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    Nichts für kleine Kinder: Dieser Disney-Film war lange nur gekürzt erhältlich – mittlerweile gibt's ihn uncut auf Disney+!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Auf DVD ist „Mein großer Freund Joe“ in Deutschland nur geschnitten erschienen. Doch auf Disney Plus könnt ihr die spannende Geschichte von Charlize Theron und einem Riesengorilla in voller Länge erleben.

    +++Meinung+++

    Monströs große Tiere sind wieder in – nicht zuletzt dank des in „Godzilla vs. Kong“ gegipfelten MonsterVerse. Doch leider hat das Riesentier-Subgenre ein Problemchen: Es gibt zwar viele Einträge, die in Sachen Spektakel abliefern, und so manche, die als schrilles Entertainment glänzen, jedoch nur relativ wenige, die einen enorm mit den Figuren mitfühlen lassen. Disney+ hat aber einen dieser raren Genrevertreter im Portfolio – und mit „Mad Max: Fury Road“-Star Charlize Theron schultert eine starke Schauspielerin diesen Stoff.

    Die Rede ist von „Mein großer Freund Joe“, einem leider weitestgehend übersehenen Abenteuerfilm aus dem Jahr 1998. Dieses Disney-Realfilm-Kleinod punktet nicht nur mit dem gigantischen Herz dieser Geschichte, sondern obendrein mit einem Actionfinale, bei dem Disney Deutschland einst kalte Füße bekam. Glücklicherweise könnt ihr diesen Geheimtipp derzeit auf Disney+ streamen – und zwar ungekürzt!

    ›› "Mein großer Freund Joe" bei Disney+*

    Darum geht’s in "Mein großer Freund Joe" auf Disney +

    Jill Young (Charlize Theron) lebt in einem nordafrikanischen Wildreservat und hat einen außergewöhnlichen besten Freund – den überdimensionalen Gorilla Joe. Joe und Jill haben in ihrer frühen Kindheit während derselben Nacht ihre Mütter verloren, als der erbarmungslose Wilderer Andrei Strasser (Rade Šerbedžija) in das Reservat eingedrungen ist und viel zu spät in die Flucht geschlagen werden konnte.

    Da sich die Geschichten rund um den seither so riesig gewordenen Joe immer weiter forttragen, gerät er nun erneut in Gefahr: Mehr und mehr Menschen wollen ihn in ihrer Trophäensammlung sehen. Der US-amerikanische Zoologe Gregg O'Hara (Bill Paxton) macht Jill daher ein Angebot, das sie zunächst erzürnt: Joe soll in einen kalifornischen Wildtierpark übersiedeln, da er dort besser bewacht werden könnte. Gute Absichten, denen aber nicht nur Jills Dickschädel, sondern auch Joes Eifersucht und vor allem die jüngsten Pläne des unerbittlichen Andrei Strasser im Weg stehen...

    Das Remake eines Abklatsches?!

    In den vergangenen Jahren spezialisierte sich Disney bekanntlich auf die Weiterverwertung seines eigenen Erbes: Fortsetzungen aktueller Filmreihen hier, Realfilm-Remakes beliebter Disney-Animationsfilme dort. Man kann sich daher kaum vorstellen, dass Disney in der Vergangenheit auch Filme anderer Studios neu aufgelegt hat – und „Mein großer Freund Joe“ ist sogar der Neuaufguss einer Kopie!

    Der Abenteuerfilm von 1998 basiert nämlich auf einem Monsterfilm von RKO Radio Pictures aus dem Jahr 1949: Original wie auch Remake sind im Englischen „Mighty Joe Young“ betitelt, der Klassiker von 1949 heißt in Deutschland wiederum verwirrenderweise „Panik um King Kong“, obwohl der legendäre Riesengorilla darin gar nicht vorkommt. „Mighty Joe Young“ ist lediglich ein King-Kong-Abklatsch, den das „King Kong“-Studio und eine Handvoll der Kreativen hinter dem Monsterfilm-Meilenstein aus dem Ärmel geschüttelt haben, um einen schnellen Dollar zu machen.

