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    Still The Water
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Still The Water
    Von Christian Horn

    Die erste Einstellung von „Still the Water“ zeigt den tosenden Pazifik. Ein Mann ertrinkt in den Fluten und von da an rauschen der Ozean, der Wind und die Möwen ununterbrochen als Geräuschkulisse im Hintergrund dieses einleuchtend betitelten Arthouse-Dramas. Mit Ausnahme eines kurzen Festlandausflugs spielt die Handlung komplett auf einer beschaulichen Fischerinsel im Süden Japans, auf der sich die Teenager Kyoko (Jun Yoshinaga) und Kaito (Nijiri Murakami) in vorsichtigen Schritten einander annähern. Kyoko verzweifelt an der Krankheit ihrer Mutter, die mit einem Tumor auf den Tod wartet, während Kaito mit seiner alleinerziehenden Mutter hadert, weil sie seiner Meinung nicht mit anderen Männern als seinem Vater schlafen sollte. Die eigentlich schlichte Erste-Liebe-Story weitet die japanische Regisseurin Naomi Kawase zu einer vielschichtigen Reflexion über Liebe, Tod und Wiedergeburt aus. Kyokos schamanisch begabte Mutter spielt dabei eine Schlüsselrolle, wobei der Film trotz der spirituellen Anklänge nie in Esoterik-Kitsch abrutscht.

    Mit ihrem Kinodebüt „The God Suzaku“ gewann Naomi Kawase im Jahr 1997 direkt die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes, trotzdem bezeichnet sie „Still the Water“ nun selbst als ihr persönliches Meisterwerk. Und tatsächlich zeugen die starke Bildsprache und die elegant geführte Handkamera, die pointiert eingesetzte Musik und die subtile Tongestaltung vom großen Stilwillen einer Filmemacherin, die ihr Handwerk in den vergangenen 20 Jahren immer weiter präzisiert hat. Insbesondere die intimen Familienszenen überzeugen mit einer entwaffnend-natürlichen Emotionalität. Der esoterische Anstrich des Films erscheint zwar gelegentlich ein wenig dick aufgetragen, etwa wenn der Schächtung einer Ziege unnötig lange beigewohnt wird. Dem Tiefgang der immer wieder auch leichtfüßigen Coming-of-Age-Romanze tut dies jedoch keinen Abbruch. Zumal einem die sorgfältig gewählten und geistreichen Kinobilder ungewöhnlich lange im Gedächtnis haften bleiben.

    Fazit: Ein esoterisch-philosophisches, aber nie kitschiges, sehr berührendes, aber nie rührseliges Coming-of-Age-Drama.

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