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    Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik
    Von Christoph Petersen

    Aus der amerikanischen und britischen Folklore hervorgegangen, nutzen auch deutsche Eltern heutzutage noch immer gerne den Mythos der Zahnfee, um ihren Sprösslingen das bisweilen schmerzhafte Ausfallen der Milchzähne zu versüßen. In Argentinien ticken die Uhren hingegen anders. Hier ist es nicht die Zahnfee, sondern die Zahnmaus Herr Figo, die den Bälgern im Austausch für ihre ausgefallenen Beißerchen einen Groschen unter dem Kopfkissen zurücklässt. In seinem CGI-Realfilm-Mix „Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik“ greift Regisseur Juan Pablo Buscarini diese Nagetier-Legende nun auf. Und dies zumindest in seiner südamerikanischen Heimat mit überwältigendem Erfolg – in Argentinien hat sich „Herr Figo“ zum meistbesuchten Familienfilm aller Zeiten gemausert. Ob dem Film in Deutschland ein ähnlicher Triumph beschieden sein wird, ist indes mehr als fraglich. Zum einen wirkt die Maus-als-Zahnfee-Story auf ein deutsches Publikum im ersten Moment reichlich befremdlich. Zum anderen hinken die Animationseffekte budgetbedingt weit hinter der US-Konkurrenz hinterher.

    Bei einem kleinen Unfall schlägt sich die ungestüme Lucia (Delfina Varni) einen Zahn aus. Doch der Schmerz ist schnell vergessen, immerhin wird ihr die Zahnmaus Herr Figo im Gegenzug nun eine Münze unter das Kopfkissen legen. Die eingesammelten Zähne werden anschließend in einer geheimen Fabrik von Hunderten von Mäusen zu Perlen verarbeitet, die Figo an seinen guten Freund, den Juwelier Morientes (Joe Rigoli), verkauft. Doch bevor er auch Lucias Zahn in seinen Sack stecken kann, wird Figo überfallen und gekidnappt. Morientes aufmüpfiger Neffe Pipo (Diego Gentile) und Figos zwielichtiger Kapitän Fugaz wollen das rentable Perlengeschäft mit allen Mitteln an sich reißen. Allerdings haben die Gauner die Rechnung dabei ohne Lucia und ihren erfinderischen Cousin Ramiro (Nicolás Torcanowsky) gemacht – die beiden aufgeweckten Kinder stürzen sich Hals über Kopf in ein temporeiches Abenteuer, um die hinterhältige Verschwörung aufzudecken und Figo aus den Fängen der Verräter zu befreien…

    Nagetiere auf der Leinwand sind seit einiger Zeit schwer angesagt. Pixars Animations-Meisterwerk Ratatouille konnte im gerade abgelaufenen Jahr 2007 mit mehr als 5,8 Millionen Besuchern die drittmeisten Zuschauer in die deutschen Kinosäle locken. Tim Hills Streifenhörnchen-Comedy Alvin und die Chipmunks pulverisiert am amerikanischen Box-Office alle Erwartungen. Und „Herr Figo“ hat es – wie bereits gesagt – in seiner Heimat Argentinien zum erfolgreichsten Familienfilm aller Zeiten gebracht. Dabei ist der Anspruch, ein Familienfilm zu sein, allerdings ein wenig hochgegriffen. Eine Ebene für erwachsene Kinogänger, wie sie zum Beispiel die Pixar-Werke in schöner Regelmäßigkeit vorweisen, ist über weite Strecken nicht vorzufinden. Vielmehr ist „Herr Figo“ überwiegend ein reiner Kinderfilm – ein spannendes Abenteuer, phantasievoll und kindgerecht für die Leinwand aufbereitet. Neben der abwechslungsreichen Mäusewelt ist dabei vor allem die Ausgestaltung der Rolle von Lucias Vater Santiago (Fabián Mazzei) gut gelungen: Um vor Frau und Tochter nicht das Gesicht zu verlieren, täuscht er vor, einen Job als Koch in einem Nobelrestaurant zu haben, während er in Wirklichkeit in einer Hähnchenbude schuftet. Dieser schweren Thematik nimmt sich der Film zugleich mit einer angenehmen Ernsthaftigkeit und einem auflockernden Augenzwinkern an.

    Die Mischung aus realen Szenen und CGI-Effekten kann nur bedingt überzeugen. Die Computer-Mäuse wirken grobflächig und kantig, bewegen sich bisweilen – gerade wenn sie rennen - arg unnatürlich. Was die rein technische Seite angeht, hängen die Animationseffekte den amerikanischen Konkurrenzwerken locker eine ganze Dekade hinterher. Allerdings ist es nicht immer die reine technische Qualität, die den Ausschlag gibt. Trotz der budgetbedingten Nachteile ist es den Animatoren nämlich trotzdem gelungen, ein paar durchaus charmante Nager-Charaktere auf die Leinwand zu zaubern. Neben Herrn Figo gibt es noch den verschlagenen Mäusekapitän Fugaz, die Discoratte El Rata und den Kraftprotznager Ratovika zu bewundern. Den größten Gefallen haben sich die Macher mit der Entscheidung getan, die Mäusewelt nicht auch am Computer zu entwerfen. Stattdessen wurden Figos geheime Perlenfabrik und andere Miniaturmodelle in liebevoller Kleinarbeit gebastelt. Eine etwas altmodische Art des Filmemachens, die allerdings auch ein wohlig-nostalgisches „Augsburger Puppenkiste“-Feeling aufkommen lässt.

    Fazit: „Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik“ ist ein phantasievoller Familienfilm, der einen nicht unerheblichen Teil seines speziellen Charmes den etwas angestaubten Effekten zu verdanken hat.

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