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    Unsere Wildnis
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Unsere Wildnis
    Von Christian Horn

    Ein Gleithörnchen schwebt von Ast zu Ast, ein junger Fuchs kabbelt sich mit seiner Mutter und ein Wildschwein suhlt sich im Schlamm. Nebenan verrichtet ein Hirschkäfer sein Tagwerk und ein Vogel fällt aus dem Nest. Willkommen in den europäischen Urwäldern, die außerdem noch von wilden Pferden, Wölfen, Luchsen, Bären und Hirschen bevölkert wurden und werden. Die französischen Naturfilmer Jacques Perrin und Jacques Cluzaud („Nomaden der Lüfte“) spannen einen narrativen Bogen von der Steinzeit bis heute. Daher kommen sie gar nicht darum herum, auch die Rolle des Menschen im Kreislauf der Natur zu thematisieren. Am Anfang der Doku huschen nur sporadisch Jäger und Sammler durchs Bild, doch mit zunehmender Laufzeit brechen sich Ackerbau, Rodungen und Pestizide Bahn. Der dezente Off-Kommentar (deutscher Sprecher: Sebastian Koch) erklärt das Wesentliche und spart Informationen aus, die sich aus den Aufnahmen selbst ergeben. Das aufschlussreiche Ergebnis kann man getrost in eine Reihe mit ähnlichen Beiträgen wie „Die neue Wildnis“ oder „Magie der Moore“ stellen.

    So innovativ gefilmt und staunenswert wie der ebenfalls von Jacques Perrin produzierte „Mikrokosmos“ oder „Nomaden der Lüfte“ ist „Unsere Wildnis“ nicht, aber die Bilder, mit denen die Filmemacher die Naturgeschichte der europäischen Wälder rekapitulieren sind dennoch eindrucksvoll, manchmal sogar spektakulär. Das Regie-Duo stellt mithilfe neuester HD-Technik allerhand Waldtiere im Wechsel der Jahreszeiten und Jahrhunderte vor, wobei das Spektrum von Insekten, Fröschen und Singvögeln bis zu den großen Säugetieren reicht: Besonders beeindruckend ist es, wenn ein Wolfsrudel eine Herde Wildpferde durchs Unterholz jagt oder wenn zwei Braunbären im Revierkampf die Wucht ihrer Prankenhiebe spüren lassen. Am Ende des Films steht zwar auch hier ein etwas didaktischer Appell an den Zuschauer, die Natur künftig achtsamer zu behandeln, aber die Filmemacher verfallen trotz der unvermeidlichen kritischen Töne nicht in Schwarzmalerei, sondern setzen ein positives Zeichen, indem sie uns vor Augen führen, wie artenreich und faszinierend das Leben in den europäischen Wälder auch heute noch ist.

    Fazit: Jacques Perrin und Jacques Cluzaud legen eine schön bebilderte und stringent erzählte Naturdoku mit einem klaren Standpunkt vor.

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