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    Grigris' Glück
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Grigris' Glück
    Von Michael Meyns

    Allzu viel Glück hat Grigris, die Hauptfigur in Mahamat-Saleh Harouns neuem Film, im Leben nicht gehabt: Mit seinem lahmen Bein humpelt er durch die Straßen von N'Djamena, der Hauptstadt des zentralafrikanischen Staates Tschad, hilft seiner Mutter bei Botendiensten und seinem Onkel in dessen Fotogeschäft. Allein nachts erwacht Grigris zum Leben, ausgerechnet in den Clubs der Stadt, wo er trotz oder wegen seiner Behinderung die Tanzflächen unsicher macht und eine Art Tony Manero Afrikas ist. Aus dieser Ausgangskonstellation entwickelt Haroun, dessen vorherige Filme „Daratt“ und „Ein Mann, der schreit“ stark politisch geprägt waren, in „Grigris' Glück“ eine nicht unbedingt originelle Geschichte, in der der Titelheld durch seine Geldnot in die Unterwelt abdriftet. Doch unter dieser konventionellen Oberfläche erzählt Haroun viel über die soziale Realität des Tschads, zwar nicht so dicht wie in früheren Filmen, aber immer noch sehenswert.

    Ein großer Glücksfall ist Hauptdarsteller Souleymane Deme, der hier seine erste Rolle spielt, die wohl eher eine Variation seiner eigenen Persönlichkeit ist. Dass er tanzen kann, sieht man gleich in der mitreißenden ersten Szene, in der er so virtuos und beweglich über die Tanzfläche fegt, dass von seiner Behinderung nichts bemerkbar ist. Erst später wird sein humpelnder Gang auffällig, damit verbunden sein Außenseitertum, das ihm zum leichten Opfer von Betrügern macht und die schöne Mimi (Anais Monory) erst recht unerreichbar wirken lässt. Diese lässt sich von Männern aushalten, Hauptsache sie haben Geld, doch zu Grigris fühlt sie echte Zuneigung. Die Hure mit dem Herz aus Gold: Auch dies ist natürlich ein Klischee, ein typisches Muster einer Art von Kino, die man meist nicht mit Arthouse-Filmen verbindet. Von diesen erwartet man meist die Beschäftigung mit sozialen Problemen und weniger die Genremuster, mit denen Haroun hier arbeitet. Doch gerade dieser unkonventionelle Ansatz macht „Grigris' Glück“ zu einem ungewöhnlichen und sehenswerten Film. Denn Regisseur Mahamat-Saleh Haroun nutzt gerade gängige Genre-Muster und –Klischees um mit Hilfe von diesen, ein Blick auf sein Land zu werfen, ermöglicht so den einfacheren Zugang, zu dem, was er erzählen will.

    Fazit: In seinem neuen Film „Grigris' Glück“ beschreibt Mahamat-Saleh Haroun in den Mustern eines Genrefilms die soziale Realität im Tschad. Er überzeugt dabei mit seinen genauen Beobachtungen kann voll auf einen charismatischen Hauptdarsteller zählen, der trotz lahmem Beins auf der Tanzfläche zum Leben erwacht.

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