Josef Hader über „Der Knochenmann“: „Es ist uns gelungen, die Schraube noch weiter zu drehen“
Donnerstag, 5. März 2009 - 14:03
Von Barbara Fuchs

Wie viel von Josef Hader steckt in der Figur von Brenner?

Hader: Manchmal habe ich auch den Verdacht, dass für mein Alter noch zu wenig passiert ist in meinem Leben und ich Dinge versäumt habe. Ich kenne auch den traurigen Blick darüber, dass man schon so alt ist und noch nicht dort, wo man gerne hin will. Gleich zwischen uns ist außerdem eine gewisse Grundbeleidigtheit aufs Leben und dass ich nicht sehr extrovertiert bin.

Wie hat sich die Figur des Brenner im Laufe der drei Teile verändert?

Hader: Die Figur hat sich auf jeden Fall verändert, weil sie älter wird und die Geschichte selbst sich ändert. Bei „Der Knochenmann“ haben wir bald gemerkt, dass wir den Brenner gern etwas offener hätten. Also nicht so abgeklärt dem Leben gegenüber stehend, sondern offener, verliebter und verletzter. Insofern ändert sich die Figur automatisch.

Wurde bei den Dreharbeiten viel gescherzt?

Hader: Es war grundsätzlich so, dass wir am Dreh noch überlegt haben, ob die Dialoge hinhauen und was man ändern könnte. Ich kann mich erinnern, dass der Dialog mit Birgit Minchmayr im Rohbau überhaupt nicht funktioniert hat. Da haben wir während der Mittagspause den Dialog, in dem sie ihm sagt, was überall wo stehen hätte sollen, erfunden. Wir sind ständig am Nachdenken und am Verändern. Bis zum letzten Moment versuchen wir, dass es wirklich passt und der Situation, dem Schauspieler und dem Setting einfach angemessen ist. Da kommt nicht der richtige Spaß auf, sondern es wird intensiv gearbeitet. Richtigen Spaß gib es sehr oft, wenn Simon Schwarz auftaucht, denn der ist wirklich unbezahlbar. Nicht nur, weil er so ein guter Schauspieler ist, sondern weil er so viel Spaß macht. Alle freuen sich schon immer auf die Drehtage mit ihm. Da können wir ihm alle nicht das Wasser reichen.

Brenner sagt im Film, dass er gerne aus Gummi wäre. Welche Superkraft hätten Sie gerne?

Hader: Am allerliebsten würde ich gerne ein Symphonieorchester dirigieren können. Weil ich finde, es ist das geilste Musikinstrument, das es gibt. Damit meine ich nicht, dass alle nach meiner Pfeife tanzen sollen, sondern die Fähigkeit, eine Spiellust in fünfzig Musikern zu erwecken. Es hat zwar schon mit Macht zu tun, aber nicht mit so einer banaler, dass alle nach einer Pfeife tanzen müssen, sondern dass man die anderen inspirieren kann und sie völlig enthemmt spielen lässt. Ein wenig kann ich dies ausleben, wenn ich ein Publikum habe, aber es ist nicht dasselbe.

Kennen Sie die Zukunft von Brenner?

Hader: Die gibt es sicher, wenn es uns so wie bisher gelingt, die Schraube noch weiter zu drehen und noch wo anders hinzukommen. Ich denke, mit „Der Knochenmann“ ist uns dies gelungen. Wenn es so weitergehen könnte, wäre ich sehr glücklich. Wir müssen uns zusammen setzten und darüber nachdenken. Ich denke, dass die Grundkonstellation von „Das ewige Leben“ sehr spannend ist. Also wenn das Publikum so viel weiß wie Brenner, mit ihm zusammen aufwacht und plötzlich im Krankenhaus ist. Wenn das Publikum und Brenner plötzlich erfahren, dass ihm in den Kopf geschossen worden ist, er sich aber an nichts erinnern kann. Dann geht er langsam ins Leben zurück und macht sich daran herauszufinden, was passiert sein könnte. Er hat manchmal Flashbacks, weiß aber nicht, ob das stimmt, was er sich gerade einbildet. Das ist was, Wolfgang Murnberger sehr reizt und auch ich sehr interessant finde. Wir müssen nur aufpassen, da es in Graz spielt und es um Machenschaften geht, dass wir „Silentium“ nicht wiederholen, sondern ganz wo anders hinkommen.

Sie arbeiten derzeit an dem Fernsehprojekt, „Der Aufschneider“...

Hader: Das ist eine kleine Fernsehserie, sechs Mal dreißig Minuten und spielt im Keller eines Krankenhauses, wo die Pathologen hausen. Sie sitzen dort unten und haben Konflikte mit den gefeierten Chirurgen aus den oberen Stockwerken und untereinander. Sie sezieren Leichen und haben auch Probleme privater Natur. Diese Spannungsverhältnisse sind das Thema der kleinen Serie. Sie soll nicht episodisch sein, sondern wie ein fortlaufender Film, der sich nach dreißig Minuten selber erzählen muss. Ich hatte die Idee mit den Pathologen schon früher, habe sie aber verworfen, weil mir das Thema für einen Kinofilm zu klar angelegt war. Für das Format einer Serie hatte es für mich plötzlich wieder einen Sinn, ein so befrachtetes Thema herzunehmen. Ich werde vermutlich auch selbst mitspielen.

Das Interview wurde im Februar in Berlin geführt.

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