Cowboys, Indianer und Aliens: Wie der Western immer wieder neu erfunden wird
von Robert Cherkowski ▪ Donnerstag, 25. August 2011 - 10:00

Wenn Daniel Craig und Harrison Ford in diesen Tagen in "Cowboys & Aliens" gegen Außerirdische antreten, treibt der altehrwürdige Western wieder einmal frische und unerwartete Blüten. Wir werfen einen Blick in die Geschichte des oft totgesagten Genres und entdecken eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit.

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Konkurrenz von der Flimmerkiste und aus Italien

 

Nach einer Blütezeit in den 40er Jahren, die von „Höllenfahrt nach Santa Fe“ eingeleitet wurde, begann es in der folgenden Dekade ernsthaft zu kriseln im wilden Film-Westen. Die Konkurrenz des neuen Mediums Fernsehen machte den großen Kinoproduktionen und damit auch den Pferde-Opern zunehmend zu schaffen. Warum die großen Säle aufsuchen und für Tickets Geld löhnen, wenn in TV-Serien wie „Tausend Meilen Staub“, „Rauchende Colts“ oder „Bonanza“ die gleichen Geschichten für lau zur Primetime liefen? Mit sündhaft teuren Monumentalfilmen im neuen Breitwandformat wie „Ben Hur“ oder „Cleopatra“ versuchte Hollywood das Fernsehproblem mit Geld zu lösen und produzierte auch im Western-Genre große Epen mit einem Event-Charakter, den die Flimmerkiste nicht bieten konnte. Dabei kamen opulente Edel-Western wie „Weites Land“ mit Charlton Heston und Gregory Peck oder das gleich von drei Regisseuren verantwortete Episoden-Panorama „Das war der wilde Westen“ heraus, die zwar reichlich kosteten, das Publikum jedoch nicht immer so anzogen, wie man es sich erhofft hatte. Sicher, nach wie vor trumpften die großen Western-Autorenfilmer wie John Ford oder Howard Hawks mit Meisterwerken wie „Der Schwarze Falke“ oder „Rio Bravo“ (Bild) auf, doch es zeichnete sich bereits am Horizont des Monument Valley ab, dass die alten Recken wie der inzwischen unvermeidliche „Duke“ John Wayne in absehbarer Zeit ergrauen und zu Anachronismen mit Hüten werden sollten.

 

 

Mitte der 60er Jahre setzten gesellschaftliche Veränderungen ein, die das amerikanische Selbstverständnis nachhaltig erschütterten, der klassische Western mit seinem zunehmend als fragwürdig empfundenen Geschichtsbild hatte ausgedient und so sahen die Hollywood-Cowboys richtig alt aus, als sich ein untersetzter Italiener namens Sergio Leone ab 1964 daran machte, in der spanischen Wüste von Almería selbst Western zu drehen. In seiner „Dollar-Trilogie“ mit dem Anti-Helden Clint Eastwood (Bild) in der Hauptrolle trat er dem amerikanischen Bild von edlen Streitern auf hohen Rössern mit einem wüsten Sturm an nie gesehener Gewalt, visueller Experimentierfreude und kaum verhohlenen politisch linken Überzeugungen entgegen. Wenig später gesellten sich die rabiaten Regie-Wüstlinge Sergio Corbucci („Django“, „Leichen pflastern seinen Weg“), Damiano Damiani („Töte Amigo“) und Sergio Sollima („Der Gehetzte der Sierra Madre“) hinzu, die die Pferdeoper als Vehikel für klassenkämpferische Polit-Fabeln nutzten. Da wird der erzkonservative John Wayne große Augen gemacht haben. Spätestens mit dem opulenten Kultfilm „Spiel mir das Lied vom Tod“ hatte Sergio Leone den Amerikanern 1968 ihr liebstes Kind entrissen und es verbreitete sich die Überzeugung, dass die großen Western-Meisterwerke fortan aus Europa kommen würden.

 

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Kommentare

  • Schnafffan

    Ein kompaktes und gut strukturiertes Special.Das Western-Genre ist wirklich unglaublich interessant,da es wie kaum ein anderes DAS Amerikanische schlechthin beinhaltet...und es ist äußerst spannend,zeitgeschichtliche und kulturhistorische Verschiebungen und Wandel in und an ihm festzustellen...oder man lässt sich einfach wunderbar unterhalten :)

  • digital-bath

    Tolles Special, da ich Western liebe und vorallem Sergio Leone vergöttere.

  • Saeglopur

    Ich finde hier hätte man auch Firefly/Serenity erwähnen sollen. Eine der besten Serien EVAR und eine der ersten die Sci Fi mit Western verbunden hat. (Und das passt doch irgendwie zum Thema, nicht? ^^ )

  • Jimmy V.

    Ich bin auch Western-Fan, weiß allerdings nicht recht wie ich das beurteilen soll. Ja, in den letzten paar Jahren gab es Western, und sie alle waren, von The Proposition über Die Ermordung des Jesse James... bishin zu True Grit gut. Allerdings halte ich nicht viel davon jetzt von einem Revival zu sprechen, gerade dieses Jahr, wo es ja nun True Grit und Cowboys und Aliens, letzterer ja nun wirklich auch mehr Popcorn und, der Kritik glaubend, nicht wirklich gut, erschienen sind. Kommt der Western damit zurück? War er nie weg, weil er sowieso ein Nischendasein fristet? Ich meine, seht euch all diese Filme mal an: In gewisser Hinsicht waren das ja noch mehr Dramen denn je, wie es ja auch das Special zeigt.

  • MaG666

    Gutes Special, aber als Fan der "modernen" Western fehlt der Hinweis auf 2 Filme, die meiner Meinung nach dazu gehören: Silverado und Young Guns. Silverado war meines Wissens nach einer der wenigen 80er-Jahre-Western überhaupt und darüber hinaus auch einfach ein guter Film. Und Young Guns hätte allein wegen seiner modernen Machart (Stichwort: MTV-Videoclip-Stil) eine Erwähnung verdient.

  • niceguy79

    Nettes Special, wobei ich denke, dass bei "Cowboys & Aliens" bei weitem nicht um die Rückkehr des Western-Genre's handelt, sondern nur um ein weiteres Name-Franchisig-Filmchen, weil Hollywood außer trickreichen Comic-, Videospiel-, Spielzeug-Verfilungen und Remakes von bekannten Namen wieder mal auf Nummer sicher geht. "Cowboy vs. Aliens" erhebt - auch wenn es gut gemacht ist - keinerlei ernsthaften Anspruch darauf, sich in die hier dargestellten, guten und selbstständig erdachten Filme des Western-Genres einzureihen.
    In dem Special fehlen meines Erachtens auch Filme wie "Inglorious Basterds" die mit ihrem Stil ganz bewusst eine Hommage an den Western sind, ohne unbedingt Cowboy-Hüte zu tragen. Und vergessen wird hier auch, dass diverse Actionfilme der 80er und 90er sich ganz bewusst aus der Westerndarstelllung ableiten lassen (z.B. "Rambo", "Stirb langsam", "Last Man Standing"). Der Western war also nie tod, oft nur anders dargestellt ;-)

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