Filmstarts trifft... Sabine Timoteo ("Das Vaterspiel")
Freitag, 27. November 2009 - 08:11
Von Barbara Fuchs

Gleich für ihre erste Kinohauptrolle in Philipp Grönings‘ „L’amour, L’argent, L’amour“ erhielt Sabine Timoteo („Gespenster“, „Der freie Wille“) im Jahr 2000 den Bronzenen Leoparden in Locarno und den Schweizer Filmpreis. Trotzdem fühlt sich die gelernte Köchin, professionelle Balletttänzerin und zweifache Mutter auf einem internationalen Filmfestival wie der Berlinale nur als Gast und bleibt gerade so lange, wie sie muss. Filmstarts hat die Schweizerin im Rahmen des Festivals getroffen, um mit ihr über Michael Glawoggers „Das Vaterspiel“ zu sprechen, der im Panorama gezeigt wurde. Timoteo spielt darin eine glatzköpfige Femme Fatale, die scheinbar skrupellos mit ihrer Umwelt umgeht.

Filmstarts: Teilen Sie Mimis Abneigung zum „Vaterspiel“, einem Computergame, bei dem der User seinen eigenen Vater niederschießen muss?

Sabine Timoteo: Videospiele gehören sicherlich zum Alltag von Jugendlichen. Mimis Abneigung ist ja auch insofern ein Widerspruch, als dass die Gewalt, die sie in sich selbst trägt, noch viel schlimmer ist. Sie übt die Gewalt an sich selbst aus, und dadurch auch auf ihre Umwelt. Mimi hat eine gnadenlose Art mit sich und ihrer Umwelt umzugehen. Das sieht man schon daran, wie sie sich schminkt, sich benimmt und auftritt. Das fühlt sich nicht gesund an, dafür spricht auch ihre Haarlosigkeit. Ich habe das Gefühl, dass sie vor sich her und nicht mit sich lebt. Sie trägt eine steife Maske vor sich her. Die hält sie vor sich hin, um sich zu schützen. Ratz findet eben eine andere Form, um seine Gewalt auszudrücken. Er setzt sie durch ein einfältiges Computerspiel um. Mir persönlich würde es keinen Spaß machen, ständig auf denselben Knopf zu drücken.


Sabine Timoteo als Femme Fatale mit Perückentick.

Filmstarts: Wie stehen Sie zu den Motiven „Vaterhass“ und „Geheimnisse im Keller“?

Sabine Timoteo: Wer kennt Hass und Gewalt nicht? Es gab sicherlich auch solche Momente, in denen ich mir vorgestellt habe, wie es wäre, wenn mein Vater nicht mehr da wäre. Ich weiß selber nicht, was in meinem Keller rumliegt, aber ich glaube, es ist eine Menge. Ich finde es schön, dass es diese Dunkelheit gibt. Ich gehe da ab und zu spazieren. Mein Keller macht mir keine Angst mehr. Wirklich nicht. Ich hatte lange Zeit Angst vor diesem Keller, aber die habe ich nicht mehr, er gehört jetzt einfach dazu. Ich finde auch Filme gut, die den Keller nicht außen vorlassen.

Filmstarts: Haben Sie mit Ihren Großeltern über den Krieg gesprochen?

Sabine Timoteo: Ja, meine aus österreichische Großmutter spricht viel darüber, jetzt im hohen Alter sogar noch mehr. Bei uns wurde das Thema nie verdrängt. Meine Großmutter hat ihren Vater sehr früh durch den Krieg verloren und ist deshalb vaterlos aufgewachsen. Es hat sie sehr geprägt, dass ihr Vater von den eigenen Leuten umgebracht wurde. Er war ein Gegner des Nationalsozialismus, hat seine Tochter aber in die Hitlerjugend geschickt. Auf diese Weise hat sie ihn vorübergehend geschützt, denn insgeheim wusste jeder, dass er ein Feind des Regimes ist.

Filmstarts: Inwiefern kann ein Mensch einen anderen ausnutzen, ohne ihn zu verletzen?

Sabine Timoteo: Der andere lässt sich ja auch ausnutzen, das ist das eigentliche Problem. Menschen setzen sich eben eigene Ziele. „Ausnützen“ hört sich sehr negativ an - „nutzen“, „benutzen“, jemanden „ausnutzen“ sind ziemlich ekelig Begriffe. Aber wer tut es nicht manchmal? Der Ratz würde es wohl nicht machen, wenn es nicht auch ihm etwas gebracht hätte. Also ist es kein reines Ausnutzen, er bleibt freiwillig, weil er sich davon etwas erhofft. Mimi holt sich, was sie braucht, und sie bekommt es auch. Wenn Ratz es ihr nicht gegeben hätte, wäre sie eben zum nächsten gegangen.


Kiffende Studenten: Mimi und Ratz.

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