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    Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland
    Von Christian Horn

    Seit 1959 stimmt das Sandmännchen kleine Kinder aufs Schlafengehen ein. Nun hat das Format mit dem 72-Minuten-Film „Das Sandmännchen – Abenteuer im Traumland" den Sprung ins Kino geschafft. Dort sollen die Kinder zwar nicht zum Einschlafen verleitet werden, viele der ursprünglichen Funktionen des Fernsehklassikers greift aber auch der erste längere Beitrag auf: So erzählt der Film eine einfache, kindgerechte Geschichte – nicht langweilig, aber auch nicht allzu aufreibend. Wie die Fernsehsendung will das Kinoabenteuer unter der Regie von Sinem Sakaoglu und Jesper Møller („Asterix und die Wikinger") die Fantasie der lieben Kleinen anregen, räsoniert über das Verhältnis von Traum und Realität und bietet den jungen Zuschauern eine Identifikationsfigur, die bedenkenlos als Vorbild herhalten kann.

    Am liebsten würde der sechsjährige Miko (Bruno Renne) in die Fußstapfen seines Großvaters treten und Kapitän werden. Die Voraussetzungen dafür sind perfekt, wohnt der kleine Junge doch mit seinen Eltern und der Schwester in einem Leuchtturm direkt am Meer – dumm nur, dass Miko wasserscheu ist und seine Kapitänsübungen zum Spott der Spielkameraden auf dem Festland absolvieren muss. Das väterliche Sandmännchen (gesprochen von Volker Lechtenbrink) kämpft im Traumland derweil mit einem ganz anderen Problem: Fiesling Habumar (Sprecher: Ilja Richter) hat den wertvollen Traumsand in seinen Besitz gebracht – des Sandmännchens wichtigstes Arbeitswerkzeug. Um das Schlimmste zu verhindern, soll das chaotische Schlafschaf Nepomuk (Sprecher: Marc Wehe) ins Wachland aufbrechen, um den angesehenen Käpt'n Scheerbart um Hilfe zu bitten. Nepomuk aber bringt den kleinen Miko mit, der als letzte Hoffnung des Sandmännchens seine Ängste überwinden muss.

    Veränderungen oder Ergänzungen erfährt diese binnen kurzer Zeit etablierte Ausgangslage in den folgenden Minuten keine, Wendungen oder Überraschungen bleiben aus. Doch das ist kein Versäumnis des Films, sondern schlicht der Tatsache geschuldet, dass das Zielpublikum eine Aufmerksamkeitsspanne von, sagen wir, zehn Minuten nicht überschreiten kann und die Verhältnisse daher klar und deutlich kommuniziert werden müssen: Miko hilft dem Sandmännchen, den schelmischen Plänen Habumars Einhalt zu gebieten – ein klares Problem, eine einfach gestrickte Heldenreise und ein dramaturgisch eindeutiger Handlungsverlauf zeichnen die narrative Ebene aus. Dementsprechend schlicht und mehrfach gedoppelt sind auch die beiden Botschaften des Films: Bezwinge deine Angst und erfülle deine Träume (passend dazu auch der Titelsong „Dein Traum ist wahr" von Anke Engelke).

    Dass der Kinderfilm dennoch nicht langweilig wird, liegt an der charmanten und einnehmenden Umsetzung, die ästhetisch voll und ganz aufgeht. Reale Aufnahmen aus dem Wachland, welche die Handlung im Traumland rahmen, Zeichentrick-, Puppentrick- und Computeranimationen finden zu einem homogenen Ganzen. Während die beiden Sequenzen in der realen Welt lediglich in und um den Leuchtturm angesiedelt sind, lebt das Traumland (in dem auch Miko als Puppe dargestellt wird) von phantasievollen, beinahe surrealistischen Sets und vielen visuellen Höhepunkten. So fliegt etwa ein Schwarm aus Regenschirmen durch die Luft oder die Figuren passieren eine Szenerie, die an das Schlaraffenland erinnert: Riesige Tortenstücke und etliche andere Süßigkeiten formen eine phantastische Landschaft – keine Frage, die kindliche Schaulust bedient der Sandmännchen-Kinofilm mustergültig. Für die Lacher sorgt dabei der oft verwirrte Sidekick Nepomuk, die schönste Nebenfigur des Films.

    Auf den ersten Blick scheint das Kino nicht der passende Ort für das Sandmännchen zu sein – zu sehr ist die Figur mit dem Vorabendprogramm verbunden, zu fest seine Funktion als Zu-Bett-geh-Ritual verankert. Doch was auf dem Blatt seltsam anmuten mag, funktioniert auf der Leinwand erstaunlich gut. So dürften die Abenteuer im Traumland nicht nur die minderjährige Zielgruppe begeistern, sondern auch einen Gutteil der Elterngeneration – und sei's nur, weil der Nachwuchs mit offenen Augen dasitzt und dem kleinen Miko alle Daumen drückt.

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