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    Heute im TV: Einer der besten Western aller Zeiten – erbarmungslos, bildgewaltig, unvergesslich
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Für Pascal zählt der Western zu den spannendsten Genres überhaupt, deswegen hat er auch schon mehr als 200 davon gesehen. Sein ewiger Liebling: "Leichen pflastern seinen Weg".

    Heute läuft mit „There Will Be Blood“ nicht nur einen der ungewöhnlichsten, sondern auch einen der besten Western aller Zeiten im Free-TV. Dieses Monstrum von Film werdet ihr definitiv nie wieder vergessen.

    Schon die ersten 30 Minuten von „There Will Be Blood“ zählen zum Eindrucksvollsten, was das Kino seit der Jahrtausendwende zu bieten hat. Hier sehen wir, wie Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) sich dabei beinahe zu Tode schuftet, um im kalifornischen Nirgendwo überraschend auf Öl zu stoßen. Schon diese nahezu ohne jedes gesprochene Wort auskommende Eröffnung zeigt auf, mit welcher urwüchsigen Bildgewalt Paul Thomas Anderson („Licorice Pizza“) und sein famoser Kameramann Robert Elswit („Mission: Impossible – Rogue Nation) die Kraft des Kinos ausloten. Und das ist erst der Anfang.

    Falls ihr das oscarprämierte Meisterwerk mit einem phänomenalen Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle noch nicht gesehen habt, könnt ihr dieses heute, am 4. März um 22.15 Uhr auf Servus TV nachholen.

    Darum geht’s in There Will Be Blood

    Die Goldgräberei allein befriedigt Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) nicht mehr. Gut zwölf Jahre, nachdem er sich als erfolgreicher Goldsucher bewährt hat, führt er ein bekanntes Ölunternehmen, das sein Adoptivsohn H.W. (Dillon Freasier) später übernehmen soll. Eines Nachts begibt sich der naive Paul Sunday (Paul Dano) zu Plainview und seinem Geschäftspartner Hamilton (Ciarán Hinds) und berichtet, unter der Erde des Grundbesitzes seiner Eltern seien schier unendliche Mengen von dem schwarzen Rohstoff zu finden.

    Wie sich herausstellt, hat der Fremde Recht – und Plainview wittert die große Chance. Nahezu mühelos überzeugt er die Familie Sunday, ihm ihre Ranch zu verkaufen, einzig Pauls obsessiv-religiöser Zwillingsbruder Eli (Paul Dano in einer Doppelrolle) ist widerwillig und verlangt eine großzügige Spende für die Kirche der Gemeinde. Kurz nachdem die Bohrarbeiten begonnen haben, kommt es zu einem folgenschweren Unfall, bei dem ein Arbeiter das Leben und H.W. sein Gehör verliert. Ist die Familie Sunday einen Pakt mit dem Teufel eingegangen?

    Ein fast dreistündiges Ungetüm

    In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „There Will Be Blood“ mit 5 von 5 Sternen die absolute Höchstwertung. Damit zählt der Film für uns zu den besten Filmen überhaupt. In seinem Fazit schreibt unser Autor Jonas Reinartz: „Mit seinem ersten Film seit sechs Jahren legt Paul Thomas Anderson einen sperrigen, desillusionierenden Beitrag über zeitlose Themen und Befindlichkeiten und auch ein Statement über die jetzige Situation der USA dar.“

    Die offizielle FILMSTARTS-Kritik zu „There Will Be Blood“

    Damit hat Paul Thomas Anderson verstanden, dass sich das Genre des Western als perfekte Projektionsfläche der Gegenwart eignet. Im Zentrum der Geschichte stehen hier die Themen Gier und Glaube, die natürlich auch heutzutage auf dem weltpolitischen und -wirtschaftlichen Markt immer noch eine entscheidende Rolle spielen. „There Will Be Blood“ aber ist hier weniger an klassischen Western-Tropen interessiert, die das klassische Bildrepertoire des Genres aufleben lassen. Stattdessen ist dieses fast dreistündige Epos ein von heiligem Zorn angetriebener Kraftmarsch – auch für die Zuschauer*innen.

    Wer „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ von Andrew Dominik gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, in welche Richtung sich Paul Thomas Anderson mit „There Will Be Blood“ entwickelt. In der Ursuppe der Vereinigten Staaten angesiedelt, entfesselt der endgültig auf den Spuren von Stanley Kubrick wandelnde Anderson die letzten Jahre der Frontier-Ära, um aufzuzeigen, dass der Stolz einer Nation, der angeblich auf mutige Pioniere zurückgeht, ein Trugschluss ist. In „There Will Be Blood“ gibt es kein Heldentum, stattdessen sehen wir einen Daniel Day-Lewis, der sich seine ganz persönliche Hölle errichtet, aus der es kein Entkommen mehr gibt.

    Je weiter „There Will Be Blood“ voranschreitet, umso intensiver verdichten sich nicht nur die Konflikte, sondern auch das Schauspiel von Daniel Day-Lewis, der für seine irgendwann nur noch beängstigende Performance des pathologischen Machtmenschen Daniel Plainview zu Recht einen Oscar gewinnen konnte. Ja, „There Will Be Blood“ ist eine unnachgiebige Bestie von Film. Ein Gegenentwurf zum klassischen Western, der all die mit dem Genre verbundene Romantik inmitten schwarzer Ölfontänen ersaufen lässt. Größer, brachialer, paralysierender kann Kino kaum sein.

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