    Der Film von 1949 ist dank ausdrucksstarker Trickanimationen und einer ehrlich-herzlichen Erzählweise dennoch ein überraschend gelungener, charmanter Film – definitiv ein Glanzlicht unter den King-Kong-Trittbrettfahrern seiner Zeit! Diese „So gut dürfte das Ergebnis gar nicht sein!“-Magie setzte sich 1998 mit dem Disney-Remake des Abklatsches makellos fort: „Mein großer Freund Joe“ ist ein spannender, hervorragend getrickster Abenteuerfilm mit Thrills, denkwürdiger Musik, einem engagierten Cast und erstaunlich viel Herz.

    Ein Spektakel mit starkem emotionalen Kern

    Dank großartiger Kombination aus praktischen Effekten und sich bis heute sehr gut haltender Computeranimation erweckt „Mein großer Freund Joe“ seinen haarigen Titelhelden zum Leben – und das auf komplexe Weise: Wie schon das Vorbild King Kong in seinem Originalfilm (und dem später erfolgten Peter-Jackson-Remake) kann Joe völlig überzeugend verspielt, neugierig, eifersüchtig und zornig sein.

    Unter der Regie von Ron Underwood wird der Gorilla im Laufe der von Mark Rosenthal und Lawrence Konner geschriebenen Story zu einer waschechten, komplexen Persönlichkeit, mit der es sich mitfiebern lässt. Das überzeugende Spiel von Charlize Theron als gleichermaßen taffe wie hoch emotional involvierte Beschützerin Joes macht die Illusion noch glaubhafter. Kontroverses Statement am Rand: Die Freundschaft zwischen Joe und Jill ist herzzerreißender als die so essenzielle Frau-Gorilla-Bindung in Jacksons monumentalem „King Kong“-Remake.

    Disney

    Die Fallhöhe dieser Freundschaft versteht Ron Underwood gezielt auszuspielen: Wenn es zwischen Joe und dem von Rade Šerbedžija so herrlich-fies gespielten Wilderer zum nächtlichen Showdown vor der atmosphärischen Kulisse einer Kirmes kommt, lässt er es krachen. Der Regisseur, der auch die kultige Horrorkomödie „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“ verantwortete, kreiert einen derart fesselnden, für Disney-Verhältnisse überraschend rauen Mensch-Riesenaffe-Kampf, dass deutsche Filmfans jahrzehntelang um die komplette Fassung betrogen wurden.

    Endlich wieder uncut!

    Sowohl die VHS-Veröffentlichung als auch die DVD zum Film wurden im Prolog sowie im Finale um einige Gewaltspitzen und etwas Schaueratmosphäre erleichtert. Diese rund zwei Minuten kürzere Fassung lief auch wiederholt im Fernsehen – nur die RTL-Sendergruppe zeigte überraschenderweise ein paar Mal die Uncut-Version. Wer die damals nicht zufällig aufgenommen hat, blieb also auf dem unvollständigen Film sitzen – dank Disney+ ist damit aber Schluss: Der Streamingservice, der schon öfters mit seinen gestutzten Filmfassungen für Unmut sorgte, hält „Mein großer Freund Joe“ erfreulicherweise in voller Länge parat.

    Dieser Schritt ist nur zu begrüßen. Allein schon aus Prinzip.Aber ebenso sehr, weil Joes Überlebenskampf so noch fesselnder ist. Umso emotionaler sind dann die berührenden Melodien, die „Titanic“-Komponist James Horner zum Abschluss des Films erklingen lässt. Nach all den Höhen und Tiefen, durch die die Figuren geschritten sind, hat sich der Film sein klanggewaltig untermaltes Ende redlich verdient – und ich verspreche: So schnell werdet ihr die Schlussmusik dieses Films nicht vergessen!

    *Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

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