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    Pitch Perfect
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Pitch Perfect
    Von Melanie Lauer

    Seit einiger Zeit hört man an amerikanischen Universitäten immer häufiger ungewohnte Töne: A-cappella-Gesang! Befeuert vom großen Erfolg von Fernsehserien wie „Glee", dem unaufhaltbar scheinenden Phänomen „Castingshows" und einer neuen Lust am Singen, finden immer mehr Studenten und Studentinnen den Weg in den Chor. Vor allem der moderne Trend des sogenannten Mash-Up, bei dem Charthits neu interpretiert, gemischt und mit teilweise spektakulären Showeinlagen aufgeführt werden, hat viele Mitglieder der sonst eher als spießig geltenden Gesangsvereine zu Campus-Stars gemacht. Mit dem High-School-Musical „Pitch Perfect" nimmt nun auch Hollywood den Trend auf, wobei Regisseur Jason Moore („One Tree Hill", „Everwood") zwar konsequent den Regeln des Genres folgt, durch seine ironische Grundhaltung, mitreißende Gesangs- und Tanzeinlagen und mit viel derbem Humor aber trotzdem voll überzeugt.

    Nur widerstrebend beginnt Beca (Anna Kendrick) ihr Studium an der Barden University, denn eigentlich will die musikbegeisterte, aber introvertierte Studentin nach Los Angeles ziehen, um als DJane zu arbeiten. Ihr Vater Dr. Mitchell (John Benjamin Hickey) bietet ihr einen Deal an: Ein Jahr lang soll Beca das Leben am College ausprobieren, neue Freunde finden und ihren Horizont erweitern. Wenn sie dann immer noch darauf besteht, ihr Studium zu schmeißen, finanziert er ihren Umzug nach L.A. Mangels Alternativen schließt sich Beca den Barden Bellas an, der einzigen rein weiblichen A-cappella-Gesangsgruppe der Universität. Nach einem erinnerungswürdigen Fehltritt bei den nationalen Finals plant der bunt zusammengewürfelte, ebenso planlose wie talentierte Haufen unter der Leitung der perfektionistischen Aubrey (Anna Camp) einen neuen Angriff auf die Trebelmakers – ihre erfolgreiche und überhebliche männliche Konkurrenz. Doch mit ihrer altbackenen Musikauswahl und nicht enden wollenden Streitereien sind die Mädels noch weit vom Siegertreppchen entfernt...

    Regisseur Jason Moore – der vor diesem Kinodebüt große Erfolge am Broadway feierte – zeigt in „Pitch Perfect" nicht nur sein Händchen für die große Leinwand, sondern auch ein Herz für Nerds. Vom „Star Wars"-Geek über das sexsüchtige Dummerchen bis hin zur blonden Oberzicke hat jede Figur einen mitunter ziemlich großen, aber immer liebenswerten Knall. Den humoristischen Ton gibt dabei Fat Amy (Rebel Wilson) an, die sich vorsichtshalber selbst so nennt, damit nicht hinter ihrem Rücken gelästert wird. Angriffe von fliegenden Burritos, verbale und körperliche Entgleisungen und ihr betont unpassendes und unangepasstes Verhalten: Die füllige Australierin Rebel Wilson („Die Hochzeit unserer dicksten Freundin") lässt keinen Witz aus, gerade auch auf eigene Kosten. Mit ihrem Humor aber auch mit ihrer körperlichen Präsenz stellt sie die eigentliche Hauptdarstellerin Anna Kendrick („Twilight"-Reihe, „Up In The Air") immer wieder in den Schatten. Becas Wandlung von der in sich gekehrten Einzelgängerin zur musikalischen Anführerin der Bellas läuft etwas konventionell ab, doch Kendricks Gesangs- und Tanzauftritte sind dank ihrer Musical-Erfahrung genau wie bei der restlichen Besetzung erste Sahne.

    Neben den temporeichen und mitreißenden Performances sind auch die Auftritte des bissigen Kommentatorenteams Gail (Elizabeth Banks) und John (John Michael Higgings) Höhepunkte des Films. Wer vorher noch nicht gemerkt hat, dass „Pitch Perfect" voller Selbstironie ist, wird es spätestens bei den Sprüchen des scharfzüngigen Moderatoren-Duos merken. Für komische Abwechslung sorgt außerdem ein schräger Cameo-Auftritt von „Scrubs"-Darsteller Donald Faison als ehemaliger A-cappella-Star. Doch bei allem Spaß und romantischen Verwirrungen, die hier natürlich nicht fehlen dürfen, wird gerade bei den schwungvollen Gesangs- und Tanzeinlagen davon erzählt, dass ein gemeinsames Ziel nur durch Zusammenhalt, Vertrauen und freundschaftliches Verhalten erreicht werden kann und ein gesundes Maß an Individualität dabei ganz bestimmt kein Hindernis ist: eine sympathische Botschaft, die gerade durch ihre Unverkrampftheit für sich einnimmt.

    Fazit: Regisseur Jason Moore bringt mit „Pitch Perfect" eine heitere High-School-Komödie auf die Leinwand, die dank der Ausflüge in unerwartete Humorgefilde nicht nur Musical-Fans jede Menge Spaß bereiten dürfte.

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