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    Angriff der Lederhosenzombies
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Angriff der Lederhosenzombies
    Von Christoph Petersen

    Der Held stürmt einen Schankraum voller Zombies mit einer Motorsäge – in so ziemlich jedem anderen Land der Welt würde er nun in bester „Evil Dead“-Manier damit loslegen, die Untoten rabiat und blutig zu zerlegen. Aber die Splatter-Komödie „Angriff der Lederhosenzombies“ stammt nun mal nicht von irgendwoher, sondern aus Österreich – und so kommt dem Helden die rüstige Dirndl-Wirtin Rita (Margarete Tiesel) zuvor, als sie mit ihrem aus dem Keller hervorgekramten Erster-Weltkriegs-MG und passender Pickelhaube das Dauerfeuer auf die untote Meute eröffnet. Es gibt eine Reihe solcher Momente, in denen Regisseur Dominik Hartl („Beautiful Girl“) geschickt ausnutzt, dass sein Zombiefilm eben nicht wie die allermeisten Beiträge des Genres aus Großbritannien, Asien oder den USA stammt. Aber zugleich trüben die inszenatorischen Limitierungen und die blassen Schauspieler den Splatter-Spaß so sehr, dass „Angriff der Lederhosenzombies“ am Ende leider doch nicht die Gaudi wird, die der Titel verspricht.

    Weil es selbst in den Bergen dank „des verfickten Klimawandels“ immer weniger Schnee gibt, hat Alpinunternehmer Franz (Karl Fischer) eine grün-blubbernde Flüssigkeit entwickelt, mit der sich auch bei Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt immer noch Schnee auf die Pisten bringen lässt - sogar einen russischen Investor (Kari Rakkola) hat er schon angekarrt. Doch der potentielle Geldgeber bekommt bei der Vorführung an einer Skipiste eine Ladung des neonfarbenen Frostmittels ab, wirft daraufhin im ganzen Gesicht Blasen und kotzt im grünen Strahl, was für Franz wiederum alles kein Grund ist, seine Präsentation abzubrechen. Unterdessen sind in der nahegelegenen Skihütte die Extremsnowboarder Steve (Laurie Calvert) und Josh (Oscar Dyekjær Giese) mit ihrer Managerin Branka (Gabriela Marcinková) gestrandet – nicht ahnend, dass der ganze Berg schon bald von Zombies (und Zombie-Rehen) heimgesucht werden wird…

    Historische Skistöcke, scharfgeschliffene Snowboards und ratternde Schneehäcksler – es gibt in „Angriff der Lederhosenzombies“ so gut wie keine Todesart, die nicht speziell auf das Alpensetting zugeschnitten ist. Dazu wird das Gemetzel stilecht mit Johann Strauss‘ „Donauwalzer“ unterlegt und wenn mal wieder etwas schiefläuft, hört man statt dem üblichen „Fuck“ auch schon mal ein „Sapperlot“ (obwohl der Film überwiegend auf englisch gedreht wurde, was ihm für ein deutschsprachiges Publikum ein wenig von seinem alpenländischen Charme nimmt). Dominik Hartl reizt das Lokalkolorit als Alleinstellungsmerkmal seines Zombiefilms also ordentlich aus – dafür hapert es (abgesehen von den gelungenen Gore-Effekten und einigen wunderschönen Schneepanoramen) aber ganz gewaltig an den Basics: Hauptdarsteller Laurie Calvert („Episodes“) mag an einer Stelle eine Motorsäge schwingen, aber ein Bruce Campbell ist er deshalb noch lange nicht, ganz im Gegenteil: Die Protagonisten bleiben hier allesamt mindestens blass, einige (vor allem Held Steve) entpuppen sich sogar als ziemliche Unsympathen.

    Unter diesen Voraussetzungen wirkt es sich dann gleich doppelt so schwer aus, dass selbst bei einer knappen Laufzeit von nur 77 Minuten auch das Timing hinten und vorne nicht stimmt: Wo sich in den Showdowns von Genre-Klassikern wie „Dawn Of The Dead“, „Re-Animator“ oder „Braindead“ meist der völlige Wahnsinn bahnbricht, geht dem Finale in „Angriff der Lederhosenzombies“ trotz der tollen Todesideen jegliche Dynamik ab. Stattdessen wirkt es fast so, als wäre ohne durchdachte Choreographie jeder Kill für sich gedreht und dann in nahezu beliebiger Reihenfolge aneinandergeschnitten worden. So setzt Steve zum Beispiel immer wieder sein Snowboard als Waffe ein, wobei er die Untoten jedes Mal auf etwa derselben Höhe der Piste attackiert. Das muss man sich nur mal bildlich vorstellen: Umringt von Zombies springt der Snowboarder also einem von ihnen an den Kopf, schnallt sich dann sein Brett ab, stapft den Berg wieder hoch, rast wieder runter und tötet dann den nächsten Zombie (während seine Mitstreiter nur wenige Meter entfernt um ihr Leben ringen). Da hätte er genauso gut auch einfach ganz gemütlich davonspazieren können. Ein Gefühl von Gefahr oder auch nur ein Hauch von Dramatik kommen so nie auf.

    Fazit: Eine ganze Reihe gelungener Gore-Momente mit Snowboards tröstet nur bedingt darüber hinweg, dass „Angriff der Lederhosenzombies“ einfach nie so richtig in Fahrt kommt.

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