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    Haben Sie das von den Morgans gehört?
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Haben Sie das von den Morgans gehört?
    Von Christoph Petersen

    In den acht Jahren unter Präsident George W. Bush wurde der kulturelle Riss zwischen den überwiegend ländlichen Red States (in denen traditionell die Republikaner die Oberhand haben) und den eher städtisch geprägten Blue States (in denen meist die Demokraten den Sieg davontragen) immer größer. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass der klassische Redneck-Horror der 1970er Jahre in dieser Zeit mit Filmen wie Wrong Turn sowie den Remakes von Texas Chainsaw Massacre und Freitag der 13. ein unverhofftes Comeback feierte. Auch Marc Lawrences romantische Komödie „Haben Sie das von den Morgans gehört?“ spielt mit den verschiedenen Lebensentwürfen von aufgeklärten, durchorganisierten Städtern und schießwütigen, klassische Familienwerte bewahrenden Dörflern. Doch nun, wo sich Neu-Präsident Barack Obama die Aussöhnung der politisch unterschiedlich positionierten Staaten auf die Fahne geschrieben hat, fehlt mit einem Mal der gesellschaftliche Zündstoff. Der Friedensnobelpreisträger hat damit viel für die USA getan, dem Stadt-kontra-Land-Genre aber hat er einen Bärendienst erwiesen.

    Weil sie (Sarah Jessica Parker) ihn mit ihrem Babywunsch eingeengt hat, ist er (Hugh Grant) fremdgegangen. Nun lebt das New Yorker Vorzeigepaar Meryl und Paul Morgan bereits seit einigen Monaten getrennt. Und während der megaerfolgreiche Unternehmensanwalt unbedingt zu seiner Liebsten zurück will, ist sich die megaerfolgreiche Nobel-Maklerin alles andere als sicher, ob sie ihrer Ehe noch eine zweite Chance geben soll. Doch da macht das Paar nach dem ersten gemeinsamen Dinner seit langem eine folgenschwere Beobachtung. Die Morgans werden Zeuge eines Auftragsmordes, weshalb ein Mafiakiller (Michael Kelly, Gesetz der Rache) plötzlich die Jagd auf sie eröffnet. Nachdem Meryl durch eine Kletteraktion in luftiger Höhe nur knapp einem Anschlag entgangen ist, werden die zerstrittenen Eheleute im Sinne des Zeugenschutzes ins tiefste Wyoming verfrachtet. Hier kommen sie bei Sheriff Clay Wheeler (Sam Elliott) und seiner Frau Emma (Mary Steenburgen) unter und müssen sich ganz schön zusammenraufen, um als native New Yorker gegen eine Horde Vollblut-Republikaner und aggressive Braunbären zu bestehen…

    Handysüchtige Städter, die im Starbucks-losen Nirgendwo stranden, sind ein beliebtes Hollywood-Thema. Doch selten wurde aus den satirischen Möglichkeiten dieses Culture Clashs so wenig Kapital geschlagen wie hier. Es gibt nicht einmal eine Handvoll schneidiger Kommentare („Es gibt in dieser Stadt genau 13 Demokraten. Und wir wissen, wer sie sind.“), ansonsten fehlt der Komödie jeglicher Biss. Es ist angenehm, dass sich Regisseur Lawrence nicht auf plattes Republikaner-Gebashe einlässt. Statt sich ausschließlich an Südstaaten-Stereotypen abzuarbeiten, konzentriert er sich unerwartet stark auf die Beziehung seiner Protagonisten. Doch Meryl und Paul Morgan sind nun einmal Reißbrett-Charaktere, die gerade eine Reißbrett-Ehekrise durchmachen. Das allein trägt keinen Film und gerät zudem mitunter dermaßen geschwätzig, dass sich der Zuschauer in einem Beziehungsdrama und keinesfalls in einer romantischen Komödie wähnt.

    Die nach Ein Chef zum verlieben und Mitten ins Herz bereits dritte Zusammenarbeit von Regisseur Marc Lawrence mit Hauptdarsteller Hugh Grant (Notting Hill, About A Boy) ist zugleich die schwächste. Der Engländer mit dem Dackelblick gibt erneut den gutherzigen Naivling, weshalb man ihm seinen Seitensprung zwar gerne verzeiht, ihm seinen Job als supererfolgreicher Anwalt aber nicht eine Sekunde lang abnimmt. Sarah Jessica Parker reißt nach Die Familie Stone und Sex And The City ein weiteres Mal routiniert ihre Paraderolle als selbstbewusste New Yorker Karrierefrau runter. Gemeinsam hat das Duo zwar mit einem ziemlichen Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen, sammelt dabei aber ausreichend Sympathiepunkte: Man glaubt den beiden ihre Liebe zwar nicht, aber man gönnt sie ihnen zumindest. Sam Elliott (Hulk, Der Goldene Kompass) als wortkarger Sheriff und Mary Steenburgen (Inland Empire, Selbst ist die Braut) als Sarah-Palin-Verschnitt begegnen ihren Figuren mit genug Empathie, um die Redneck-Charaktere nicht zu plumpen Sidekicks verkommen zu lassen.

    Fazit: „Haben Sie das von den Morgans gehört?“ ist eine nicht wirklich lustige, nicht wirklich romantische, aber dank eines sympathischen Darsteller-Quartetts zumindest leidlich unterhaltsame romantische Komödie nach altbekanntem Strickmuster.

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