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    Willi und die Wunder dieser Welt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Willi und die Wunder dieser Welt
    Von Christoph Petersen

    Der vor einiger Zeit eingesetzte Run auf Dokumentarfilme nimmt langsam ab. Wurden die Kinos in den vergangenen zwei Jahren mit Naturdokus aller Fasson geradezu überschwemmt, ist für 2009 mit „Das Geheimnis der Flamingos“ bisher nur eine einzige angekündigt. Auch die polemischen Polit-Dokus von Michael Moore locken immer weniger Zuschauer in die Lichtspielhäuser. Zum Vergleich: Während Bowling For Columbine 2002 noch mehr als 1,2 Millionen Besucher verzeichnete, musste Sicko 2007 mit einem Zwanzigstel davon auskommen. Geht die Nachfrage zurück, gilt es der Natur des Kapitalismus gemäß, neue Zielgruppen zu erschließen. Das haben der Kinder-TV-Star Willi Weitzel und sein Regisseur Arne Sinnwell mit ihrem Dokumentarfilm „Willi und die Wunder dieser Welt“ nun getan. Sicherlich ist auch jede Tierdoku ein Stück weit Kinderfilm (Wächter der Wüste ist dafür ein extremes Beispiel), doch mit Willis dokumentarischer Weltreise gibt es nun den ersten Beitrag des Genres, der sich in „Sendung mit der Maus“-Manier explizit an Kinder im Vor-und Grundschulalter wendet.

    Die 92-jährige Weltenbummlerin Frau Klinger ist verstorben. Zuvor hatte Willi ihr allerdings noch versprochen, ihr einen Becher Sand aus der Sahara mitzubringen. Und weil die Wüste auf Dauer doch eher eintönig ist, startet Willi – ganz im Sinne von Frau Klinger – gleich zu einer Weltreise durch. Im australischen Regenwald gilt es, einen Ameisenforscher ausfindig zu machen. Doch bevor es soweit ist, muss Willi zunächst einmal vor Krokodilen flüchten und einen abgestürzten Baby-Flughund (total süß) in eine Flughund-Klinik bringen. Die nächste Station ist die kanadische Arktis. Hier möchte Willi herausfinden, was mit Eisbären passiert, die sich zu nah an die Siedlungen wagen und deshalb von der Eisbärenpolizei eingefangen werden. Tokio ist mit 34 Millionen Einwohnern die bevölkerungsstärkste Metropole der Welt. Das muss auch Willi feststellen, als er sich in den proppenvollen Straßen verirrt. Glücklicherweise stößt er auf einen deutschen Sumoringer, der ihm aus der Patsche hilft. Die letzte Etappe führt mit dem Motorrad durch die Sahara. Dabei verschüttet Willi nach einer Skorpion-Attacke die letzten Wasserreserven…

    Woche für Woche, jeden Samstag um drei Minuten nach zehn im Ersten, geht der studierte Lehramtler Willi Weitzel in seiner Sendung „Willi wills wissen“ (deren Titelsong ein ganz gemeiner Ohrwurm ist) auf Entdeckungsreise. Er besucht Stuntleute oder Tierärzte, erforscht Flughäfen oder Salzbergwerke, und bewahrt sich dabei stets einen von kindlicher Neugier geprägten Blick. Diese Qualität zeichnet nun auch Willis ersten Kinoauftritt aus, wobei auf der großen Leinwand naturgemäß auch die Abenteuer um einige Dimensionen spektakulärer ausfallen. Statt zur örtlichen Feuerwache verschlägt es Willi in den Regenwald, nach Tokio, oder gleich in die eisige Arktis.

    Dabei geht es Regisseur Sinnwell nie darum, dokumentarischen Ansprüchen gerecht zu werden. Viele der Vorkommnisse, sowohl die Flucht vor dem Krokodil als auch das Verlaufen in Tokio, sind offensichtlich geschrieben und inszeniert. Trotzdem blitzen zwischen den spannenden und lustigen Abenteuern immer wieder wissenswerte Fakten durch. Wer weiß denn schon, dass alle Ameisen in etwa genauso viel wiegen wie alle Menschen der Erde zusammen. Es ist das zuletzt oft verschriene Infotainment, das der Film zelebriert. Er tut dies jedoch nicht auf die dummdreiste Art von Pro Sieben, in dessen Wissensmagazin „Galileo“ nur noch über die richtige Größe von Riesenschnitzeln philosophiert wird, sondern auf eine liebenswürdige Weise, auf die man sich gerne einlässt. Das Ergebnis sind Kinder, die im Kino richtig mitgehen, und begleitende Erwachsene, die sich weder fremdschämen noch langweilen müssen, sondern an den abwechslungsreichen Eskapaden genauso ihren Spaß haben dürfen.

    Fazit: „Willi und die Wunder dieser Welt“ ist eine kurzweilige Mischung aus Abenteuer, Spaß und Wissen. So muss ein Film aussehen, damit auch die nachfolgende Generation von Kinogängern Lust auf Doku bekommt.

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