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    Die Tigerentenbande - Der Film
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Tigerentenbande - Der Film
    Von Michael Smosarski

    Alle Welt redet von „True Grit", dabei erscheint erst jetzt das wahre Meisterwerk des Western-Revivals: das Indianerabenteuer von Hannes Strohkopf und seinen Kumpanen. Der Zeichentrickfilm „Die Tigerentenbande" von Irina Probost orientiert sich dabei am Janosch-Klassiker „Hannes Strohkopp und der unsichtbare Indianer". Und wie es sich mit der filmischen Adaption von Kanonliteratur (auch im Kinderbuchbereich) nun einmal verhält, wird sich auch „Die Tigerentenbande" der kritischen Begutachtung der Fans stellen müssen. Und denen dürfte jede Abweichung von der Vorlage gründlich missfallen – Kleinkinder sind eben gnadenlos. Dabei hätte der Film durchaus ein wenig Zuspruch verdient. Probosts Umsetzung verzichtet nämlich auf ästhetische Mätzchen und versucht nicht, den Stoff fürs Kino besonders aufzupolieren. Das Ergebnis ist zwar stilsicher, aber auch einen Tick zu harmlos geraten.

    Hannes Strohkopp quält sich mit einer Matheaufgabe, die er an der Tafel lösen muss. Dabei setzt ihm nicht nur der griesgrämige Lehrer Birkenpappel zu, sondern auch Egon und seine fiese Clique, die wegen seines Unvermögens Strafaufgaben aufgebrummt bekommen und Hannes deshalb ans Leder wollen. Doch in ihm steckt ein echter Indianer, wie in vier Episoden aufgezeigt wird: Mal begleitet Hannes der Schatten eines weisen und mächtigen Medizinmannes, der ihm ungeahnte Kräfte verleiht, mal muss er seine Fähigkeiten im Schlammkugelwerfwettbewerb unter Beweis stellen. Ganz allein kann er all diese Abenteuer natürlich nicht bestreiten – zum Glück hat Hannes tolle Freunde, die ihn niemals im Stich lassen würden.

    Pünktlich zum 80. Geburtstag des geistigen Vaters der Tigerentenbande kommt nun also die Filmadaption ins Kino. Ob nun marktstrategisch berechnend oder nicht – überfällig ist diese Janosch-Verfilmung auf jeden Fall. Natürlich ist das Ergebnis dabei vollständig auf die kleinsten Zuschauer ausgerichtet. Mit nur 65 Minuten Spieldauer nimmt „Die Tigerentenbande" offensichtlich Rücksicht auf die Konzentrationsressouren seines Zielpublikums, und auch die Aufteilung in leitmotivisch locker verbundene Episoden ist im Hinblick auf das Format eine kindgerechte Entscheidung. Inhaltlich bleibt Irina Probosts Film sehr harmlos und vermeidet auch solche Konfliktsituationen, die das (natürlich extrem junge) Zielpublikum sicher noch bewältigt hätte. Insofern werden selbst Janosch-Hardliner nur bedingt Freude an dem Film haben, sofern sie älter als fünf Jahre sind. Dafür vermeidet „Die Tigerentenbande" glücklicherweise eine zu platte pädagogische Ausrichtung und macht sich so nicht des unverzeihlichen Vergehens schuldig, eine Lehrstunde aus der Kindergeschichte gemacht zu haben.

    Ob ein Kinofilm gegenüber potentiellen Alternativen unter diesen Vorzeichen die richtige Wahl des Formats war, ist natürlich fraglich; Regisseurin Probost macht sich mit „Die Tigerentenbande" keine besondere Mühe, die Vorteile und Eigenarten der Leinwand zu nutzen. Positiv formuliert biedert sich ihr Trickfilm aber auch nicht effektheischerisch an das Medium an. Dafür ist er stets liebevoll darum bemüht, sein Publikum in jeder Sekunde mitzudenken – und das zeichnet einen gelungenen Kinderfilm schließlich in erster Linie aus.

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