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    Farben der Liebe
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Farben der Liebe
    Von Robert Cherkowski

    „Film ist wie das Leben, nur ohne die langweiligen Stellen", wusste schon Alfred Hitchcock und hatte Recht. Während sich das Leben oft im Kreise dreht und bei weitem nicht jedes Gespräch, jede Entscheidung schicksalhaft ist, muss ein gelungenes Drehbuch das Leben verdichten, muss jede Szene wie das Destillat des Daseins wirken. Dazu greifen sie wie ein gut geöltes Räderwerk ineinander, wodurch eine Erzähldynamik entsteht und die Handlung vorangetrieben wird. Das Drehbuch zu Lawrence Roecks -Melodram „The Forger" ist dagegen nicht gut: Hier greift kaum etwas ineinander und das Ganze will einfach keine Fahrt aufnehmen. „The Forger" ist so langatmig und banal wie es der Alltag oft ist. Hitchcock würde sagen, dass „Forger" ganz wie das Leben selbst ist, nur ohne die vergnüglichen Momente.

    Der Teenager Joshua Mason (Josh Hutcherson) wurde vom Leben nicht gerade verwöhnt. Eines Tages nimmt er Reißaus vom alltäglichen elterlichen Elend und erkundet die Welt auf eigene Faust. Arm und reichlich heruntergekommen treibt es ihn nach einiger Zeit der Heimatlosigkeit in das idyllische Küstenörtchen Carmel-by-the-Sea, wo er sich als bettelnder Landschaftsmaler durchschlägt. Bald jedoch beginnt sich das Blatt für den ewigen Pechvogel zu wenden: Er lernt nicht nur die junge Amber (Hayden Panettiere) kennen, sondern auch den Kunsthändler Everly Campbell (Alfred Molina), der sein Talent als Maler erkennt und fördert. Und schließlich ist da noch die reiche Witwe Annemarie Sterling (Lauren Bacall), die in der kleinen Gemeinde äußerst einflussreich ist. Doch ehe sich Joshua versieht, gerät er in ein Netz aus Intrigen und sieht sich gezwungen, als Kunstfälscher aktiv zu werden.

    Das Kunstfälscher-Drama kommt nie in die Gänge, Regie-Debütant Lawrence Roeck findet bis zum Ende keinen Rhythmus. Wenn nach 90 Minuten der Abspann beginnt, wartet man eigentlich immer noch darauf, dass es endlich richtig losgeht. Von Sogwirkung oder schicksalhafter Zwangsläufigkeit keine Spur. Stattdessen kommt es einem vor, als würden sich die Figuren permanent zufällig über den Weg laufen. Statt stärker auf emotionale Dichte oder eine nachvollziehbare Entwicklung zu achten war es Drehbuchautor Carlos De Los Rios („Die letzten Tempelritter und der Schatz des Christentums") offenbar wichtiger, immer wieder Bezüge zu Charles Dickens einzubauen. Es finden sich zahlreiche klassische Motive und Figuren des englischen Erzählers wie der tugendhafte Junge, der sich wie Oliver Twist in einer kalten Welt durchschlagen muss, oder ein an den Magwitch aus „Große Erwartungen" erinnernder Mäzen, der im Hintergrund die Fäden zieht. Große Vorbilder garantieren jedoch keinen großen Film, wie „The Forger" einmal mehr belegt.

    Nun ließe sich ja auch um die Dickens entlehnten Motive eine spannende Erzählung spinnen, aber die vielfältigen Möglichkeiten bleiben ungenutzt. Selbst die Grauzone zwischen Kunst und Verbrechen, um die es hier ganz deutlich gehen soll, wird nicht einmal ansatzweise ausgelotet. Zumal Joshua als Künstler nur bedingt überzeugend wirkt: Immer wieder sieht man ihn Stift oder Pinsel ergreifen, doch sein Talent wird allein durch die Begeisterung seiner Mitmenschen beglaubigt. So sehr sich Josh Hutcherson („The Hunger Games", „The Kids Are Alright") auch bemüht, emotionale Fallhöhe zu vermitteln, es gelingt ihm nicht. Das liegt auch an Regisseur Lawrence Roeck, der jeden Ansatz von Ambivalenz im Keim erstickt, alles ausformuliert statt den Figuren eine zweite, kantigere Ebene zuzugestehen. Altgediente Profis wie Alfred Molina („Spider-Man 2") oder Lauren Bacall („Tote schlafen fest") steuern solide Auftritte bei, aber echte Glanzlichter fehlen in diesem verquasten Drama.

    Fazit: „The Forger" ist prominent besetzt und bietet spannende thematische Ansätze. Doch bei diesen bleibt es auch: Das Drehbuch ist unterentwickelt, die Inszenierung uninspiriert und die Darsteller bekommen keine ausreichenden Entfaltungsmöglichkeiten.

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