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    No Man's Land: The Rise Of Reeker
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    No Man's Land: The Rise Of Reeker
    Von Anna Lisa Senftleben

    Glücklicherweise hat noch niemand eine Riechfunktion für den DVD-Player erfunden, ansonsten käme der Genuss von Dave Paynes Direct-to-DVD-Horror-Sequel „No Man‘s Land – Rise Of The Reeker“ einer olfaktorischen Vergewaltigung gleich. Taucht der Reeker (zu Deutsch: Stinker) auf, würde sich sonst ständig der Duft von verwesendem Fleisch in der Nase ausbreiten. Auch ansonsten würde der Geruchssinn der Zuschauer nicht gerade geschont werden: In Fäkalien wird nach verlorenen Schlüsseln getaucht und halbverweste Köpfe müssen als Trophäensammlung herhalten. Warum es manchmal dennoch besser ist, den allgegenwärtigen Gestank zu riechen, und warum man sich die Rückkehr des Reekers nicht unbedingt antun muss, sei nun verraten.

    „No Man‘s Land“ beginnt mit der Vorgeschichte des Reekers: Vor 30 Jahren wurde der Death Valley Drifter (Michael Robert Brandon) gefasst – ein grausamer Serienkiller, der sein Unwesen in der Wüstenlandschaft des Death Valleys trieb und in der Gaskammer hingerichtet wurde. Ein Sprung in die Gegenwart: An der weit und breit einzigen Tankstelle treffen drei Casino-Räuber ausgerechnet auf den ortsansässigen Sheriff McAllister (Robert Pine, Red Eye) und dessen Sohn Harris (Michael Muhney), der ebenfalls als Cop seine Brötchen verdient. Es kommt zu einer Schießerei und in deren Folge zu einer Explosion, bei der einer der Gangster vermeintlich in Stücke gerissen wird. Der Explosion folgt ein Erdbeben, das scheinbar sämtliche Telefonverbindungen lahm legt. Merkwürdigerweise ist die Gegend um die Tankstelle plötzlich von einer unsichtbaren Mauer umgeben, was die Flucht für die übrig gebliebenen Räuber Alex (Stephen Martines) und Binky (Desmond Askew, The Hills Have Eyes) unmöglich macht. Außerdem umhüllt nun ein zarter Verwesungsduft die Gegend. Dumm nur, dass einer der Protagonisten an Ansomie (das vollständige Fehlen des Geruchssinns) leidet, Binky nach einem Crash mit dem Fluchtwagen seine Nase vermisst und Alex eine Erkältung hat. So hat der Reeker (Ben Gunther) zunächst leichtes Spiel…

    Schade, dass „No Man‘s Land – Rise Of The Reeker“ sich eine gefühlte Ewigkeit mit der Szenerie rund um die Tankstelle und der Suche nach ein paar Autoschlüsseln aufhält und die Rückkehr des Reekers unnötig in die Länge gezogen wird. Auch schade, dass der Film sich reichlich verzettelt, weil er irgendwie alles sein will: Horror-Slasher, Psycho-Thriller und dann auch noch witzig! Kann passen, hier tut es das leider so gar nicht. Vielleicht hätte sich Regisseur Dave Payne besser entscheiden sollen, was am Ende dabei rauskommen sollte. Vor allem hätte er besser aufpassen sollen, denn peinlicherweise heißt Sheriff Reed dreißig Jahre später plötzlich Sheriff McAllister und keiner weiß warum. Die Titelsequenz beginnt viel versprechend mit einer Rückblende auf die, sagen wir mal „Entstehungsgeschichte“ des Reekers: Ein Geschäftsmann rast in seinem Wagen mitten durch die Wüste und überholt einen abgewrackten Typen. Er hält an und der Kerl labert ihn vom „Death Valley Drifter“ zu, woraufhin er verständlicherweise das Weite sucht. Der dann folgende Überraschungsmoment deutet auf eine zunächst interessante Story hin, aber leider ist „No Man‘s Land - Rise Of The Reeker“ eine ziemliche Schnarchnummer. Da steht er dem ersten Teil, Reeker, in nichts nach. Ansonsten hat man - insofern man in den zweifelhaften Genuss gekommen ist - beim Schauen des Sequels ständig das Gefühl, dass man das alles schon kennt und Payne einfach nur neue Charaktere in die Wüste geschickt hat, die der Reeker jagen kann.

    Gab es also alles schon mal irgendwie! Der Reeker kündigt sich immer noch mit einer übel stinkenden Duftwolke im Schlepptau an und der übersinnliche Touch steht den Slasher-artigen Sequenzen kontraproduktiv gegenüber. Auch die sentimentale Nummer zwischen Vater und Sohnemann passt irgendwie nicht. Noch schlimmer aber ist der Dialog zwischen Harris McAllister und Gangster Alex, die sich aus Angst vor dem Reeker Geständnisse machen. Er steht auf fickende Fische, gesteht Harris - „WTF is that?“ Lustig jedenfalls nicht. Hätte Payne nicht ein wenig konsequenter eine Linie durchziehen können, dann wäre aus „No Man‘s Land - Rise Of The Reeker“ vielleicht doch ein ganz netter Slasher- Film geworden. Einige Elemente sind ja vorhanden, aber das nützt eben nichts, wenn man auch irgendwie ein Thriller sein möchte.

    Die Charaktere sind dann auch ein bunter Haufen aus Staatsmacht, Gangster-Trio (bzw. Duo) und zwei hübschen Mädels - Allison (echt sexy: Valerie Cruz, serie,14) ist die ohne Geruchssinn und zufälligerweise Ärztin, Maya (Mircea Monroe) die Ex von Gangster Alex und zufälligerweise Kellnerin im Diner. Irgendwann taucht dann noch ein vermisster Indianer wieder auf, redet wirres Zeug und liegt wenige Einstellungen später auf dem Seziertisch des Reekers. Irgendwann bemerkt die Ärztin Allison dann noch, dass irgendetwas gewaltig faul ist: Man scheint in einer Art Zwischenwelt zu sein. Aha, daher kommen auch diese merkwürdigen Traumbilder-Sequenzen, wenn der Reeker ein Leben auslöscht? Der Schlusstwist ist die Krönung eines gähnend langweiligen Films, den auch die paar Spezialeffekte nicht mehr retten können.

    Fazit: Es gibt nicht einen echten Schockeffekt, die Story ist auch nicht wirklich neu und „No Man‘s Land - Rise Of The Reeker“ als „Gut gespielt. Ultrabrutal und freiwillig komisch - erste Wahl für Splatter-Hardliner“ anzupreisen, grenzt schon an eine Frechheit. Wahre Splatter-Hardliner würden sich bei diesem Film zu Tode langweilen.

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