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    Heute im TV: Nach diesem Film kann Quentin Tarantino seine Karriere ruhig beenden – denn er ist perfekt
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Die ganze Welt mutmaßt weiter über den letzten Film von Quentin Tarantino. „Once Upon a Time in Hollywood“, der am Sonntagabend auf Sat.1 läuft, würde sich laut FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis jedoch schon als perfektes Karriereende anbieten.

    Zehn Filme hat Quentin Tarantino verkündet, werden sein Schaffen umfassen. Da er „Kill Bill Vol.1“ und „Vol.2“ als ein Werk zäht, haben wir noch einen Geniestreich vor uns. Mit „Once Upon a Time in Hollywood“ hätte der Kultregisseur seine Karriere meiner Meinung nach bereits perfekt beenden können.

    Wer das Meisterwerk noch nicht gesehen hat, sollte am Sonntagabend unbedingt den Fernseher einschalten: Am 26. März um 22.20 läuft „Once Upon a Time... in Hollywood“ auf Sat.1.

    Darum geht es in "Once Upon A Time in Hollywood"

    Wir schreiben das Jahr 1969: Die große Zeit der Western gehört in Hollywood der Vergangenheit an, was die Karriere von Serienheld Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) gehörig ins Straucheln geraten lässt. Gemeinsam mit seinem Stuntdouble, Chauffeur und besten Freund Cliff Booth (Brad Pitt) versucht Dalton auf eher zweifelhafte Art, in der Traumfabrik zu überleben und als vielseitiger Filmstar neuen Ruhm zu erlangen.

    Anstatt sich auf Spaghetti-Western zu konzentrieren, lässt er sich in Bösewicht-Rollen verheizen und muss dazu noch miterleben, wie das Traumpaar Hollywood nebenan einzieht: Roman Polanski (Rafal Zawierucha) und Sharon Tate (Margot Robbie). Im Schatten der Hollywood Hills hat sich zur gleichen Zeit die Gemeinde der Manson-Familie eingenistet und plant düstere Pläne, welche die 1960er-Jahre mit einem blutigen Knall enden lassen sollen…

    Erinnerungskultur 2.0: Tarantino schwelgt in der Ewigkeit

    Es nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, bis man das Gefühl vermittelt bekommt, dass es sich bei „Once Upon a Time in Hollywood“ – im besten Sinne – um ein Alterswerk handelt. Hier geht es nicht mehr ausschließlich um das Ikonische, sondern um das Sehnsüchtige. Tarantino blickt nicht mehr nur auf die Wurzeln seiner Leidenschaft, sondern zollt gleich dem alten Hollywood in Gänze Tribut.

    arantino scheint eine Glaskuppel über die Geschehnisse von „Once Upon a Time in Hollywood“ gelegt zu haben: Nichts darf in diesen Kosmos eindringen, aber auch kein Funken Romantik darf ihn verlassen. Der Meisterregisseur, der sich diesen Ruf hier ein weiteres Mal mehr als verdient hat, destilliert die Zeit als illusionäres Andenken. Es ist ein melancholisch-märchenhaftes Fabulieren, mit dem Tarantino uns in das Jahr 1969 führt. Man schwelgt und treibt – und träumt von der Ewigkeit.

    „Once Upon a Time in Hollywood“ ist ein reiner Befindlichkeitsfilm, der sich für Stimmungen anstatt für eine handlungsbasierte Dramaturgie interessiert. Die Vergangenheit ist nicht länger faktisch belegt, sondern wird zu einer Geschichte, die wir uns selbst erzählen. Tarantino erschafft hier eine neue, eine ganz eigene historische Wahrheit und gleitet so warmherzig wie zuletzt in „Jackie Brown“ durch Bilder, Worte und Bewegungen.

    Natürlich steht auch „Once Upon a Time in Hollywood“ ganz im Zeichen von Popkultur und für Popkultur. Allerdings wird sich Quentin Tarantino hier deutlicher denn je seiner Identität als Filmemacher bewusst. Es liegt Wehmut in der Luft, wenn er seine Protagonist*innen durch die Straßen dieses längst vergangenen Hollywoods rauschen lässt; wenn er eine so zartfühlend-charmante Männerfreundschaft in das Zentrum stellt, die nur durch die Traumfabrik so hat entstehen können.

    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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