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    Reine Fellsache
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Reine Fellsache
    Von Christian Horn

    Warum „Die Mumie"-Mime Brendan Fraser die Hauptrolle in einer so albernen Familienkomödie wie „Reine Fellsache" angenommen hat, bleibt ein Rätsel. Schon dem Drehbuch von Michael Carnes und Josh Gilbert, die auch schon das Skript zu „Mr. Woodcock" verfasst haben, hätte man die Banalität und fehlende Substanz des Stoffs ansehen müssen. Daran konnte dann auch der mäßig talentierte Regisseur Roger Kumble, der mit „Eiskalte Engel" zwar einen Hit vorlegte, darauf dann aber das Machwerk „Eiskalte Engel 2" folgen ließ, nicht das Geringste ändern. So wurde aus „Reine Fellsache" eine absolut verzichtbare, charakterlose Komödie, in welcher der sichtlich aufgequollene Brendan Fraser sich gehörig zum Affen macht.

    Aus Chicago zieht Familie Sanders in das ländliche Rocky Springs, weil Vater Dan (Brendan Fraser, „Reise zum Mittelpunkt der Erde") dort ein karriereförderndes Bauprojekt leiten soll. Sein jugendlicher Sohn Tyler (Matt Prokop, „High School Musical 3") ist vom abgeschiedenen Leben im Wald nur wenig begeistert, während Ehefrau Tammy (Brooke Shields, „Die blaue Lagune") den geplanten einjährigen Aufenthalt nur aus Liebe zu Dan angeht. Doch recht bald stellt Sanders' japanischer Boss Lyman (Ken Jeong, „The Hangover"), ein aalglatter Geldhai vor dem Herrn, klar, dass der Bauauftrag auf vier Jahre ausgeweitet werden soll, damit eine riesige Siedlung mitten im Wald entstehen kann. Zu diesem Zweck soll ein Großteil der unberührten Landschaft gerodet werden – ein Unterfangen, das den ansässigen Tieren freilich gar nicht passt. Unter der Führung eines Waschbären starten die Waldbewohner einen großangelegten Gegenangriff, der den Bauherren Dan zum Ziel hat...

    Diese Ausgangslage unterbreitet „Reine Fellsache", dessen Originaltitel „Furry Vengeance" (auf Deutsch: „Fellige Rache") weitaus sinniger ist, ohne große Umschweife. Was folgt, sind zahlreiche Attacken auf Brendan Fraser: Waschbären und Stinktiere, Biber, Raben und sonstige animalische Widersacher machen dem gebeutelten Bauleiter aus der Großstadt das Leben zur Hölle. Mit harmlosen Streichen wie der Sabotage der Gartenbewässerung fängt der Terror an, um sich sukzessive bis zu versuchtem Totschlag hochzuschaukeln. Und bei all dem ist Dan Sanders alleine: Niemand glaubt ihm und immer, wenn er seiner Familie oder dem später zu Rate gezogenen Therapeuten die tierischen Widersacher vorführen will, verschwinden diese urplötzlich. So ist es Branden Fraser, der die mit Abstand erste Geige in „Reine Fellsache" spielt und stets an vorderster Front kämpft. In der zunehmend beliebigen Abfolge von irrsinnigen Tier-Attacken, die durchweg auf infantilen Klamauk setzen und befremdlich ideenlos bleiben, bleibt der Hollywood-Schauspieler stets die wesentliche Bezugsperson der Erzählung.

    Die computergenerierten Tiere übernehmen die zweite Hauptrolle, wobei sie allesamt austauschbar und eindimensional bleiben – nur dem Waschbären, der als Rädelsführer fungiert, gönnt das Drehbuch einen späten biografischen Background, der sein entschlossenes Handeln über die Bewahrung der Natur hinaus erklärt. Dass die durch Grimassen und Gesten vermenschlichten Tiere so schrecklich blass bleiben, ist neben den ganzen anderen Albernheiten ein weiterer Fallstrick der Komödie, denn so erscheinen die Tiere und nicht die Menschen als Störenfriede: Mit Fraser leidet der Zuschauer (zumindest soll er das), wohingegen die Tiere den armen Helden tyrannisieren. Die auf Umweltbewusstsein getrimmte Botschaft von „Reine Fellsache" wird somit schon in der Grundanlage aus den Angeln gehoben und lässt nie die Ernsthaftigkeit erkennen, die der angedachten ökologischen Message in irgendeiner Form genügen würde.

    Wie es sich für eine Familienkomödie gehört, mündet der ganze läppische Rummel in ein gerechtes Finale, bei dem die Guten wie die Bösen ihr Dankeschön erhalten, die Verirrten eine Läuterung erfahren und die menschlichen sowie tierischen Familien in großer Liebe zusammenrücken. Das alleine ist als Happy End schon abgedroschen genug; schlimmer wiegt jedoch, dass die Filmminuten zuvor nichts weiter zu bieten hatten als einen völlig durchnässten, komplett mit Vogelschiss besudelten und dauerkreischenden Brendan Fraser sowie diverse schelmisch gen Zuschauer zwinkernde Tiere, die sich nach vollführten Streichen die Pfoten reiben. Das hätte Branden Fraser wirklich nicht nötig gehabt – da war er wohl, um die Gesangseinlage aus dem Abspann zu zitieren, „Insane In The Brain".

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