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    Hannah Montana - Der Film
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Hannah Montana - Der Film
    Von Christoph Petersen

    Als Daniel Radcliffe 2007 in dem Theaterstück „Equus“ am Londoner Westend vollkommen nackt auf die Bühne trat, schaffte es dieser Umstand zwar in die Zeitungen, allerdings sprangen kaum große Schlagzeilen dabei heraus. Radcliffe ist eben nur der zweiberühmteste Teenager der Welt. Die Topposition hat die 16-jährige Miley Cyrus inne, die es mit ihrer Disney-Channel-Serie „Hannah Montana“, einer Karriere als Popstar und einer gewaltigen Marketingmaschinerie in Kinderzimmer auf der ganzen Welt geschafft hat. Im vergangenen Jahr hatte dann auch Miley ihren Nacktskandal, der allerdings deutlich höhere Wellen als im Fall Radcliffe schlug. Zunächst zeigte sie sich auf ihrer MySpace-Seite nur im BH und in anzüglichen Posen. Dann posierte sie für eine Ausgabe der Vanity Fair vollkommen nackt - ein Novum für einen damals erst 15-jährigen Disneystar. Ihre öffentliche Entschuldigung für die Aufnahmen schaffte es kurze Zeit später sogar auf die Titelseite (!) der New York Times. In Anbetracht von so viel Ruhm, so viel Aufmerksamkeit und so viel Skandal fällt der erste „Hannah Montana“-Kinofilm, in dem die erwachsen gewordene Miley Cyrus noch immer die Unschuld vom Lande verkörpert, überraschend brav und harmlos aus.

    Die Farmerstochter Miley Stewart (Miley Cyrus) führt ein Doppelleben als die erfolgreiche Rocksängerin Hannah Montana, weil sie beides haben will: den Ruhm und eine unbeschwerte Jugend ohne den ganzen Publicity-Rummel. Weil Miley der überwältigende Erfolg ihres berühmten Alter Egos zu Kopf zu steigen droht, verordnet Papa Robby Ray (Billy Ray Cyrus) eine Auszeit. In ihrer ländlich-verträumten Heimatstadt Crowley Corners soll die abgehobene Popprinzessin wieder zu sich finden. Zunächst hängt Miley jedoch nur einem verpassten Auftritt in New York nach, bis sie sich Hals über Kopf in ihren Freund aus Kindertagen Travis (Lucas Till, Walk The Line) verliebt. Als dann auch noch Hannah Montana ins Spiel kommt, die ein Wohltätigkeitskonzert geben soll, um Crowley Corners vor dem Ausverkauf zu retten, beginnt ein munteres Verwechselspiel, das Miley an ihre Grenzen führt...

    Lässt man den Namen Hannah Montana einmal beiseite, handelt es sich bei „Hannah Montana - Der Film“ im Kern um eine durchschnittliche Verwechslungskomödie, wie man sie im Sonntagnachmittagprogramm der Privatsender zuhauf zu sehen bekommt. Miley muss ihre geheime Identität bewahren und stolpert dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste. Die Gags sind dem Zielpublikum angemessen und von Regisseur Peter Chelsom (Weil es dich gibt, Darf ich bitten?) handwerklich solide umgesetzt, aber für volljährige Begleiter über weite Strecken viel zu naiv. Dasselbe gilt für die Romanze zwischen Miley und Travis, der mit seiner modisch korrekten Cowboykluft wie eine jugendliche und natürlich zigarettenfreie Version des Marlboro Mans anmutet. Soweit erfüllt der Film die Erwartungen: Die Macher gehen auf Nummer sicher und keinerlei Risiko ein. Das zeigen auch die neuen Songs, die eher an Kopien früherer Erfolge als an etwas tatsächlich Originäres erinnern. In musikalischer Hinsicht kann „Hannah Montana - Der Film“ dem letztjährigen 3D-Konzertfilm Hannah Montana - Miley Cyrus: Best Of Both Worlds Concert Tour so leider nicht das Wasser reichen.

    Das Problem mit „Hannah Montana - Der Film“ lässt sich am besten an jener Szene verdeutlichen, in der Miley auf der Bühne vor der Entscheidung steht, ob sie ihre blonde Perücke abnehmen und der Welt ihre doppelte Identität offenbaren soll. Bei Zuschauern, die hier zum ersten Mal auf das Phänomen Hannah Montana treffen, dürfte dieses Dilemma wohl höchstens ein müdes „Na und?“ provozieren. Für Fans, die Mileys Entwicklung vom Teenager zur jungen Frau über drei Staffeln und 70 Folgen mitverfolgt haben und sich jeden Abend in ihre Hannah-Montana-Bettwäsche kuscheln, steht hingegen nicht weniger als das Ende einer Ära auf dem Spiel. Der Film ist ein Produkt, das voll und ganz auf sein Zielpublikum zugeschnitten ist. Das muss man nicht gut finden, ist aber ein Teil unserer schönen neuen Welt. Vorwerfen muss man den Machern allerdings, dass sie den Schwanz wieder einziehen und mittels eines wenig überzeugenden Kniffs umgehend zurückrudern: So schnell schlachtet Hollywood eine eierlegende Wollmilchsau dann eben doch nicht.

    Fazit: Für Fans!

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