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    Dass dieser Film im Kino gefloppt ist, hat mich richtig wütend gemacht – jetzt gibt es ihn neu bei Amazon Prime Video
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Sommer, Sonne, forcierte Partylaune und zerbrechende Freundschaften: Die Ibiza-Komödie „JGA: Jasmin. Gina. Anna“ mit „Dark“-Star Luise Heyer ist komisch, smart und ein totaler Kinoflop. Jetzt gibt es sie bei Prime Video im Abo.

    Es erstaunt mich immer wieder, wie groß doch oft die Diskrepanz ist zwischen dem ist, was das Kinopublikum fordert, und dem, wie es letztlich handelt. So ist unentwegt zu vernehmen, dass man mehr Originalstoffe sehen möchte. Und wie sehr es frustrieren würde, dass so viele deutsche Filme schwermütige historische Stoffe seien – oder kitschige Romantik-Komödien voller abgegriffener Kalauer. Wo blieben die andersartigen, erfrischenden deutschen Filme? So weit die geäußerten Sehnsüchte. Die Realität sieht aber wie folgt aus:

    2022 startete mit „JGA: Jasmin. Gina. Annaeine originelle, deutsche Komödie mit viel Witz, Charisma und überraschender Dramatik. Ganz ohne klebrigen Kitsch und betrübliche historische Thematik, dafür mit wärmsten Presseempfehlungen. Bei FILMSTARTS etwa gab es starke vier Sterne. Doch was ist passiert? Trotz offensiver Werbekampagne und breitem Start in 456 Kinos brachte es der Film gerade so auf Rang zehn der Wochenendcharts. Am Ende seines Kinoeinsatzes kam „JGA“ auf weniger als 105.000 verkaufte Tickets.

    Eine unverdiente Blamage, die den Verleihern das falsche Signal sendet. Bleibt nur zu hoffen, dass im Streaming endlich der verdiente Erfolg wartet, wo „JGA“ ab sofort im Abo von Amazon Prime Video abrufbar ist:

    Falls es der nötige Push sein sollte, um eure Neugier zu wecken: Die Hauptrolle in „JGA“ spielt Luise Heyer, die nicht nur aus dem Kinohit „Der Junge muss an die frische Luft“ bekannt ist, sondern auch aus der Netflix-Sensationsserie „Dark“.

    "JGA": (Anti-)Party-Komödie trifft Lebensgefühl

    Die Singles Jasmin (Luise Heyer), Gina (Taneshia Abt) und Anna (Teres Rizos) haben für ihre gemeinsame Freundin Helena (Julia Hartmann) einen geradezu epochalen Junggesellinnenabschied geplant. Doch das Luftschloss kracht bereits ein, bevor das Trio Helena einsammeln kann: Mehrere Weggefährtinnen haben aus Gründen abgesagt, die den Singles nicht ferner sein könnten. Kranke Kinder etwa.

    Als zu allem Überfluss sogar Helena das Handtuch wirft, nehmen sich Jasmin, Gina und Anna vor, einfach ohne Braut in spe auf Ibiza die Party ihres Lebens zu feiern. Ausgerechnet dort treffen sie auf Jasmins Ex-Freund Tim (Dimitrij Schaad) sowie seine Kumpels Simon (Trystan Pütter), Stefan (Axel Stein) und Django (Arnel Tači). Eine fatale Begegnung, die ein gewaltiges Emotionschaos nach sich zieht...

    Film ist nicht nur Kunst, sondern auch Business. Das ist eine traurige, aber nahezu unumstößliche Wahrheit. Wer nur ins Kino geht, um dort eine Fortsetzung zu sehen, darf nicht klagen, dass es so viele Sequels gibt. Und wenn selbst ein massentauglicher, mit ansehnlicher Kopienzahl und ordentlichen Promobemühungen in die Kinos entlassener Film wie „JGA“ floppt, darf man sich nicht wundern, wenn deutsche Studiobosse sogar solche Filme als „Risiko“ betrachten. Was unschöne Folgen haben kann...

    Sagt „Adieu!“ zur Aussicht auf mehr tragikomische, clever geschriebene Produktionen mit launigem, vornehmlich weiblichem Cast in erfrischender Zusammenstellung. Und „Hallo!“ zu weiteren Romantik-Komödien, in denen Elyas M'Barek einen vorlauten Macker spielt, der von einer durchsetzungsfähigen, belesenen Frau gezähmt wird.

    Aber genug der Schwarzmalerei: Glücklicherweise ist bereits der nächste Film von „JGA“-Regisseur Alireza Golafshan in Arbeit – noch müssen wir uns um ihn also keine Sorgen machen. Trotzdem bleibt das „JGA“-Kinoergebnis ein Ärgernis, hätte er doch 2022 das Zeug zum (Früh-)Sommerhit mit befreiender Wirkung für das einheimische Kinogeschehen gehabt.

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    Die Figuren mögen (typisch für einen verkrampft-spaßigen Junggesellinnenabschied) in übertriebener Montur herumlaufen, aber sie sind authentisch gezeichnet: Heyer, Abt und Rizos spielen gewitzt, dennoch lebensnah Singles, die mit ihrem Beziehungsstatus klarkämen, würden sie nicht dauernd den unausgesprochenen Erwartungsdruck ihres Umfelds spüren. Statt aber auf Konfrontationskurs zu gehen, und somit ihre Bindung zu ihren sesshaften Freundinnen zu belasten, flüchten sie sich verzweifelt in übertriebene Partylaune.

    Was daraus folgt, sind spitzfindige Wortgefechte und ebenso kreative wie entlarvende „Es ist lustig, weil es wahr ist, und das tut weh!“-Situationskomik. Sobald die Titelheldinnen ihre Gute-Laune-Behauptungen auf Ibizia aufgeben, wird der Film sogar schleichend zu einem dramatischen Einblick ins Lebensgefühl der älteren Mitglieder der Generation Y. Also jenen Millennials, die dazu erzogen wurden, stets alles zu hinterfragen, sich aber nunmehr in einem Alter befinden, in dem die Gesellschaft von ihnen nur noch Antworten verlangt.

    Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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