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    TV-Tipp: Dieser extrem spannende Thriller mit einem schurkischen DC-Star hat mehr Aufmerksamkeit verdient!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    „Fight Club“-Regisseur David Fincher hat so viele gute Thriller inszeniert, dass im Rampenlicht nicht genug Platz für alle ist. So kommt es, dass selbst ein packendes Kammerspiel mit Starbesetzung wie „Panic Room“ fast einen Geheimtipp darstellt.

    Wenn ein Regisseur eine derart spannende, erstklassige Filmografie aufweist wie David Fincher, ist es unvermeidlich, dass manche seiner Filme ins Hintertreffen geraten. Neben Titeln wie „Fight Club“ und „Sieben“, die unter Filmfans noch immer regelmäßig intensiv diskutiert werden, geht gelegentlich selbst ein Erfolg wie die großartige Romanadaption „Gone Girl“ unter – geschweige denn ein Film wie „Panic Room“.

    Für Fincher ist der adrenalingeladene Kammerspiel-Thriller mit Jared Leto eine Fingerübung, eine kleine Dosis Nervenkitzel zwischen größeren Filmen. Aber das zeigt nur auf, wie unverhältnismäßig gut die Vita des Regisseurs ist – und nun könnt ihr euch die Güte dieser Fingerübung erneut vor Augen führen: „Panic Room“ läuft in der Nacht von heute auf den 18. Juni 2023 ab 0.30 Uhr in Sat.1.

    Das Einschalten lohnt sich, nicht zuletzt, weil „Panic Room“ bislang nicht auf Blu-ray erschienen ist. Dabei wäre der Thriller im Schaffen vieler anderer Regisseure kein Film aus zweiter oder gar dritter Reihe, sondern ein Karrierehöhepunkt. Wenigstens ist er als VOD erhältlich, etwa via Prime Video:

    Für alle mit einem Abo des Prime Video Channels Filmlegenden Prime Video Channel* ist der Film sogar ohne Zusatzkosten abrufbar, ebenso ist er im Abo des Sky-Dienstes WOW* enthalten.

    "Panic Room": Geradlinig-starker Nervenkitzel

    Kurz nach ihrer Scheidung zieht Meg Altman (Jodie Foster) mit ihrer elfjährigen Tochter Sarah (Kristen Stewart) in die New Yorker Upper East Side. Ihr neues, weiträumiges Domizil umfasst sogar einen „Panic Room“, also ein einbruchsicheres Versteck voller modernster Technik. Bereits wenige Stunden nach ihrem Einzug müssen Meg und Sarah bereits von diesem Zimmer Gebrauch machen. Denn eine Gangsterbande (Forest Whitaker, der spätere „Suicide Squad“-Joker Jared Leto und Dwight Yoakam) dringt in die Villa ein – und scheint sich dort erschreckend gut auszukennen...

    Nach dem doppelbödigen „Fight Club“ hat sich Fincher mit „Panic Room“ einem geradlinigeren Stoff gewidmet – böse Zungen würden sagen: Er hat einen „simpleren“ Film gemacht. Aber „simpel“ wird häufig fälschlich als „tumb“ missverstanden. Das ist „Panic Room“ aber keineswegs. Ja, es bleiben die großen, lauten, beißenden Aussagen über den Stand der Gesellschaft aus, jedoch ist ein schnörkelloses, atmosphärisch dichtes und erzählerisch klug konstruiertes Nervenkitzel-Kammerspiel wahrlich nichts, vor dem man die Nase rümpfen sollte.

    Fincher und „Jurassic Park“-Drehbuchautor David Koepp erschaffen in „Panic Room“ ein fesselndes Szenario, in dem sogleich mehrere Ängste effektiv wachgerufen werden: Aus dem geräumigen, fast schon zu großen Heim wird alsbald ein beengender Schauplatz.

    Diese Filme müsst ihr mit euren Kindern sehen, bevor sie in die Schule kommen

    Innerhalb dieses beengten Schauplatzes wird mit dem titelgebenden Panic Room dann ein noch kleineres Refugium aufgemacht, das eben nicht die Sicherheit ausstrahlt, die der Raum verspricht. Stattdessen ist er eine noch klaustrophobischere Umgebung. All das verstärkt Fincher, indem er die Kamera als unsichtbare, dritte Hauptfigur einsetzt. Sozusagen als einzige Figur, die sich frei bewegen und alle Fallstricke untersuchen kann, und dabei paradoxerweise die klaustrophobische Wirkung des Films verstärkt.

    Als wären diese erdrückende Enge und die Gewaltandrohung durch die ganz und gar nicht harmonierenden Einbrecher nicht schon schlimm genug, kommt eine sprichwörtliche, tickende Zeitbombe hinzu: Sarah leidet unter Hypoglykämie, ihr Blutzuckerspiegel fällt unaufhaltsam, was gesundheitlich bedingte Ängste um ihr körperliches Wohl wachruft. Und es löst bei Meg kalten Angstschweiß aus, da sie sich Vorwürfe macht, nicht ausreichend für ihre Tochter zu sorgen.

    Koepp hat die Karten also denkbar unfair gemischt. Gleichwohl hat er seine Heldinnen so entworfen, dass sie weder als völlig hoffnungslose Opfer dastehen, noch ihr verbissener Überlebenskampf unglaubwürdig heroisch gerät: Meg und Sarah sind so geschrieben, dass sie in einem Moment pfeilschnell reagieren und es sich somit verdienen, dass wir sie anfeuern.

    Im nächsten schnellt die Spannungskurve nach oben, weil sie wie das Reh im Scheinwerferlicht dastehen. Mal taktieren sie clever zwei, drei Schritte voraus, dann stolpern sie über ihre Angst, Hektik und Unvorsichtigkeit. Ein ständiges, glaubhaftes und darum so emotional involvierendes Hin und Her – mit Eifer und Feuer von Foster und Stewart gespielt.

    Auf Disney+ streamen: "Fight Club"

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    Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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