, eine behütete Tochter aus reichem Hause. Schnell kommen sich der Entführer und sein Opfer näher, wobei sie auch ihre gemeinsame aufrührerische Ader entdecken: In der Tradition von Warren Beatty und Faye Dunaway in „Bonnie and Clyde“ tun sie sich zusammen, um eine Bank nach der anderen zu überfallen, die erbeutete Zeit an die Armen zu verteilen und so gegen das übermächtig erscheinende Establishment zu rebellieren…

 

Für einen weiteren Eindruck von der Handlung schaut ihr euch am besten erst einmal den deutschen Trailer zum Film an:

 

Gedreht wurde während meines Besuchs am Set eine Sequenz, in der Justin und Amanda eine Zeit-Bank ausrauben. Die erste Einstellung war gleich ein komplizierter Stunt, bei dem ein Transporter durch eine Glasscheibe in die Bankhalle kracht. Dann folgte eine Szene, in der Justin und Amanda einen Tresor (siehe Foto unten) leerräumen und den Inhalt freigiebig an die nach Zeit bettelnden Kunden verteilen.

 

Produzent Eric Newman hat mir den genauen Kontext dieser Sequenz folgendermaßen erläutert: „Justin und Amanda sind inzwischen zu einer Art Bonnie-und-Clyde-Team geworden und rauben nun diese Bank aus. Jeder Mensch trägt einen LED-Zähler an seinem Handgelenk, der ihm sagt, wie lange er noch zu leben hat. Wenn du arm bist, wachst du morgens auf und hast noch 22 Stunden. Dann fängst du besser gleich an zu arbeiten, denn sonst schaffst du es nicht bis zum nächsten Tag. Die Reichen haben hingegen endlos Zeit und müssen gar nichts tun. Es ist wie die perfekte Kombination der Dinge, von denen die Menschen besessen sind: Jugend und Geld. Man altert nur, bis man 25 ist, aber die Armen fallen tot um wie die Fliegen, weil sie nicht genug Zeit haben, während die Reichen Jahrhunderte leben. In dieser speziellen Szene wollen unsere Helden nun eine Zeit-Bank überfallen, die ausgerechnet dem Vater von Amandas Figur gehört. Er ist eine Art Industrieller, der Millionen von Jahren besitzt. Die beiden fahren also mit dem Transporter durch die Glasscheibe und überfallen den Zeit-Verleih. Aber anstatt die Zeit für sich selbst zu behalten, verteilen sie den Reichtum im Stile eines Robin Hoods an die Bedürftigen.“

 

Beim Dreh dieser Szene durfte ich am Set zuschauen (da links neben dem Eingang stehe ich irgendwo).


Und jetzt habe ich noch zehn Gründe für euch, warum ich mich nach dem Set-Besuch noch mehr auf den Film freue als ich es vorher ohnehin schon getan habe:

 

1. Die Idee...

Das Konzept, Lebenszeit als Währung zu verwenden, finde ich ziemlich faszinierend…

 

2. ...bis zum Ende durchdacht

…und nach allem, was ich am Set mitbekommen habe, ist „In Time“ auch keiner dieser Filme, deren Plot sich zwar werbewirksam auf eine zentrale Idee kondensieren lässt, die dann aber über einen griffigen Slogan hinaus nicht viel zu bieten haben. Stattdessen scheinen die Filmemacher ihre Prämisse in allen Bereichen - vom Drehbuch bis zum Kostümdesign - weitergedacht zu haben. Dafür steht auch eine starke Dialogzeile, die darauf hindeutet, dass das Skript aus der Feder von Regisseur Andrew Niccol auch die philosophische Dimension des Stoffes umfasst: „Die Armen sterben, während die Reichen nie wirklich leben.“ - eine Anspielung darauf, dass die Reichen sich nur um ihr Zeitvermögen sorgen, während die Armen zwar jeden Augenblick schätzen, aber viel zu früh das Zeitliche segnen.

 

3. Justin Timberlake

Schauspielernde Sänger – das geht meistens schlimm in die Hose. Justin Timberlake ist eine der wenigen Ausnahmen, das hat er nicht erst mit seiner großartigen Leistung als Napster-Gründer Sean Parker in David Finchers „The Social Network“ bewiesen. Allerdings hat er bisher noch keinen Actionhelden gespielt, obwohl er meiner Meinung nach eigentlich genau der richtige Typ dafür ist. In „In Time“ werde ich ja nun sehen, ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege. Auf die Frage, wie viel Action es denn im Film geben wird, meinte Justin übrigens: „Wir haben neulich schon darüber nachgedacht, ob es außer ‚Lola rennt‘ und ‚Forrest Gump‘ überhaupt noch einen anderen Film gibt, in dem mehr gerannt wird.“

 

4. Amanda Seyfried

Als Bad Girl und mit roter Perücke sieht sie noch sexier aus als in ihren sonstigen Filmen. Was soll ich sagen, ich bin auch nur ein Mann. Aber urteilt doch am besten selbst:

 

Rote Haare und verführerische Augen: Amanda Seyfried ist die Faye Dunaway des 21. Jahrhunderts.

