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    So trieb B-Movie-Ikone Steven Seagal ein ganzes Hollywood-Studio in den Wahnsinn!
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Begonnen mit den Stunts von Buster Keaton über die Akrobatik bei Jackie Chan hin zur Brachialgewalt in „The Raid“: Björn Becher liebt Actionfilme.

    Steven Seagal hat sich in seiner langen Karriere immer mehr von einer Action-Ikone zu einer Witzfigur gewandelt. Der steile Abstieg begann womöglich mit „Glimmer Man“ von 1996, wie eine köstliche Anekdote von den Dreharbeiten zeigt...

    Splendid Film

    In unserer FILMSTARTS-Kritik zu „Glimmer Man“ bezeichnen wir das Buddy-Action-Movie als „entscheidenden Schritt bei Steven Seagals Abstieg vom respektablen Action-Kinostar zum B-Movie-Videothekendarsteller“. Der Film floppte an den Kinokassen, war qualitativ unter aller Sau und steckte voller Anschlussfehler und Regiepatzer.

    Den Hauptdarsteller trifft daran allerdings eine große Mitschuld: „Er wollte plötzlich schauspielern, lustig sein und nebenbei seinen buddhistischen Glauben unters Volk bringen“, stellen wir in unserer Kritik fest. Allerdings kam erst Jahre nach dem Kinostart heraus, was vor allem der letzte Punkt für die Produktion des Films tatsächlich bedeutete…

    Die Sinnkrise des Steven Seagal

    Während des Drehs zu „Glimmer Man“ erlebte Steven Seagal nämlich eine spirituelle Sinnkrise, wie Schauspieler Stephen Tobolowsky bereits 2015 enthüllte. Laut seiner Aussage beschloss Seagal eines Tages, dass es ihm sein Glaube verbiete, weiter Bösewichte vor der Kamera zu töten – also neben Ärsche versohlen genau das zu machen, was seine Fans von ihm sehen wollten.

    Angefangen von seinem Durchbruch mit „Nico“, der ihn als No-Name ohne jede Leinwanderfahrung direkt zum Actionstar machte, über seinen ersten Nr.1-Kassenhit „Hard To Kill“ bis hin zu seinen blutigen Rachefeldzügen in „Zum Töten freigegeben“ oder „Deadly Revenge“: Seagal war immer eine kompromisslose Killermaschine – bis er eines Tages einfach mitten in einem Dreh beschloss, keine mehr sein zu wollen.

    Warner Bros.

    Seagals „spirituelle Krise“ manifestierte sich just vor dem Dreh einer zentralen Szene von „Glimmer Man“, in der seine Figur Cole den von Tobolowsky gespielten Serienkiller Maynard töten sollte. Die Verantwortlichen beim produzierenden Studio Warner Bros. standen genau so nah am Rande eines Nervenzusammenbruchs wie Seagals verzweifelten Co-Stars. Aber Tobolowsky fand schließlich eine Lösung:

    Er überzeugte Seagal, dass seine Figur Meynard wiedergeboren und erlöst würde, wenn er ihn nur tötet. Aber schaut und hört euch am besten selbst an, wie sich diese Unterhaltung abspielte, denn Tobolowsky ist nicht nur ein großartiger Schauspieler, sondern auch ein genialer Erzähler. Im folgenden Video bereitet er die Geschehnisse beim „Glimmer Man“-Dreh höchstamüsant auf:

    Obwohl Seagal nach der Überzeugungsarbeit von Tobolowsky doch noch seinen Widersacher tötete, war der Albtraum für die Filmemacher noch lange nicht vorbei: Wie Tobolowsky im obigen Video weiter enthüllt, musste er später noch mal ans Set zurückkehren, um eine alternative Szene zu drehen, in der seine Figur auf wundersame Weise überlebt. Denn Seagal fing im Verlauf der weiteren Dreharbeiten einfach an, dies in improvisierten Dialogen an anderen Stellen des Films zu behaupten.

    Letztendlich wurde trotzdem die Version verwendet, in der Seagal seinen Kontrahenten eleminiert. Tobolowskys Comedy-Auftritt war also ganz umsonst. Bei Warner schwitzte man wohl trotzdem Blut und Wasser, schließlich standen umfangreiche Schnittarbeiten an, um das Ergebnis zumindest halbwegs kohärent wirken zu lassen. Trotzdem sind Unmengen der schon eingangs erwähnten Anschlussfehler geblieben.

    "Glimmer Man": Der Anfang vom Ende

    Eigentlich sollte man meinen, dass man bei Warner daraufhin die Schnauze von Seagal gestrichen voll hätte. Aber der Schauspieler besaß einen langfristigen Vertrag mit dem Studio, das sich deswegen gezwungen sah, auch noch seinen Öko-Flop „Fire Down Below“ zu finanzieren.

    Die Dreharbeiten zu „Fire Down Below“ begannen vor dem Kinostart von „Glimmer Man“ und damit bevor das (finanzielle) Ausmaß des ganzen Fiaskos feststand. Nachdem „Glimmer Man“ aber nicht einmal die Hälfte seines 45-Millionen-Dollar-Bugets am US-Boxoffice wieder einspielte und „Fire Down Below“ bei 60 Millionen Dollar Kosten sogar nur 16 Millionen Dollar in Nordamerika machte, ging die langjährige Ehe zwischen dem Erfolgsstudio und der heutigen B-Movie-Ikone zu Ende – und Seagals Karriere anschließend immer steiler bergab...

    Steven Seagal ist in seinem erfolgreichsten Film nur 41 Minuten lang zu sehen – und Tommy Lee Jones hat davon profitiert!

    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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