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    Kofelgschroa. Frei. Sein. Wollen.
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Kofelgschroa. Frei. Sein. Wollen.
    Von Christian Horn

    Die vierköpfige Band Kofelgschro“ stammt aus dem beschaulichen Oberammergau. Die Musik der Bayern kann man wohl am ehesten als „Neue Volksmusik“ bezeichnen: Mit Tuba, Akkordeon, Gitarre, Tenorhorn und teils mehrstimmigem Gesang, der in feinstem Dialekt daherkommt, vermischt die moderne Blasmusik-Kapelle munter Tradition mit Subkultur und lässt sich kaum in eine Schublade packen. Die Regisseurin Barbara Weber hat die Formation für ihren Dokumentarfilm „Kofelgschroa. Frei. Sein. Wollen.“ über einen Zeitraum von sechs Jahren begleitet. Das Ergebnis, das bereits auf dem Dokumentarfilmfestival München 2014 zu sehen war, liefert intime Einblicke in die Gedankenwelt der Truppe und dokumentiert Tief- wie Höhepunkte der Bandgeschichte.

    Der Name des Ensembles referiert auf den Oberammergauer Hausberg Kofel und die bayerische Wendung „Gschroa“ für Geschrei. Schon in diesem Namen ist die Synthese aus traditioneller Blasmusik und Moderne eingeschrieben, die in der eigenwilligen Musik von Kofelgschroa den Ton angibt. Barbara Weber zeigt in ihrem Dokumentarfilm viele Interviews mit den vier Bandmitgliedern, in denen diese über Gott und die Welt, die Entwicklung neuer Lieder und die vorübergehende Trennung der Gruppe im Jahr 2010 sprechen. Daneben filmt die Regisseurin Bandproben, Konzertvorbereitungen und einige Auftritte, beispielsweise bei den Oberammergauer Passionsspielen oder im Berliner Szeneclub Ritter Butzke.

    Insbesondere während der vielen Interviews geht die Filmemacherin auf Tuchfühlung mit der Band und kommt nah an die vier Oberbayern ran. Schnell zeigt sich, dass die Jungs von Kofelgschroa ganz normale Typen aus einer dörflichen Umgebung sind, die mit ihrer Musik nicht nach Profit oder Berühmtheit drängen, sondern das Musizieren eher als Nebenbeschäftigung verstehen. Zwischen den Auftritten fertigen die Musiker, die zugleich auch Handwerker sind, Holzschnitzereien an, werkeln in einer Schmiede oder betätigen sich als Ziegenhüter. In den Einzelgesprächen mit der Regisseurin geben die Bandmitglieder freimütig Auskunft über ihre Einstellung zum Leben und den Bezug zur Musik, philosophieren über das Menschsein an sich und den Glauben an Gott oder blicken auf ihre Ursprünge als Straßenmusiker zurück.

    Einen Einschnitt in der Bandgeschichte, der im Film ebenfalls zur Sprache kommt, markierte die zeitweise Trennung im Oktober 2010, in deren Verlauf es die Mitglieder nach Berlin, Kanada, Asien und in den Hafen der Ehe verstreute. Nach der Pause veröffentlichte Kofelgschroa im Jahr 2012 schließlich ihr nach dem Bandnamen benanntes Debütalbum, das die Stücke der Band auch über die bayerischen Landesgrenzen hinaus bekannt machte. Zwischen den Interviews gibt es immer wieder Konzertmitschnitte und natürlich viel Musik von Kofelgschroa, die bisweilen zu kleinen Musikvideo-Passagen arrangiert ist. Die lebendige Musik verleiht der ansonsten eher unspektakulär inszenierten Doku einen gewissen Drive, der die Aussagen der Ensemblemitglieder auf musikalischer Ebene verhandelt.

    Fazit: „Kofelgschroa“ ist ein klassisch aufgebauter Dokumentarfilm über die gleichnamige Band aus Oberammergau, der vier sympathische Musiker vorstellt.

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