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    Adventureland
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Adventureland
    Von Julian Unkel

    Neben Beim ersten Mal zählte Superbad zu den Komödienüberraschungen des Jahres 2007. Greg Mottolas Teenie-Komödie erwies sich nicht nur als wahnsinnig komisch, sondern offenbarte unter einer dicken Schicht aus derben Sprüchen und deftigen Zoten auch einen überraschend ehrlichen Blick auf (Jungs-)Freundschaften und die Probleme des Erwachsenwerdens. Nach den Highschool-Absolventen von „Superbad“ stehen in Mottolas neuem Film „Adventureland“ nun Jugendliche auf der Schwelle zwischen College und Universität im Fokus. Wer nach „Superbad“ allerdings ein weiteres Gagfeuerwerk erwartet, wird wohl enttäuscht werden: „Adventureland“ ist weniger Komödie denn klassischer Coming-Of-Age-Film, der seine Charaktere noch einmal deutlich ernster nimmt und dafür auf eine konstant hohe Witzquote verzichtet. Reichlich zu lachen gibt es aber trotzdem.

    1987: James Brennan (Jesse Eisenberg) hat gerade das College abgeschlossen, eine Kurzzeitbeziehung hinter sich, ist weiterhin Jungfrau und freut sich daher auf den anstehenden Sommertrip mit seinen Freunden ins freizügige Europa. Doch als sein Vater (Jack Gilpin) versetzt wird und nun weitaus weniger verdient, fällt nicht nur die schon versprochene Reise flach – um sich sein Wunschstudium an der renommierten Columbia University finanzieren zu können, ist James zudem gezwungen, den Sommer in seinem Heimatkaff zu verbringen und sich einen Ferienjob zu suchen. Nach einigem Suchen findet er eine Anstellung im lokalen Freizeitpark „Adventureland“ und darf sich fortan mit schlecht gelaunten Gästen, seinen spinnerten Chefs (Bill Hader, Kristen Wiig) und seinen nicht weniger sonderbaren Kollegen herumschlagen. Einer der wenigen Lichtblicke des Jobs ist die rebellische, ebenfalls im Park arbeitende Em (Kristen Stewart), für die James schnell Gefühle entwickelt. Doch Em steckt heimlich in einer Beziehung mit dem älteren Mike (Ryan Reynolds), dem Hausmeister und Frauenschwarm des Parks…

    Dass „Adventureland“ trotz der thematischen Nähe deutliche Unterschiede zu „Superbad“ aufweist, liegt wohl vor allem an zwei Faktoren. Zum einen zieht bei „Adventureland“ nicht das Kreativteam des neuen Komödien-Gurus Judd Apatow (Beim ersten Mal, Jungfrau (40), männlich, sucht...) im Hintergrund die Fäden. Zum anderen – und das dürfte noch weitaus bedeutsamer sein – stammt dieses Mal das Drehbuch von Mottola selbst, der dafür auf eigene Jugenderinnerungen zurückgriff und seine Erfahrungen als Ferienjobber in einem kleinen Freizeitpark verarbeitete. Die Einsichten, die Mottola in die Probleme eines Heranwachsenden bietet, mögen daher zwar nicht sonderlich originell sein, sie sind aber zu jeder Zeit grundehrlich und mit dem nötigen Respekt vor den Figuren erbracht. James sieht sich während des Sommers vom Stress mit den Eltern bis hin zu sexuellen Unsicherheiten mit der gesamten Bandbreite an schwierigen Situationen ausgesetzt und stolpert dabei auch in zahlreiche Peinlichkeiten. Das Drehbuch riskiert aber zu keiner Zeit auf Kosten eines schnellen Gags die Glaubwürdigkeit der Figur. Jesse Eisenberg (Der Tintenfisch und der Wal) hat seinen Anteil daran, dass die Sympathien des Publikums stets mit dem nachdenklichen und schüchternen James sind, und verleiht mit seiner nuancierten Darbietung seiner Rolle zusätzlichen Tiefgang, der sie wohltuend von den hormongesteuerten Jugendlichen heutiger Teenager-Filme abhebt.

    Ähnlich erfreulich verhält es sich bei den Nebenfiguren. Egal ob James‘ nerdiger Kollege Joel (Martin Starr, „Beim ersten Mal“), die gleichaltrige, aber weitaus erfahrenere Em, in deren Rolle Twilight-Star Kristen Stewart (Into The Wild, Panic Room) beweisen kann, dass sie definitiv zu den talentierteren Jungschauspielern Hollywoods zählt, oder gar Lisa P. (Margarita Levieva), die fleischgewordene Männerfantasie des Parks, auf deren T-Shirt der Slogan „Rides! Rides! Rides!“ gleich eine andere Bedeutung erhält – sie alle sind richtige Charaktere mit eigenem Innenleben, die weit über den Status als bloße Stichwortgeber herausreichen. Am besten gelungen ist das bei Ryan Reynolds‘ (Vielleicht, vielleicht auch nicht, Selbst ist die Braut) Mike, der in jedem anderen Film wohl der klassische Antagonist wäre, hier sich aber als überraschend ambivalente Figur entpuppt, mit der man ebenfalls mitfiebern kann. Lediglich die beiden Chefs des Parks, gespielt von Saturday-Night-Live-Komikerin Kristen Wiig und Bill Hader („Superbad“), sind eher als flache Comic-Relief-Charaktere angelegt, sorgen dafür aber mit ihren überdrehten Aktionen („Nobody wins a giant-ass panda!“) für einige der größten Lacher des Films.

    Abgesehen davon herrscht über weite Strecken aber ein weitaus subtilerer und ruhigerer Humor vor, der sich ganz dem vergleichsweise gemächlichen Tempo des Films anpasst. „Adventureland“ bietet daher, untermalt von einem starken Eighties-Soundtrack, der von Crowded House über The Cure bis hin zu Falco beinahe jeden Stil der Epoche abdeckt, in erster Linie einen erfrischend unaufgeregten Coming-Of-Age-Film mit einer sympathischen Darstellerriege und dickem Nostalgie-Bonus – keine Revolution des Genres, aber gelungenes Sommerkino, das nicht wenige Zuschauer sicherlich in ähnlichen Erinnerungen schwelgen lassen wird.

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