Filmstarts trifft... Disney-Zeichner Andreas Deja ("Küss den Frosch")
Freitag, 4. Dezember 2009 - 12:12
Von Christoph Petersen

Der in Polen geborene und in Deutschland aufgewachsene Andreas Deja arbeitet bereits seit 1980 als Zeichner für die Walt Disney Studios. In seiner langen Karriere hat er solch legendäre Charaktere wie Gaston („Die Schöne und das Biest“), Jafar („Aladdin“), Scar („Der König der Löwen“) oder Hercules („Hercules“) gezeichnet. Bei „Küss den Frosch“, Disneys gelungener Rückkehr zu seinen 2D-Wurzeln, ist Deja für die Animation der 197 Jahre alten Voodoo-Zauberin Mama Odin verantwortlich. Filmstarts traf den Künstler zum Gespräch in Berlin.

Filmstarts: Wie glücklich sind Sie, dass Disney den Schritt zurück zur 2D-Technik gewagt hat?

Andreas Deja: Ich bin selig, mit einem großen „S“ davor. Total happy, wirklich.

Filmstarts: Hatten Sie denn zwischenzeitlich Angst, dass sie vielleicht einen Beruf erlernt haben, der nun vom Aussterben bedroht ist?

Andreas Deja: Ja, auf jeden Fall. Aber ich habe dann ganz störrisch mit meinem Plan B angefangen und mir gesagt, wenn es bei Disney nicht mehr weitergeht, dann machst du es einfach Zuhause weiter. Das wären dann keine abendfüllenden Filme geworden, für die man ja ein riesengroßes Team um sich braucht, aber ich hätte dann eben Kurzfilme in 2D gezeichnet.

Filmstarts: Aber auf 3D umzusatteln, wäre für Sie nicht in Frage gekommen?

Andreas Deja: Das hat keinen Zweck. Ich habe mal reingeschnuppert und mir an zwei Wochenenden von einem Ausbilder das Computerprogramm erklären lassen. Ich habe dann gemerkt, dass ich es zwar lernen könnte, es mir aber keinen Spaß machen würde.


Mama Odie und ihre Hausschlange Juju.

Filmstarts: Sie haben sich ungewöhnlich früh dafür entschieden Trickfilmzeichner zu werden. Wie kam es dazu?

Andreas Deja:Mit elf Jahren habe ich das erste Mal „Das Dschungelbuch“ gesehen und war von da an total auf diese Art Filme fixiert. Es gab in den 70ern aber noch keine Bücher über Zeichentrickfilme und deshalb auch keine Infos, wie man so etwas eigentlich macht. Deshalb habe ich ein Jahr später mit der Hilfe meines Englischlehrers einige Fragen formuliert und an Disney geschickt. Drei Wochen später erhielt ich einen Antwortbrief, den ich auch heute noch habe, in dem sehr wichtige Ratschläge standen. Der wichtigste war: „Wenn Du ernsthaft Animation machen möchtest, musst Du erst mal Künstler werden. Schick uns keine Kopien von Mickey Mouse oder Donald Duck, das können wir Dir hier später alles beibringen. Geh zur Kunstschule und sehr, sehr oft in den Zoo, um Tiere zu zeichnen.“ Zuerst hielt ich es für komisch, dass akademisches Zeichnen die Grundlage für einen Job bei Disney sein sollte. Aber dann fiel irgendwann der Groschen. Wenn ich einen Tiger zeichnen will, der im Gras hockt, dann muss ich wissen, wie sich die Schultern bewegen, ich muss den Knochenbau kennen. Wenn er sich dann bewegt, muss ich wissen, wie die Tatzen fallen und wo genau das Gelenk sitzt. Von da an war ich dann nicht mehr zu halten und bin ständig in den nächstgelegenen Zoo nach Duisburg gefahren.

Filmstarts: Und wie ging es dann weiter?

Andreas Deja: Nach der Bundeswehrzeit habe ich dann angefangen Graphik zu studieren. Gegen Ende meines Studiums habe ich dann erfahren, dass Disney ein Ausbildungsprogramm hat. Der Ausbilder war einer der alten Disney-Zeichner, Eric Larson, der schon bei „Pinocchio“ die Katze gestaltet hatte. Ich habe dem also geschrieben und gefragt, ob sie noch Leute brauchen. Er meinte, sie seien zwar gerade voll, aber sie würden immer Ausschau nach außergewöhnlichen Talenten halten. Ich habe dann noch härter gearbeitet und ihm irgendwann Kopien von meinen Bildern zugeschickt. Seine Antwort lautete: „I think you got, what it takes.“ Ich sollte dann noch ein Jahr lang die Schule zu Ende machen und dann rüber nach Amerika kommen.


Ein verrottetes Schiffswrack ist das Baumhaus von Mama Odie.

Filmstarts: Wie haben Sie sich ihrer Figur in „Küss den Frosch“, Mama Odie, angenähert?

Andreas Deja: Wenn ich zu einem Projekt stoße, gibt es schon Vorarbeiten und Storyboards. Die Autoren haben Mama Odie dann bereits in einer ganz rohen, unfertigen Krickelform gezeichnet. Ich sehe mir dann an, was die Figur in den Sequenzen so macht. Auch sehr wichtig ist die Stimme. Ich habe mir die Sprachaufnahmen von Jennifer Lewis angehört und die Augen zugemacht, um mir ungefähr vorzustellen, wie die dazugehörige Figur nun aussehen könnte.

Filmstarts: In der deutschen Synchro spricht Marianne Rosenberg die Mama Odie…

Andreas Deja: …ja, ich habe das auch erst vor drei Wochen erfahren. Ich musste erst mal lachen, weil ich sie natürlich von früher kannte. In den 70er Jahren war Marianne Rosenberg schließlich so etwas wie die Disco Queen von Deutschland. Ihre Lieder liefen bei uns im Haushalt ständig. Ein riesen Zufall also, dass man sich nach all diesen Jahren trifft und plötzlich zusammen an einer Figur arbeitet. Ich habe heute zum ersten Mal längere Szenen aus der deutschen Fassung gesehen und ich muss sagen, dass sie das toll hinbekommen hat. Das ist immerhin eine Stimme, die man aufsetzen muss, die nicht real existiert. Man muss so sprechen, als ob man keine Zähne hat und 197 Jahre alt ist – und das hat sie total gut hingekriegt.


“Küss den Frosch“ startet am 10. Dezember in den deutschen Kinos.

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