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    Heute im TV: Ein Film, der total langweilig klingt, den wir allerdings verdammt super finden
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias liebt „Star Wars 8“ – und noch sehr, sehr viele andere Filme. Kino ist dabei immer eine gute Idee (zu jeder Jahreszeit).

    „In den Gängen“, der am Donnerstag spätabends im MDR läuft, spielt in einem Großmarkt unter Lagerarbeitern. Dieser Schauplatz wird so gut wie nicht gewechselt. Doch was stinklangweilig klingen mag, ist in Wahrheit ein poetisches Filmjuwel.

    2018 Zorro Film

    +++ Meinung +++

    Inhaltsangaben zu Filmen sind im Grunde immer egal, weil es ja auf die Umsetzung einer Geschichte ankommt – diese Weisheit war selten so zutreffend wie bei der Tragikomödie „In den Gängen“. Der Plot dürfte sich hier in den Augen vieler Zuschauer*innen ungefähr so spannend lesen wie die Zutatenliste auf einer Knäckebrot-Packung:

    Christian (Franz Rogowski), ein sehr, sehr schweigsamer Mann, fängt als Lagerarbeiter in einem Großmarkt an. Von seinem älteren Kollegen Bruno (Peter Kurth), der ebenfalls ein sehr schweigsamer Mann ist, lernt er alles, was es in diesem Job zu wissen und zu beachten gibt, wobei Gabelstaplerfahren zu den mit großem Abstand aufregendsten Tätigkeiten in Christians neuem Job gehört. Irgendwann bandelt Christian ein bisschen mit einer Kollegin an, Marion (Sandra Hüller) von den Süßwaren, aber das führt zu nix.

    „In den Gängen“ läuft am 5. August 2021 ab 23.40 Uhr im MDR. Auch wenn es sich nach der Inhaltsangabe so anhören mag, als würde das Wachbleiben dabei besonders schwerfallen, zumal zu so später Stunde, kann ich euch den Film trotzdem nur wärmstens empfehlen (und falls ihr ihn verpasst habt, könnt ihr ihn z. B. bei Amazon auf Blu-ray bestellen*).

    Denn eine Großmarkt-Geschichte zwischen Getränke- und Süßwarenabteilung ist eben nur dann wirklich langweilig, wenn die richtige Perspektive auf das Geschehen fehlt, was aber gleichermaßen eben auch für alle anderen Filme gilt, ob darin nun riesige Monster durch Städte trampeln oder Superhelden eine außerirdische Invasion abwehren. Und „In den Gängen“-Regisseur Thomas Stuber hat ganz gewiss den richtigen Blick für seine bezaubernde Supermarkt-Tragikomödie.

    Ein poetisches Abenteuer zwischen Regalen

    Thomas Stuber und sein Team verhandeln in den Gängen die ganz großen Themen, es geht dabei ums Universelle – die Sehnsucht nach Nähe, die Christian und Marion verspüren – und es geht ums spezifisch Deutsche, weil der Großmarkt am Rand der ehemaligen DDR-Stadt Leipzig liegt und viele der Mitarbeiter*innen hier zu den Verlierern der Wende gehören. Das alles passiert angenehm subtil. Doch die große Stärke des Films liegt darin, dass Stuber den Großmarkt ohne jede Ironie als mitunter wunderschöne, lebenswerte und eigene Welt zeigt.

    „In den Gängen“ ist kein Film der Tristesse, kein Film aus einer ätzenden, bürgerlichen Perspektive über die armen Schlucker, die da im Lager ohne Sonnenlicht vor sich hinvegetieren. Ganz im Gegenteil: Wenn man dem Regisseur etwas vorwerfen will, dann schon eher die geradezu romantische Verklärung eines schmucklosen Ortes, der hier mitunter inszeniert ist wie ein Urlaubsparadies.

    Aber Thomas Stuber sucht bei allen im Film thematisierten Problemen eben immer auch das Schöne, das Verbindende zwischen seinen Protagonist*innen, und zeigt so auch die Lagerhalle von ihrer besten Seite. Das mag man als Zuschauer*in nicht erwarten – und wird gerade deswegen so besonders von „In den Gängen“ verzaubert.

    Verzaubert von dem Film war neben mir auch mein Kollege Björn Becher, der die 4,5-Sterne-Kritik zu „In den Gängen“ geschrieben hat:

    In den Gängen

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