Mein Konto
    "Once Upon A Time In Hollywood" auf Netflix: Die Abspannszene erklärt
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Berührt und fasziniert zu werden, aber auch etwas über sich selbst lernen – das bedeutete Kino schon immer für Daniel. Darum machte der einstige Sozialarbeiter am Ende seine Leidenschaft auch zum Beruf.

    Nicht nur Marvel setzt auf Abspannszenen, auch Quentin Tarantino tut das. Und für alle, die mit den Werken des Kult-Regisseurs weniger vertraut sind, stellen wir nochmal klar, was die letzten Bilder aus „Once Upon A Time... In Hollywood“ bedeuten.

    2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Netflix

    Once Upon A Time... In Hollywood“ ist – wie beinahe jeder Film von Quentin Tarantino – ein buntes Potpourri aus popkulturellen und filmgeschichtlichen Anspielungen. Und da sein neunter Film obendrein auch noch in einem semi-realen Hollywood vergangener Tage spielt, sind hier wohl noch mehr Referenzen als je zuvor versteckt.

    Tarantino findet aber nicht nur reichlich Platz, um große Action-Klassiker oder weniger bekannte Western spielerisch in seine Geschichte einzubinden, sondern auch, um auf seine eigenen Filme Bezug zu nehmen. Der krönende Abschluss dahingehend folgt erst nach dem eigentlichen Film, wenn die Namen der Beteiligten bereits über den Bildschirm laufen.

    Auch wenn Netflix, wo sich der Film gerade großer Beliebtheit erfreut, seine Nutzer*innen gerne mit Einsetzen des Abspann direkt mit weiteren Film- und/oder Serienvorschlägen bombardiert, lohnt es sich also, dranzubleiben – denn „Once Upon A Time... In Hollywood“ hat eine Abspannszene, in der Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) noch einmal seinen großen, wenn auch wenig glamourösen Auftritt hat. Aber was hat es mit diesem zusätzlichen Ausschnitt, einem Zigaretten-Werbespot, eigentlich auf sich?

    Rick Dalton wirbt für "Red Apple"

    Wer sich etwas näher mit Tarantinos Werken auseinandersetzt, weiß natürlich, dass es der Regisseur liebt, Zusammenhänge zwischen seinen Filmen herzustellen. Neben John Travoltas Vincent Vega aus „Pulp Fiction“, der der Bruder von Michael Madsens Vic Vega aus „Reservoir Dogs“ sein soll, gibt es vor allem ein Element, das in seinen Filmen seit Mitte der 90er Jahre immer wiederkehrt: die Zigarettenmarke „Red Apple“.

    Eigentlich wollte Tarantino einst nur nicht für irgendeine bekannte Zigarettenmarke werben, weswegen er Uma Thurman in „Pulp Fiction“ auch die eigens erfundenen „Red Apple“ rauchen lässt – doch schon bald wurde daraus ein Running Gag, nach dem Tarantino-Fans seitdem Ausschau halten, wenn der einen neuen Film herausbringt. Während die Kult-Glimmstängel üblicherweise aber nur einen kurzen Auftritt im Hintergrund haben (etwa auf einer Werbetafel, an der Thurman in „Kill Bill“ vorbeiläuft), bekamen sie nach all den Jahren in „Once Upon A Time... In Hollywood“ nun endlich eine Szene, in der es nur um sie allein geht.

    Da Rick Dalton im Film nämlich einen Actionhelden gibt, dessen großer Durchbruch nie kommen sollte, liegt es nur nahe, dass sich dieser auf dieselbe Weise etwas dazu verdient wie einige Darsteller, die einst dasselbe Schicksal ereilte – mit Werbung. Denn wer könnte Ware auch besser an den Mann bringen als ein berühmter Fernsehstar, an dessen Lippen Woche für Woche unzählige Zuschauerinnen und Zuschauer kleben? Und wenn der dann auch noch am Set seiner allseits beliebten Kult-Sendung („Bounty Law“) in die Kamera lächelt und verspricht, dass diese neue Wunder-Zigarette „better drag, more flavor, less throat burn“, also besseren Zug, mehr Geschmack und weniger Halsbrennen bringt – wer kann da schon nein sagen?

    Das Shared Universe von Quentin Tarantino

    „Red Apple“ ist, wenn man’s so will, das Bindeglied im Tarantino-Universum, gleichzeitig aber nur eines von vielen Elementen, die die teils sehr unterschiedlichen Filme miteinander verknüpfen. So soll Eli Roths Donny „Der Bärenjude“ Donowitz aus „Inglourious Basterds“ auch der Vater von Filmproduzent Lee Donowitz aus „True Romance“ sein (zu dem Tarantino das Drehbuch beisteuerte).

    Und wer in „Kill Bill Vol. 2“ in jener Szene ganz genau hinsieht, in der Beatrix Kiddo (lebendig) begraben wird, bekommt dabei den Grabstein der 1898 verstorbenen Paula Schultz zu sehen. Das mag eine Anspielung auf Elke Sommers Rolle in der 1968er-Komödie „The Wicked Dreams Of Paula Schultz“ sein, könnte genauso gut aber auch eine Verbindung zum Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) aus „Django Unchained“ sein, der Ende der 1850er Jahre den Sklaven Django (Jamie Foxx) unter seine Fittiche nimmt.

    Wie Rick Dalton in „Once Upon A Time...“ enthüllt, gibt es auch „Red Apple“ bereits seit jener Zeit. Wenn man dem Schauspieler in dem Werbeclip Glauben schenken kann, wurde die Tabakfirma nämlich im Jahr 1862 gegründet. Und das ergibt auch durchaus Sinn, wenn man bedenkt, dass die Zigaretten auch schon in Tarantinos „The Hateful Eight“ vorkamen, der bekanntlich in den 1870er Jahren spielt.

    Mit der Abspannszene in „Once Upon A Time… In Hollywood” rückt das wohl bekannteste Easter Egg aus Quentin Taranintos Filmen aber erstmals in den Vordergrund. Damit erinnert uns der Filmemacher nicht nur daran, was für ein detailverliebte Filmliebhaber er doch ist, sondern ruft uns außerdem ins Gedächtnis, dass es sich lohnt, (seinen) Filmen auch stets ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.

    Mit "Once Upon A Time… In Hollywood": Alle Filme von Quentin Tarantino im Ranking

    Hinweis: Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top