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    Guns and Girls
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Guns and Girls
    Von Thilo Podann

    „Guns and Girls" – das klingt sofort nach B-Movie, Grindhouse, 70er-Jahre-Autokino, einfach nach einem actionreichen Schmuddelfilm. Regisseur Michael Winnick versucht auch genau die mit einem solchen Titel (im Original sogar „Guns, Girls and Gambling") verbundenen Erwartungen zu befriedigen. Doch obwohl einige größere Namen auf der Besetzungsliste stehen (allen voran Gary Oldman und Christian Slater) und auch die Idee der Geschichte um Elvis-Imitatoren, Killer und einen Casinoüberfall einiges verspricht, gelingt Winnick dies nur in Momenten. Zu groß ist die Qualitätslücke zu den offensichtlichen Vorbildern Quentin Tarantino und Robert Rodriguez.

    Ein Elvis-Imitator stiehlt nach einem Imitationswettbewerb eine antike indianische Maske aus einem Casino, das von einem Apachen betrieben wird. Die vielen anderen Elvis-Imitatoren bieten dem Übeltäter den perfekten Schutz und so geraten alle, die an dem Wettbewerb teilgenommen haben als potenzielle Diebe ins Visier des Casinobetreibers. Unter ihnen ist auch der Unglücksrabe John Smith (Christian Slater), der gerade erst von seiner Freundin verlassen wurde. Da der Casinobetreiber eine Belohnung für das Wiederfinden der Maske ausgeschrieben hat, wird John nicht nur zum Gejagten, sondern versucht selbst, den wahren Dieb aufzuspüren, um seine Unschuld zu beweisen. Eine wilde Jagd zwischen Elvis-Imitatoren und Kopfgeldjägern beginnt.

    Schon mehrfach ist Christian Slater in die Rolle des sympathischen Unglücksvogels geschlüpft. Kult ist dabei sein Auftritt als Clarence Worley in Tony Scotts „True Romance", wo er ebenso charmant wie naiv von einem Fettnäpfchen ins andere stolperte. Slater ist prädestiniert für seine Rolle und findet sich bei einem gut gecasteten Ensemble in bester Gesellschaft. Denn viele Figuren, etwa ein von „24"-Star Powers Boothe verkörperter Rancher oder Helena Mattsson („666 Park Avenue") als blonde Killerin, sind perfekt besetzt. „The Dark Knight"-Star Gary Oldman, der größte Name auf der Besetzungsliste bekommt dagegen nur wenige Szenen und bleibt dabei auch eher wortkarg.

    Doch trotz der ausgezeichneten Darstellerriege, hakt es von Anfang bis Ende. Filmische Vorbilder wie die Action-Komödien „Lucky # Slevin" oder „Kiss Kiss Bang Bang" sind deutlich zu erkennen. Ähnlich rasant muss es daher auch bei „Guns and Girls" zugehen: Fast im Minutentakt werden neue Figuren etabliert, was durch knallige Namenseinblendung anfangs noch originell und unterhaltsam ist, aber schnell an Reiz verliert. Dazu bleiben sie meist so blass wie ein homosexueller Elvis-Imitator. Es wäre ein Leichtes gewesen, mindestens eine Handvoll guter Gags für diese Figur zu schreiben, doch stattdessen wird sie kurz eingeführt und segnet Minuten später das Zeitliche.

    Auch bei den Dialogen hat Autor und Regisseur Winnick große Defizite. Im besten Fall sollten nach einem Film dieser Sorte coole Sprüche oder dreckige One-Liner hängengeblieben sein. Doch so skurril die Geschichte und manche Figur auch geraten sind, messerscharfe Dialog-Duelle bleiben kaum in Erinnerung. Selbst Winnicks wirklich gute Ideen, wie eine vor jedem Mord Edgar-Allen-Poe-Gedichte rezitierende Killerin, tragen nur kurz zum Vergnügen bei. Fast schon standardisiert treffen dann fast alle Figuren in einem großen Finale aufeinander, wo das undurchsichtige Storykonstrukt Stück für Stück aufgelöst wird. Wirklich zwingend wirken dabei aber nur wenige der zahlreichen Twists, deutlich mehr sind der reinen Überraschung willen, platziert.

    Fazit: Auf dem Papier macht Winnick vieles richtig: Eine skurrile Story mit schrillen Figuren, die auch noch von einer sehenswerten Darstellerriege verkörpert werden. Doch das Fine-Tuning von Dialogen, Atmosphäre und Charakteren ist über weite Strecken so misslungen, dass „Guns and Girls" nur phasenweise Spaß macht.

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