 

5. Andrew Niccol

Nach meinem Gespräch mit dem Regisseur bin ich noch mehr davon überzeugt, dass Andrew Niccol genau der richtige Mann für den Job ist. In den Händen eines anderen hätte aus der Story schnell ein austauschbarer Sci-Fi-Actioner werden können, aber bei Niccol bin ich mir sicher, dass er das satirische und gesellschaftskritische Potential des Plots bestimmt nicht ungenutzt brachliegen lassen wird.

 

6. Roger Deakins

Dieser Mann ist eine Legende. Der neunfach (!) oscarnominierte Brite zeichnet nicht nur bei so ziemlich jedem Film der Coen-Brüder für die Kameraarbeit verantwortlich (zuletzt bei „True Grit“), sondern war in den vergangenen Jahren auch an solch visuell beeindruckenden Werken wie „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ oder „Zeiten des Aufruhrs“ beteiligt. Wie ich am Set erfahren habe, ist „In Time“ nun der erste Film, den der Meister mit einer digitalen Kamera (für die Experten: einer ARRI Alexa) gedreht hat – und ich bin fest davon überzeugt, dass er genau weiß, wie er die Freiheiten des digitalen Drehens am besten ausnutzt. (Das ist übrigens auch deshalb spannend, weil er den anstehenden „Bond 23“ aller Voraussicht nach mit demselben Kameramodell drehen wird.)

 

7. Der Look

Produzent Eric Newman hat mir den angestrebten Look des Films folgendermaßen beschrieben: „Es ist eine Art futuristischer Retro-Look. Damit stehen wir in der Tradition solcher High-Tech/Low-Tech-Filmwelten wie sie Terry Gilliam zum Beispiel in ‚Brazil‘ oder ‚Time Bandits‘ kreiert hat.“ Das klingt doch schon mal interessant, ambitioniert und ganz sicher nicht nach einem 08/15-Mainstream-Look – auch wenn ich zugeben muss, dass ich mir noch nicht hundertprozentig sicher bin, wie dieses Zusammenspiel von Sci-Fi und Retro genau aussehen soll. Vielleicht hat es ja etwas mit diesem Foto hier zu tun:

 

Futuristischer Retro-Look: Trotz Science-Fiction-Setting trägt Bösewicht Alex Pettyfer einen klassischen Streifenanzug und fährt ein Auto aus den 70er Jahren!


8. Los Angeles

Andrew Niccol hat mir zum Drehort Los Angeles Folgendes gesagt: „Der Film ist zwar nicht explizit in Los Angeles verortet, aber dass er hier gedreht wird, ist für das Thema des Films trotzdem bedeutend, denn L.A. ist die Stadt der Jugend.“ Auch diese Aussage bestärkt mich in meinem Glauben, dass Niccols das kritische Potential der Story nicht verkennen und sich den einen oder anderen bissigen Seitenhieb auf den Jugendwahn der Traumfabrik nicht verkneifen wird.

 

9. Cillian Murphy

Leider hatte Cillian Murphy gerade Außendrehs, als ich am Set war, ich hätte ihn wirklich gerne getroffen. Aber die letzten beiden Blockbuster, in denen Murphy größere Rollen gespielt hat, waren Christopher Nolans Meisterwerke „The Dark Knight“ und „Inception“ – und diese Erfolgsbilanz spricht ja wohl bitteschön für sich.

 

10. Olivia Wilde

Justin Timberlake hat mir verraten, dass der Film mit einer Szene beginnt, in der er aufwacht und in die Küche geht. Dort trifft er auf Olivia Wilde („Cowboys & Aliens“), was durchaus Sinn ergibt, schließlich würden beide auch als Topmodel durchgehen und gäben sicherlich ein glaubhaftes Liebespaar ab. Aber dann der Schock – Justin begrüßt Olivia mit den Worten: „Guten Morgen, Mama.“ In „In Time“ altern die Menschen nur, bis sie 25 Jahre alt sind – und deshalb spielt Olivia nun die Mutter von Justin, obwohl sie im wahren Leben sogar drei Jahre jünger ist als er. Das muss ich einfach sehen.

 

Das waren schon mal einige, aber noch lange nicht alle Infos, die ich aus Los Angeles mitgebracht habe. Auf den folgenden Seiten haben wir nämlich noch ausfürliche Interviews mit Regisseur Andrew Niccol & Produzent Eric Newman sowie den Hauptdarstellern Justin Timberlake & Amanda Seyfried für euch.

 

"In Time - Deine Zeit läuft ab" startet am 1. Dezember 2011 in den deutschen Kinos.

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Kommentare

  • Thomas Knobloch

    kinobesuch ist pflicht für mich und dank dieses berichtes, halt ich es kaum noch aus:)

  • KevinB

    okay bisher war ich vom trailer begeistert hatte mich aber hatte weiter nichts über den film gelesen. nun bin ich total angefixt und kan den kinostart nicht mehr abwarten

  • JackValentine

    Ich hoffe bloß, dass es Andrew Niccol hinkriegt, zwischen all den Bankraub-Actiongewittern nicht die Story aus den Augen zu verlieren. Aber ich glaube dafür wäre er eh nicht der Typ.

  • protagonist

    schließe mich meinen vorrednern an, den muss ich mir auf jeden fall ansehen, den trailer finde ich auch schon sehr gut!

  • Angelina777

    Geheimtipp :-)

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