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    Appropriate Behavior, einfach ungezogen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Appropriate Behavior, einfach ungezogen
    Von Ulf Lepelmeier

    Ähnlich wie die gesprächige Frances, die in Noah Baumbachs schwarz-weißem Independent-Hit „Frances Ha“ planlos und tollpatschig durch New York wandelt, lässt sich nun auch Shirin, die Protagonistin aus Desiree Akhavans „Appropriate Behavior, einfach ungezogen“, auf der Suche nach Liebe, Freundschaft und beruflichen Perspektiven durch den Big Apple treiben. Dabei zeichnet Akhavan nicht nur für das Drehbuch und die Regie ihrer Tragikomödie über eine bisexuelle junge Iranerin mit gebrochenem Herzen verantwortlich, sondern spielt ihre wortgewandte und äußerst direkte Hauptfigur auch gleich selbst. Mit ihrer geradlinig-authentischen Art knüpft die Regiedebütantin an den Tonfall von Lena Dunhams HBO-Serie „Girls“ an, in der Akhavan passenderweise kurz nach der Premiere von „Appropriate Behavior, einfach ungezogen“ für drei Episoden eine Nebenrolle übernommen hat.

    Nett, zurückhaltend und auf jeden Fall heterosexuell - so hat eine Frau in den Augen ihrer iranischen Eltern zu sein! Aber die spitzzüngig-sarkastische Shirin (Desiree Akhavans) geht lieber ihren eigenen Weg und lässt sich mit der Erfahrung einiger negativ verlaufender Männerbekanntschaften auf die überzeugte Lesbe Maxine (Rebecca Henderson) ein. Doch nach der ersten Verliebtheit kühlt die Beziehung ab und es kommt zum Bruch. Shirin will aber nicht an das Ende ihrer ersten großen Liebe glauben und versucht sich - neben allerlei Ablenkungsaktionen - mit ihrer Ex-Freundin zu versöhnen oder sie zumindest eifersüchtig zu machen…

    Desiree Akhavan beschreibt vom Ende der Beziehung ausgehend in losen Episoden Shirins aktuelle Situation und zeigt zudem in Rückblenden die verschiedenen Stadien der zerbrochenen Partnerschaft. Wie schon „Frances Ha“ ist auch „Appropriate Behavior, einfach ungezogen“ dabei ganz auf seine im New Yorker Künstlermilieu beheimatete Hauptfigur und ihren eigenwilligen Humor ausgerichtet. Hier wie dort navigieren Twentysomethings etwas unbeholfen, aber doch mit großer Schlagfertigkeit durch ihr gerade perspektivlos scheinendes Leben - wobei Shirin in Anbetracht ihres sexuellen Versteckspiels und ihres schweren Beziehungskummers im Vergleich zur naiv-optimistischen Frances eine weitaus tragischere Heldin abgibt. Akhavan verkörpert ihre autobiografisch angehauchte Protagonistin dabei äußerst couragiert und verpasst der an sich eher deprimierenden Story mit frechem Wortwitz und jeder Menge Situationskomik einen unterhaltsamen Touch.

    Fazit: „Appropriate Behavior, einfach ungezogen“ lebt in erster Linie von seiner charismatischen Protagonistin, die mit ihrer direkt-ruppigen Art immer wieder aneckt und amüsiert.

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