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    Stimme des Herzens - Whisper Of The Heart
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    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

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    4,5
    Veröffentlicht am 11. März 2024
    Über die Kunst sich selbst zu lieben!

    Denkt man an Ghibli und deren wundervolle Anime-Werke, dann steht vor allem ein Name im Zentrum: Hayao Miyazaki. Er ist bis heute die zentrale Figur, die für den Erfolg des Studios verantwortlich ist. Doch abseits seiner wundervollen Filme, stößt man zum Beispiel auf Yoshifumi Kondō. Dieser war als Animateur an vielen Ghibli-Filmen beteiligt, wie etwa „Kikis kleiner Lieferservice“, konnte 1995 aber seinen ersten eigenen Film drehen: „Stimme des Herzens“. Basierend auf dem gleichnamigen Manga, konnte Kondō das Publikum überzeugen und sollte der nächste große Star bei Ghibli werden. Doch er verstarb leider drei Jahre nach dem Release an den Folgen eines Burnouts. Wie ironisch oder auch passend, dass „Stimme des Herzens“ sich in vielerlei Hinsicht mit diesem Thema beschäftigt. Doch was Kondō hinterlässt, ist ein gefühlvoller und erstaunlich zurückhaltender Film über die Liebe: Die Liebe zur Kunst und vor allem die Liebe zu sich selbst.

    Die junge Shizuku trifft auf den etwas älteren Seiji. Beide entwickeln schnell romantische Gefühle füreinander, vor allem weil Shizuku so beeindruckt von Seijis Entschlossenheit ist. Er will Geigenbauer werden und reist dafür nach Italien. Angespornt von seiner Zielstrebigkeit, will Shizuku sich selbst prüfen, um heraus zu finden, ob in ihr auch dieser Wille steckt…

    „Stimme des Herzens“ klingt zunächst sehr simpel, einfach oder fast schon unspektakulär. Es geht um eine junge Romanze zwischen zwei Teenagern, aber ganz anders als man sich das vielleicht vorstellt. Gerade Ghibli schafft es ja immer wieder einen wunderschönen Realismus in seine Storys zu packen. „Stimme des Herzens“ hat diesen Realismus quasi perfektioniert. Die Geschichte beinhaltet (im Gegensatz zu vielen anderen Ghibli-Filmen) keine übernatürlichen oder fantastischen Elemente. Diese sind wenn dann im Kopf einer Figur zu sehen. Und dennoch strotzt der Film vor Magie. Die Ruhe, mit der der Film erzählt wird, ist so wundervoll anzusehen. Während 90 % der Filme, die sich an Kinder und Jugendliche richten, ohne Pause von einem Event zum nächsten hetzen, nimmt sich „Stimme des Herzens“ viel Zeit. Die Atmosphäre ist beeindruckend und viel wird über Gesten und Blicke verhandelt. Vor allem aber liebe ich es, wie selbst die kleinsten und unscheinbarsten Dinge im Film zu sehen sind. Beispielsweise wenn die Protagonistin ihre Nachttischlampe ausmachen will und dafür mehr Anläufe braucht. Oder auch wenn Shizukus Vater im Treppenhaus einer alten Dame den Vortritt gewährt. Solche Dinge werden in nahezu ALLEN anderen Filmen herausgeschnitten, nicht aber hier. Es entsteht dadurch nicht nur eine unfassbare Authentizität, sondern auch eine gewisse Reife, die der Film mit sich bringt. Das Leben kann manchmal auch durch diese zunächst unbedeutenden Momente ausgemacht werden. Und genau das hat „Stimme des Herzens“ verstanden.

    Diese Reife findet sich aber auch in der Geschichte. Der Film thematisiert die Liebe zur Kunst, aber auch die Liebe oder auch Akzeptanz zu sich selbst. Wer möchte man sein und was möchte man für seinen Traum in Kauf nehmen. Seiji etwa weiß genau, was er will und wird diesen Traum auch umsetzen, so gut er kann. Shizuku ist davon angespornt und will wissen, ob sie selbst auch zu solchen Dingen fähig ist. Dabei ist besonders der selbst auferlegte Druck, den sie sich macht, eine spannende Facette. Wer kennt es nicht: Man versucht etwas Neues, ist aber ständig davon überzeugt, dass man zu untalentiert oder sonst was ist. Andere sind so viel besser, warum es also probieren? Und die Geschichte beschäftigt sich mit genau dieser Krise, die nicht nur viele Jugendliche, sondern auch viele Erwachsene durchmachen. Eine ähnliche Thematik war schon in „Kikis kleiner Lieferservice“ zu finden, hier bekommt das Ganze aber nochmal eine andere Farbe. Während es in „Kikis kleiner Lieferservice“ darum geht, sich auch mal eine Auszeit zu gönnen, spornt „Stimme des Herzens“ an den ungeschliffenen Stein in sich selbst zu finden und dafür wenn nötig auch zu kämpfen.

    Alle Figuren sind wundervoll umgesetzt und charmant. Jeder Charakter hat eine tragende Rolle in der Geschichte und vor allem Seijis Opa Shiro mochte ich sehr.

    Das Ende ist zwar leider sehr abrupt, aber ins ich trotzdem passend für eine Liebesgeschichte dieses Formats. Wir brauchen nicht mehr zu wissen und können die restlichen Lücken mit unserer Fantasie füllen.

    Technisch bietet der Film (wie immer) Animationen auf Top-Niveau. Gerade die Backgrounds vieler Szenerien haben mich begeistert. Auch die Musik von Yuji Nomi war sehr schön und passend.

    Zur deutschen Synchronisation (und ein Fun Fact?): Der Film erschien in Deutschland erst 2007, also 12 Jahre nach seinem Release. Die beiden Protagonisten werden hier von den Sprechern der Hermine und des Ron in den „Harry Potter“-Filmen vertont (Gabrielle Pietermann und Max Felder), was ich persönlich sehr witzig und süß finde.

    Fazit: „Stimme des Herzens“ ist ein kleiner unentdeckter Ghibli-Schatz, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Ein Film fürs Herz mit einer Geschichte und einer Welt, in denen man sich verlieren möchte. Er reicht für mich nicht ganz die Qualität anderer Ghibli-Werke heran, ist aber perfekt für einen erholsamen Sommerabend!
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