„Ausnahmezustand“ sorgte bei seinem Kinostart für viel Aufsehen. Muslimische Amerikaner beschwerten sich in Scharen über die Darstellung ihrer Glaubensbrüder als Terroristen und Massenmörder. Die US-Regierung und die Stadt New York City hingegen echauffierten sich darüber, dass die Bevölkerung unnötig in Angst versetzt würde. Die im Film gezeigte Reihe von verheerenden Attentaten könne niemals passieren, da man derlei mit Sicherheit bereits im Ansatz verhindert haben würde. Und selbst wenn, würde man deutlich besonnener auf eine solche Situation reagieren. Keine drei Jahre später kam es dann in der Ostküstenmetropole zu den Anschlägen vom 11. September 2001 und ihren globalen Auswirkungen habenden Folgen.
„Ausnahmezustand“ läuft am heutigen 4. Februar 2025 um 22.45 Uhr auf RTL Nitro. Eine Wiederholung folgt in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar um 0.30 Uhr. Alternativ könnt ihr den FSK-16-Titel aktuell ohne Aufpreis im Rahmen eures Flatrate-Abos bei Disney+* streamen. Zudem ist er als kostenpflichtiges Video-on-Demand zu haben:
"Unrealistisch" und dann doch von der Realität (weit!) übertroffen
„Ausnahmezustand“ war die – nach „Glory“ und „Mut zur Wahrheit“ – dritte Kollaboration von Superstar Denzel Washington mit Regisseur Edward Zwick („Blood Diamond“). Als der Action-Thriller Ende 1998 in die US-Kinos kam, waren die Reaktionen der Presse alles andere als positiv. Die Handlungsszenarien wurden als unglaubwürdig abgetan. Einerseits hieß es immer wieder, dass Anschläge in dem gezeigten Ausmaß auf US-Boden unmöglich seien – eine Annahme, die von den Beteuerungen der Behörden und Sicherheitskräfte als Reaktion auf den Film gespeist wurde. Andererseits würden die ach so integren USA Menschenrechte ganzer Bevölkerungsgruppen ihrer eigenen Bürger oder der anderer Staaten niemals auf diese Art verletzen und mit Füßen treten, wie es die Figur von Bruce Willis in „Ausnahmezustand“ tut.
Mittlerweile wissen wir alle, dass beide Kritikpunkte hinfällig sind. Zum ersten waren die grauenhaften Anschläge vom 11. September 2001 noch viel verheerender als die im Film gezeigten, und zweitens ist längst bewiesen, was in Guantanamo Bay und weiteren Internierungslagern der CIA, des Militärs und anderer US-Institutionen vor sich ging und immer noch geht. Zudem wurde ein Angriffskrieg aufgrund bekanntlich gefälschter „Beweise“ gegen den angeblich schuldigen Irak angezettelt, der dort zahllosen Zivilpersonen, aber auch Tausenden von eigenen Soldaten das Leben kostete und dessen globalpolitische Folgen bis heute allgegenwärtig sind.
Nicht zuletzt aufgrund der vielen Verrisse und der Boykott-Aufrufe zahlreicher arabisch-muslimischer Vereinigungen von US-Bürgern konnte „Ausnahmezustand“ in den nordamerikanischen Kinos nur etwas mehr als die Hälfte seines üppigen Budgets von 70 Millionen Dollar einspielen. Dafür wurde dann in den Wochen und Monaten nach 9/11 in den USA kein anderer Film häufiger fürs Heimkino ausgeliehen als „Ausnahmezustand“.

Aber ist der Film – abgesehen von seinen erstaunlich prophetisch anmutenden Storyelementen – tatsächlich schauenswert? In der FILMSTARTS-Kritik vergibt Autor Carsten Baumgardt immerhin solide 3 von möglichen 5 Sternen. Darin heißt es, dass „Ausnahmezustand“ unabhängig von der hochbrisanten Thematik als routinierter, souveräner Adrenalin-Treiber daherkäme. Die Atmosphäre eines hysterischen New Yorks sei packend eingefangen, die schauspielerischen Leistungen überwiegend überzeugend und die Spannung bewege sich auf einem beachtlichen Niveau. Allerdings hätten Edward Zwick und sein Drehbuchautor Lawrence Wright („The Looming Tower“) gelegentlich doch etwas zu sehr auf eingefahrene Hollywood-Mechanismen gebaut, anstatt auf noch mehr brutalen Realismus zu setzen – so wie es zum Beispiel beim thematisch ähnlich gelagerten, neun Jahre später erschienenen „Operation: Kingdom“ gemacht wurde.
"Ausnahmezustand": Das ist die Story
New York City hält den Atem an: Islamisten haben einen Linienbus entführt und drohen, ihn mit allen Passagieren zu sprengen. Letztlich geht die Aktion glimpflich aus, denn anstelle von Sprengstoff wird lediglich blaue Farbe zur Explosion gebracht. CIA-Agentin Elise Kraft (Annette Bening, bekannt aus „American Beauty“) ist sich sicher, dass es sich dabei um eine Warnung handelt, die zeigen soll, wozu die Terroristen fähig sind. Das zuständige Sondereinsatzkommando des FBI will davon aber nichts hören.
Der leitende FBI-Ermittler Agent Anthony Hubbard (Denzel Washington) versucht Kraft so gut es geht zu ignorieren. Doch dann kommt es zu einer weiteren Attacke auf einen Bus, die dieses Mal anders endet. Zahlreiche Unschuldige sterben, als die Forderung der Terroristen, einen von US-Army-General Devereaux (Bruce Willis) heimlich inhaftierten und verschleppten Scheich freizulassen, nicht erfüllt wird.
Nach weiteren Anschlägen mit bald schon Hunderten Toten ruft die Regierung den Notstand aus. Der reaktionäre Devereaux übernimmt mit seinen Truppen das Kommando über New York City und ergreift unter Berufung auf das Kriegsrecht radikale Maßnahmen. Um die noch immer nicht zur Strecke gebrachte Terrorzelle endlich zu finden, riegelt das Militär den Stadtteil Brooklyn komplett ab, da die Attentäter dort vermutet werden. Tausende von Menschen werden allein aufgrund ihrer Abstammung oder ihres Glaubens verhaftet und ohne weitere Begründung oder Rechte in einem Stadion interniert …
Berichten zufolge kassierte Denzel Washington satte 12 Millionen Dollar für seinen Auftritt in „Ausnahmezustand“. Für einen anderen, nur wenige Jahre später gedrehten Titel erhielt der zweifache Oscargewinner sogar noch deutlich mehr Geld – und das sogar zweimal. Um welche Rolle es sich handelt und wie es zu dem doppelten Gehaltscheck über jeweils 20 Millionen kam, lest ihr im folgenden Artikel von FILMSTARTS-Redakteur Michael Bendix:
Für einen seiner erfolgreichsten Filme wurde Denzel Washington gleich zwei Mal (!) bezahlt: "Mein Agent war ein meisterhafter Geschäftsmann"*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.