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    Conan
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Conan
    Von Carsten Baumgardt

    John Milius‘ Fantasy-Klassiker „Conan - Der Barbar" machte 1982 einen kaum bekannten Bodybuilder namens Arnold Schwarzenegger über Nacht berühmt. Dem Erfolg ließ der kantige Österreicher mit „Conan - Der Zerstörer" und „Red Sonja" bald darauf weitere Fantasy-Actioner folgen. Während das „Red Sonja"-Remake jedoch seit Jahren in der Entwicklungshölle Hollywoods schmorrt, ist die ebenfalls seit längerer Zeit geplante Neuauflage von „Conan" jetzt tatsächlich am Start. Wie schwer es aber ist, einer wahren Genre-Ikone nachzufolgen, bekommt Regisseur Marcus Nispel mit seinem Reboot spüren. Seine Version bleibt Lichtjahre hinter dem Original zurück.

    In der mythischen Welt Hyboria wird Conan als Sohn von Corin (Ron Perlman) und Fialla (Laila Rouass) auf dem Schlachtfeld geboren. Weil seine Mutter in dem epischen Gemetzel getötet wird, bekommt das Baby fortan Blut statt Milch zu trinken. In den folgenden Jahren wird der junge Conan (Leo Howard) von Vater Corin zum stahlharten Krieger herangezogen. Als der finstere Kriegstreiber Khalar Zym (Stephen Lang) ihr Heimatdorf auf der Suche nach einem Stück einer sagenumwobenen Maske überfällt und seinen Vater auf bestialische Art tötet, schwört der Halbwüchsige Conan erbitterte Rache. Zehn Jahre später ist der Krieger (jetzt: Jason Momoa) zu einem kolossalen Muskelmann herangewachsen, der nur ein Ziel hat: Khalar Zym aufzuspüren und ihn zu töten. Aber erst, als dieser seine Fühler nach der jungen Nonne Tamara (Rachel Nichols) ausstreckt, deren reines Blut Khalar Zym benötigt, um die Macht der ominösen Maske aktivieren zu können, kommt Conan seinem Todfeind endlich auf die Spur...

    Während Regisseur John Milius („Die rote Flut") in seinem Fantasy-Actioner „Conan - Der Barbar" stilvoll und ironisch den Trash-Charakter des literarischen Originals von Robert E. Howard zelebrierte und sein Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger dem Edelschund archaischen Charme verlieh, schafft es der deutsche Reboot-Spezialist Marcus Nispel („Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre", „Freitag der 13.") trotz relativer Vorlagen-Treue nicht, den liebenswert-kruden Geist der Kurzgeschichten wiederzubeleben. Stattdessen serviert er eine herbe, hochglänzende Schlachtplatte und hat schwer mit unfreiwilliger Komik zu kämpfen. Natürlich sollte niemand bei einer solchen Fantasy-Verfilmung geschliffene Dialoge oder eine schlüssige Handlung erwarten, aber Nispels glattpolierter Antik-Actioner rumpelt so holprig vor sich hin, dass dem Werk jedwede Inspiration abgesprochen werden muss.

    Genauso wenig wie Herausforderer Nispel dem Original-Regisseur Milius das Wasser reichen kann, gelingt es Hauptdarsteller Jason Momoa („Game of Thrones", „Baywatch") mit Schwarzenegger mitzuhalten. Niemals interessiert sich der Betrachter für das Schicksal dieses rüde und ungehobelt auftretenden Conan. Bezeichnend dafür - und unangenehmer Höhepunkt des Mummenschanzes - ist auch Conans ehernes Lebensmotto: „Ich lebe, ich liebe und ich töte... ich bin zufrieden!" Warum er lebt, liegt auf der Hand. Warum er tötet, ist durch seine Vorgeschichte legitimiert. Aber warum er liebt, versteht man nicht – denn große Gefühle bleiben in diesem Universum stets reine Behauptung. So setzt er sich zwar unermüdlich für die „reinblütige" Tamara (Rachel Nichols) ein, trotzdem behandelt er sie ohne jeden barbarischen Charme wie eine Bedienstete („Weib, komm‘ her!").

    Im Prolog eifert Marcus Nispel stilistisch und inhaltlich Peter Jacksons Fantasy-Meilenstein „Der Herr der Ringe" nach, und schon hier offenbaren sich schwere Defizite. Bei der Erklärung der Sagenwelt Hyborias dreschen Freund und Feind vor einer Hochglanzkulisse aufeinander ein, dazu soll die tosende Musik von Tyler Bates („Sucker Punch") als unheilvolles Fanal fungieren, was zwar pompös, aber allzu schwülstig klingt. In dieser sterilen Inszenierung misslingt der Versuch mythischer Überhöhung kläglich. Dialoge der Preisklasse „Der dunkle Mann, der seinen Vater getötet hatte, blieb im Dunkeln" helfen auch nicht, dem Fantasy-Actioner ein auch nur halbwegs tragfähiges erzählerisches Fundament zu verleihen - von den massiven Ungereimtheiten in der Handlungslogik ganz zu schweigen.

    Abseits der enttäuschenden inhaltlichen Ebene überzeugt auch die Action nur durch Quantität, nicht aber durch Qualität. Die Kamera von Thomas Kloss („Showtime") ist viel zu oft viel zu nah dran am Geschehen, was sich besonders in 3D negativ auswirkt, weil der Überblick in diesen Szenen komplett verloren geht. Cutter Ken Blackwell („The Expendables") gelingt es dazu über weite Strecken nicht einmal, für eine ausreichende räumliche Orientierung des Zuschauers oder halbwegs stimmige Anschlüsse zu sorgen, so dass „Conan" auch vom Schnitt her als Desaster verbucht werden muss.

    Fazit: Viel Feind, wenig Ehr. Regisseur Marcus Nispel gelingt es in seinem „Conan"-Reboot nicht, Arnold Schwarzeneggers Nachfolger Jason Momoa zur titelgebenden Ikone zu stilisieren. Bis auf eine hohe Action-Schlagzahl hat Nispels plattes Schlachtenepos nichts zu bieten, was der Qualität des charmanten Originals auch nur nahe kommt.

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