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    My Beautiful Country
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    My Beautiful Country
    Von Christian Horn

    In der deutsch-serbisch-kroatische Koproduktion „My Beautiful Country“ wird eine während des Kosovokriegs angesiedelte Geschichte erzählt, die an John Maddens „Correllis Mandoline“ mit Nicolas Cage erinnert. Ohne die Kriegsschrecken völlig auszublenden, schildert Regisseurin Michaela Kezele eine zarte Romanze zwischen einer barmherzigen Serbin und einem flüchtigen Albaner. Daneben thematisiert Kezele in ihrem Langfilmdebüt die NATO-Bombardierungen mit uranhaltiger Munition, die sie schon in ihrem  Kurzfilm „Milan“ behandelte. Trotz einiger dramaturgischer Schwächen, berührt das Romantikdrama dank der starken Darsteller.

    Danica (Zrinka Cvitesic) lebt zur Zeit des Kosovokriegs in einer von einem Grenzfluss in „serbische“ und „albanische“ Hälften geteilten Kleinstadt. Danicas Ehemann starb im Krieg, so dass die Frau ihre beiden Söhne Vlado (Andrija Nikcevic) und Danilo (Milos Mesarovic) alleine durchbringen muss. Eines Tages schleppt sich der schwer verwundete Albaner Ramiz (Misel Maticevic) in das Haus der Familie. Doch statt den „Feind“ an die Behörden auszuliefern, pflegt Danica den Mann in aller Verschwiegenheit gesund. Stück für Stück bahnt sich eine Liebesbeziehung an, doch bald ahnt die neugierige Nachbarin, dass Danica etwas verbirgt.

    Michaela Kezele, die beim Bayerischen Filmpreis 2012 für das Liebesdrama als Beste Nachwuchsregisseurin ausgezeichnet wurde, inszeniert ihre Geschichte mit großer Emotionalität. Die in München geborene Filmemacherin taucht die zarte Romanze und den Alltag der kleinen Familie in satte Farben und lichtdurchflutete Bilder. Auch wenn sie dabei immer wieder zu dem romantischen Plot um Danica und Ramiz zurückkehrt, sind die Schicksale der Kinder der serbischen Witze genauso wichtig: Während Vlado lange Streifzüge durch die vom Kriegsgeschehen gebeutelte Stadt unternimmt, ist sein Bruder Danilo seit dem Tod des Vaters verstummt.

    Dabei wirken zwar manche der Konflikte in „My Beautiful Country“ etwas zu schematisch, vor allem was die verbotene Beziehung zwischen Danica und Ramiz angeht, aber die starken Darsteller helfen über diese dramaturgisch schwächeren Passagen hinweg. Besonders der Berliner Schauspieler kroatischer Herkunft Misel Maticevic, der unter anderem bereits in der Literaturverfilmung „Effi Briest“ oder dem Thriller „Im Schatten“ brillierte, und die auf der Berlinale 2010 als „Shooting Star“ ausgezeichnete vormalige Casting-Show-Gewinnerin Zrinka Cvitesic („Zwischen uns das Paradies“) überzeugen dabei als Paar, das gegen alle Widerstände eine Beziehung beginnt.

    Die Liebesgeschichte liefert aber letztlich vor allem die Folie für das politische Anliegen des Films. Neben der allgemeinen Verdammung des Krieges kritisiert Michaela Kezele explizit die Luftangriffe der NATO gegen Jugoslawien, in deren Verlauf mit Uran angereicherte Munition verwendet wurde. Im Film verweisen TV- und Radiosendungen auf die gefährliche Munition, die sich bis heute in einem Anstieg an Krebserkrankungen niederschlägt. Gleichzeitig zeigt Kezele in regelmäßigen Abständen eine Kindergruppe, die auf einem mutmaßlich kontaminierten Panzerwrack spielt. So kündigt sich das drohende Unheil langsam an, bis es wegen der Uran-Munition tatsächlich zur Katastrophe kommt.

    Fazit: Mit „My Beautiful Country“ erzählt Michaela Kezele eine emotional berührende und gut gespielte Romanze im Kosovokrieg, die zudem mit einem politischen Anliegen aufwartet.

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