Heute Abend streamen: Ein grandioser Serienkiller-Thriller mit zweifachem Oscar-Gewinner - 140 intensive Minuten
Sebastian Milpetz
Sebastian Milpetz
-Freier Autor
Im Moment begeistern Sebastian vor allem smarte Horrorfilme. Ansonsten schaut er alles: von der Stummfilmzeit bis heute, vom US-Blockbuster bis zum thailändischen Kunstkino. Nur bei Superhelden ist er raus.

Brodelnde Hitze, brodelnde Spannung und der frisch mit seinem zweiten Oscar prämierte Adrien Brody. Bei Disney+ steht mit „Summer of Sam“ von Kultregisseur Spike Lee einer der ungewöhnlichsten Serienkiller-Thrillern überhaupt zum streamen bereit.

Die 1990er-Jahre waren das Jahrzehnt, in dem Serienkillerfilme den Mainstream eroberten. „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) gewann fünf Oscars. „Natural Born Killers“ reflektierte 1994 die Faszination für Serienmörder, 1995 kamen kurz hintereinander mit „Sieben“ und „Copykill“ zwei Klassiker des Subgenres ins Kino. 1999 war das Motiv des Serienkillers so weit ins kollektive Filmgedächtnis vorgedrungen, dass es in „Summer of Sam“ von Spike Lee den Hintergrund für eine Zeit- und Milieustudie abgeben konnte.

Ihr habt den Film bislang noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn heute Abend ganz entspannt im Abo von Disney+ nachholen:

Das ist "Summer Of Sam"

New York, 1977. In einem „drückend heißen Sommer“, wie ein Fernsehansager zu Beginn des Film sagt. Schon in Spike Lees Meisterwerk „Do the Right Thing” (1989) trug die Hitze dazu bei, zwischenmenschliche Konflikte eskalieren zu lassen. „Der Hund soll still sein“, brüllt ein Mann immer wieder, der sich halb nackt auf einem Bett wälzt. Zu den Klängen von ABBAs „Fernando“ erschießt ein Mann dann zwei Frauen in einem Auto. Wie wir schon bald erfahren werden, war der Killer der Mann, der den Hund zum Schweigen bringen wollte.

Er ist ein Serienmörder, der sich Son of Sam nennt. Der seine Taten gegenüber der Polizei in Briefen beichtet, in denen er sich als „Mr. Monster“ vorstellt. Der Killer basiert auf dem realen David Berkovitz, der 1977 in New York mindestens sechs Menschen tötete. Er hatte es vor allem auf junge Frauen und Paare abgesehen.

Anders als in „Schweigen der Lämmer“ oder „Sieben“ stehen keine Polizisten im Vordergrund, die den Serienkiller schnappen müssen, sondern mehr oder weniger normale Stadtbewohner. Da wäre etwa Vinny (John Leguizamo). Der Friseur und leidenschaftliche Disco-Tänzer liebt seine Frau Dionna (Mira Sorvino), betrügt sie aber. Weil er sich bei seiner Gattin nicht traut, seine Fantasien auszuleben. Er scheint an einer Art Heilige-Hure-Komplex zu leiden.

Nach einem Disco-Besuch fährt Vinny die Cousine seiner Frau nachhause – und triebt es mit ihr im Auto. Son of Sam beobachtet sie, doch Vinny fährt rechtzeitig ab. Also tötet Mr. Monster das Pärchen, das hinter ihm geparkt hat. Vinny glaubt sich „von Gott verschont“. Er will sein Leben ändern und treu werden. Was aber nicht so einfach ist.

Adrien Brody und John Leguizamo in Buena Vista Pictures Distribution
Adrien Brody und John Leguizamo in "Summer Of Sam".

Adrien Brody gerät ins Visier

Und dann gibt es noch Richie (Adrian Brody). Ein alter Freund von Vinny, der nach längerer Abwesenheit ins Viertel zurückkehrt. Er identifiziert sich mit der aufkommenden Punk-Subkultur, trägt eine Stachelfrisur und kultiviert einen britischen Akzent. Bei Vinnys Macho-Clique macht er sich dadurch verdächtig.

Vinnys Ex Ruby (Jennifer Esposito) fühlt sich von Richie hingegen angezogen. Auch dann noch als sie erfährt, dass er in einem Schwulenclub mit einer bizarren Stripshow auftritt, in der er mit einem Messer eine mannsgroße Puppe zerfetzt – und sich in Hinterzimmern mit Männern prostituiert. Für die Machos im Viertel liefert diese Erkenntnis den letzten Baustein für ihre Theorie, dass der „Freak“ Richie der Son of Sam sein muss. Sie blasen zu einer Treibjagd…

Erinnerungen an Martin Scorsese werden wach

Stilistisch erinnert „Son of Sam“ mit einer Reihe immersiver Kamerafahrten an Martin Scorsese („Casino“). Eine Szene, in der Vinny und Dionna eine Nachtclub betreten, lässt an die berühmte „Copacobana“-Sequenz in „GoodFellas“ denken. Von Scorsese inspiriert ist auch der sprechende Einsatz berühmter Songs. Im Soundtrack duellieren sich Disco und New Wave („Psycho Killer“ von Talking Heads). ABBA verlieren hier ihre Unschuld, während The Who, die von Richie als Proto-Punks bezeichnet werden, gleich zweimal mit treibenden Songs vertreten sind.

„Son of Sam“ ist aber noch mehr als Serienkillerthriller und Zeitbild. Spike Lee gelang mit seinem im Kino zu Unrecht geflopptem Film ein Lehrstück über Sündenbock-Mechanismen, toxische Männlichkeit und Paranoia.

Und falls ihr auf der Suche nach einem weiteren Serienkiller-Geheimtipp seid, müsst ihr den nachfolgenden Streaming-Tipp von FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis lesen:

Heute Abend streamen: Diesen viel zu unbekannten Serienkiller-Thriller sollten vor allem "Sieben"-Fans gesehen haben!

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