"Du bist nicht Denzel, du bist nicht Morgan": Dieses Machtwort einer Hollywood-Legende hat die Karriere von Eddie Murphy für immer verändert
Sebastian Groß
Sebastian Groß
-Freier Autor
Manchmal fühlt er sich alt, weil er damals „The Big Lebowski“ oder „Matrix“ zum Kinostart gesehen hat. Andererseits konnte er damals „The Big Lebowski“ und „Matrix“ zum Kinostart sehen. Zum Glück behält er das für sich, außer jemand fragt ihn. Jetzt fragt ihn halt endlich.

Ein einziger Ratschlag veränderte alles: Eddie Murphy stand vor einer ungewohnten dramatischen Rolle – doch eine Hollywood-Legende sprach ein Machtwort.

Es braucht oft nicht viel, damit ein Schauspieler auf eine bestimmte Richtung festgelegt wird. Ein oder zwei Hits können reichen, um das Bild, das man von einer Person hat, für Jahrzehnte zu prägen. Jim Carrey etwa feierte mit Filmen wie „Die Truman Show“ (1998) respektable Erfolge im ernsten Fach – doch für die meisten bleibt er Komiker.

Ähnlich ist es bei Eddie Murphy, der bereits einige Jahre vor Carrey mit seinen Comedy-Rollen in Hollywood durchstartete. Ob als Axel Foley in „Beverly Hills Cop“ (1984) oder Prinz Akeem in „Der Prinz aus Zamunda“ (1988) – Murphy wurde mit seiner einzigartigen Mischung aus Charisma und Witz zum internationalen Star.

Eddie Murphy als "Malcolm X" – beinahe wäre es dazu gekommen ...

Wie viele Komödiendarsteller zog es aber auch Eddie Murphy zu ernsteren Stoffen. Eine der größten Gelegenheiten dafür hätte das Biopic „Malcolm X“ sein können, das später unter der Regie von Oscar-Preisträger Spike Lee („BlacKkKlansman“) entstand. Doch lange bevor Lee involviert war, kursierte das Projekt bereits in Hollywood.

Malcolm X (geboren als Malcolm Little) war ein afroamerikanischer Bürgerrechtler und führender Vertreter der Black-Power-Bewegung. Er kämpfte für die Rechte der schwarzen Bevölkerung und wurde 1965 bei einem Attentat in New York erschossen.

Ursprünglich sollte „Malcolm X“ von Norman Jewison inszeniert werden – bekannt durch Werke wie „In der Hitze der Nacht“ (1967) oder „Rollerball“ (1975). Die Vorlage für den Film war „The Autobiography of Malcolm X“, verfasst von Malcolm X gemeinsam mit dem Autor Alex Haley zwischen 1963 und 1965. Genau dieser Alex Haley sollte im Film auch als Figur auftauchen. Und Eddie Murphy war im Gespräch für die Rolle.

... wenn eine Hollywood-Legende ihm nicht davon abgeraten hätte!

Für den Comedy-Star wäre das ein radikaler Wechsel gewesen. Doch bevor er zusagen konnte, wurde ihm von einer Hollywood-Legende eindringlich davon abgeraten: Sidney Poitier.

Falls euch der Name Sidney Poitier nichts sagt: Er war der erste schwarze Schauspieler, der den Oscar als bester Hauptdarsteller gewann – 1964 für „Lilien auf dem Felde“. In einer Zeit, in der Rassentrennung in den USA noch tief verwurzelt war, verkörperte Poitier konsequent integre, intelligente Figuren. Er wurde zu einem Symbol für Würde, Gleichberechtigung und Repräsentation in Hollywood – und ebnete den Weg für kommende Generationen schwarzer Schauspieler.

Wenn jemand wie Poitier einem jungen Kollegen einen Rat erteilt, dann hört man zu. In der zweiteiligen Apple-TV+-Dokumentation „An der Spitze“ erinnert sich Eddie Murphy an dieses Gespräch und schildert die Empfehlung, die er von Poitier erhielt:

„Du bist nicht Denzel, und du bist nicht Morgan. Du bist ein frischer Wind. Lass die Finger davon.“

Lob oder Warnung: So deutet Eddie Murphy den Ratschlag von Sidney Poitier

Murphy war zunächst verwundert. Ihm war nicht klar, ob diese Worte als Lob oder als Warnung gemeint waren. In der Doku reflektiert er über diesen Moment und sucht nach einer Erklärung:

„Ich befand mich auf völlig neuem Terrain. Für Sidney und all die anderen war mein Auftauchen etwas völlig Neues. Sie hatten keinen Maßstab für jemanden wie mich, konnten mir keinen Rat geben, weil ich gerade mal 20 oder 21 war – und mein Publikum war der Mainstream, überall. Meine Filme liefen auf der ganzen Welt, und so etwas hatte es mit einer jungen schwarzen Person vorher nicht gegeben. Deshalb konnte mir eigentlich niemand wirklich einen Rat geben. Alles ging rasend schnell.“

Murphy vermutet (via Entertainment Weekly), dass Poitier ihn nicht kleinreden, sondern vielmehr schützen wollte. Die Rolle eines bekannten Intellektuellen wie Alex Haley hätte ihn in ein Fach gedrängt, das seinem Naturell nicht entsprach. Statt sich mit dramatischen Schwergewichten wie Denzel Washington („Philadelphia“) oder Morgan Freeman („Sieben“) zu messen, sollte er lieber seinen ganz eigenen Weg gehen.

Und genau das tat er. Auch ohne die Rolle in „Malcolm X“ konnte sich Murphy sowohl im Comedy- als auch im dramatischen Bereich beweisen. Heute gehört er zu den erfolgreichsten Darstellern in der Geschichte Hollywoods – mit einem weltweiten Einspielergebnis von über zwei Milliarden Dollar.

Übrigens: Das Projekt „Malcolm X“ ging nach Norman Jewisons Rückzug durch mehrere kreative Hände, bis Spike Lee es schließlich realisierte. Das finale Drehbuch, das Lee mitverfasste, ließ die Figur des Alex Haley schließlich ganz weg – Murphys Rolle hätte es also ohnehin nie auf die Leinwand geschafft.

Der „Malcolm X“, der 1992 in die Kinos kam, wurde für zwei Oscars nominiert und gilt als Meilenstein des amerikanischen Kinos. Besonders gelobt wurde Denzel Washingtons Leistung in der Hauptrolle des über 200 Minuten langen Epos (auch wenn er dafür auf keinen Fall einen Oscar dafür gewinnen wollte!).

Das Fehlen von Murphy in „Malcolm X“ hat dem Film also nicht geschadet – ebenso wenig wie Murphys Karriere, obwohl diese einige Höhen und Tiefen erlebte. Ein ganz persönlicher Tiefpunkt für Eddie Murphy war sicherlich, dass eines seiner Vorbilder ihn nicht mochte. Mehr dazu lest ihr im folgenden FILMSTARTS-Artikel:

"Es ist seltsam, wenn du herausfindest, dass dein Idol dich hasst": Eddie Murphy spricht über die größte Enttäuschung seiner Karriere

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