In Tod Haynes Drama "Carol", geht es um zwei Damen die sich in einander verlieben. Der Film spielt im New York der 50er Jahre. Also in einer Zeit, in der Homosexualität absolut tabu ist. Die recht schüchterne Terrece (Rooney Mara) arbeitet bei einem Einkaufcenter in der Spielzeugabteilung. Die wohlhabende Carol (Cate Blanchett) möchte ein Geschenk für ihre Tochter kaufen und es kommt zum Gespräch zwischen den beiden. Carol vergisst jedoch ihren Handschuh auf der Tresse. Terrece schickt ihn ihr mit der Post nach und vor Dankbarkeit, wird sie von Carol eingeladen...
Die knapp 2 Stunden vergingen schnell, der Abspann tauchte auf, ich saß gerührt im Kino und dachte über diesen kleinen, recht emotionalen Film nach. Auf dem Rückweg versuchte ich die gesehenen Bilder einzuordnen und überhaupt eine Meinung zu finden. Doch jede mehr ich über diesen Film dachte, desto mir Fehler bzw. Schwächen fielen mir ein. Die größte Schwäche sind leider die beiden Hauptfiguren. Terrece und Carol könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Terrece wenig in ihrem Leben erreicht hat, ist Carol verheiratet, hat eine Tochter und ist zudem wohlhabend. Terrece ist schüchtern und scheint keine eigene Meinung zu besitzen. Dagegen ist Carol eine, für die damalige Zeit sowohl auch für heute, eine sehr starke Frau. Man könnte schon meinen sie sei eine Diva. Selbstbewusst setzt sie sich ans Lenkrad und kutschiert Terrece durch das verschneite New York. Auch das Alter ist recht deutlich. Die Frage ist nun, was finden die beiden Damen aneinander? War es Liebe auf dem ersten Blick? Eine Art "Das mag ich an dir" Gespräch wird niemals geführt. Man könnte meinen Regisseur Haynes braucht keine Worte um die Liebe zweier Personen zu zeigen. Mitnichten! Natürlich kann so etwas funktionieren, hier tut es aber nicht! Der Funke springt niemals rüber. Im zweiten Teil des Films möchte Carol New York verlassen und mit ihr durch die Gegend fahren. Als Zuschauer weiß man aber nicht Recht wieso sie das macht. Carol wird zunächst als starke Frau mit Durchsetzungsvermögen verkauft und möchte plötzlich vor den Problemen mit ihren Ehemann fliehen? Die junge Terrece scheint sich von ihr magisch anzuziehen zu fühlen. Sie ist stehts dabei, aber man weiß nie recht wieso. Die ziellose Fahrt beginnt und es türmen sich immer mehr Fragen auf. Das eine Frau eine andere Frau lieben kann, war für die damalige Zeit etwas unvorstellbares. Aber die Handlung ist nun eben dies! Haynes scheint aber ein Skandal vermeiden zu wollen und fast das ganze Thema mit Samthandschuhen an. Dass sich die Handlung um die, nennen wir es mal Beziehung, der beiden dreht, ist uns Zuschauern schnell klar. Im Film selbst wird dies aber niemals ausgesprochen. Nur bei einer Szene fragt Terrece ihren Verehrer ob er Mal auf einen Mann gestanden habe. Ansonsten schwirrt das Thema über allen Köpfen, findet aber keine Erwähnung. Dabei ist das Thema für uns heute völlige Normalität geworden und es hätte ruhig ausgesprochen werden können. So umkurvt es Haynes weitesgehend und die Handlung büßt das ein eindeutig ein. Denn ich als Zuschauer, habe so keine Bindung oder Mitleid zu den zwei Damen gefunden. Das hört sich nach recht viel negativen an, der Film hat aber auch seine guten Momente. "Carol" ist ein typischer Oscar Film/Drama. Wunderschöne Kulissen, die Kostüme (besonders die von Carol) und die komplette Ausstattung- alles wie aus dieser Zeit. Für Anhänger dieser Zeit, sind das alles besondere Momente. Aber auch handlungstechnisch bietet der Film packende Momente. So wird der Sorgerechtsstreit um Carol und ihren Mann Harge immer dramatischer und sie leidet innerlich. Dass das alles so gut wirkt, liegt auch an der majestätischen Cate Blanchett. Von Außen ist sie gewohnt die Diva die wie ein stolzer Schwann über allen zu schweben scheint, innerlich ist sie aber ein Wrack. Sie kann nicht sie selbst sein und muss in der Welt ihres Mannes ausharren. Für mich eine wunderbare Leistung von Cate und sie beweist auch mal wieder, dass sie zurzeit die beste Darstellerin überhaupt ist. Doch auch die hochtalentierte Rooney Mare kann mit ihr mithalten. Leider wird ihre Figur mit zunehmender Zeit zu einer Nebenfigur degradiert und die Handlung konzentriert sich viel mehr auf die Probleme Carols. Somit bilden beide zwei wunderbare Figuren für mich die Haynes wunderbar zeichnet. Musikalisch hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Das Geschehen wird mit einer ruhigen Musik begleitet und fällt irgendwann kaum auf.
FAZIT: Tod Haynes Drama über zwei Frauen die sich ineinander verlieben ist über weiten Strecken gut. Leider wird das eigentliche Problem der Handlung nie ausgesprochen und der Zuschauer muss sich zu viel ausdenken. So ist auch der Grund für die Beziehung der beiden sehr schwer nachzuvollziehen da der Unterschied doch recht groß ist. Dafür bietet er wunderbare Bilder an und zwei Darstellungen auf dem höchsten Level.