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    Streaming-Geheimtipp: Auf Netflix läuft einer der besten Filme der letzten Jahre – von dem ihr bestimmt noch nie gehört habt!
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Kino aus aller Welt ist wie reisen, ohne vom Sofa aufzustehen. Fremde Kulturen und neue Sichtweisen – davon kann man nie genug haben.

    In unsere Liste der besten Filme 2020 fanden auch einige Netflix-Originale mit Hollywood-Starbesetzung. Das taiwanesische Familien-Crime-Drama „A Sun“ flog derweil unter dem Radar und ist auch zwei Jahre nach offiziellem Start ein echter Geheimtipp.

    +++ Meinung +++

    Ob nun waschechte Netflix-Originale wie „Eurovision Song Contest: The Story Of Fire Saga“ (Platz 11) und „The Prom“ (Platz 18) oder eingekaufte Filme wie „Der schwarze Diamant“ (Platz 5), die in Deutschland direkt beim Streaming-Riesen erschienen – in unserer Liste der besten Filme 2020 landeten gleich mehrere Highlights, die hierzulande exklusiv bei Netflix gelandet sind.

    Dass „A Sun“ dort keinen Platz fand, lag wohl vor allem an der Tatsache, dass das bereits am 24. Januar 2020 angelaufene Drama von Regisseur Mong-Hong Chung ganz einfach unter dem Radar flog. Selbst in der Kritikerwelt wurde „A Sun“ lange Zeit sträflich vernachlässigt – bis Peter Debruge von Variety ihn Ende letzten Jahres dann als „besten Film 2020“ anpries.

    Beim Netflix-Publikum sind die vielen Lobeshymnen zu „A Sun“ aber auch nach zwei Jahren noch nicht so richtig angekommen, sodass einer der besten Filme der jüngeren Vergangenheit immer noch ein Dasein als Geheimtipp fristet...

    Darum geht's in "A Sun"

    Die Brüder A-Hao (Greg Han Hsu) und A-Ho (Wu Chien-Ho) könnten kaum unterschiedlicher sein: A-Hao ist der Stolz seiner Familie, klug und attraktiv – und im Begriff, eine Laufbahn als Arzt einzuschlagen. A-Ho hingegen findet kaum Anerkennung, ist kriminell und wandert eines Tages sogar hinter Gitter. Seinen stets von ihm enttäuschten Vater (Chen Yi-wen) wundert das nicht. Vor dem Richter plädiert der für seinen Nachkömmling deswegen auch für die Höchststrafe. A-Ho soll seine Lektion endlich lernen.

    Mutter Quin (Samantha Shu-Chin Ko) sieht hilflos zu, wird aber bald darauf schon mit den nächsten Sorgen konfrontiert – denn plötzlich steht ein schwangeres Mädchen vor der Tür. In ihrem Bauch: Das Kind des weggesperrten und von seinem eigenen Vater verleugneten A-Ho – der im Knast lediglich als Nummer 101896 bekannt ist.

    Kraftvoll & anmutig, gnadenlos & wunderschön – wie die Sonne

    Sie hilft uns, die Orientierung zu finden, gibt uns Wärme und Kraft. Und doch halten wir sie manchmal kaum aus, die Sonne, suchen uns ein schattiges Plätzchen, damit wir uns nicht verbrennen. Mit dem Leben ist es oft ähnlich. Es trifft uns jeden Tag aufs Neue, mal mehr und mal weniger, spornt uns an, nach dem Besten in uns zu streben oder verleitet uns, unseren Impulsen zu folgen. Während die einen lieber ein Schattendasein fristen, kann’s den anderen gar nicht heiß genug werden. Doch was zählt am Ende wirklich?

    „A Sun“ ist kein Film, der sich nach einem harten Arbeitstag mal eben locker wegguckt. Denn er ist einerseits nur im Originalton (Mandarin) mit deutschen Untertiteln verfügbar und gibt seinen Figuren in seinen über 150 Minuten andererseits auch die nötige Zeit, um zu greifbaren Menschen aus Fleisch und Blut zu werden, die sich durchkämpfen auf ihrem mit Schicksalsschlägen gepflasterten Weg durchs Leben – die durch all das Leid, das sie erfahren, am Ende auch neue Hoffnung schöpfen. Um diese Entfaltung, diesen Werdegang nicht nur nachvollziehen, sondern auch tatsächlich in sich aufnehmen zu können, braucht „A Sun“ einfach seine Zeit – aber es lohnt sich.

    3 NG Film / Netflix

    Wenn Regisseur Chung seine ruhige Erzählweise aber nicht gerade mit Schockmomenten bricht, bei denen einem auch echt mal die Spucke wegbleiben kann, gibt er seinem Publikum vor allem die Gelegenheit, auf die Zwischentöne dieser so vielschichtigen Geschichte zu achten – und sich in dem Strudel aus unerfüllten Erwartungen, falschem Stolz und erschütternden Tragödien auch ein Stück weit selbst zu finden.

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    Mit seinen unaufdringlich-malerischen Bildern, die gleichzeitig so groß wie persönlich, so einfach wie spektakulär sind, ist „A Sun“ pure Großstadtpoesie – wo an der nachts in grelles Licht gehüllten Bushaltestelle über Sima Guang philosophiert wird, selbst der ungemütlichste Regen im richtigen Licht wie ein warmer Zufluchtsort erscheint, wo Söhne zu Nummern und Nummern zu Söhnen werden.

    Auch wenn einem die Moral von der Geschicht’ am Ende doch recht deutlich aufs Auge gedrückt wird, lässt „A Sun“ bis dahin vor allem viel Spielraum für Interpretation, für Diskussion und nicht zuletzt für Reflexion der eigenen Sicht auf die Dinge – auf Sonne und Schatten und alles dazwischen.

    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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